Grünau
Der Schrecken hält Einzug in Grünau

Der fünfte Teil der bekannten Krimidinner-Reihe feiert Premiere

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

 

Grünau (DK) Wenn Schloss Grünau zu Darkwood Castle mutiert, wo Lord George Peter Ashtonburry seinen 60. Geburtstag feiert, dann dürfen sich die hochwohlgeborenen Gäste auf einen spannenden und kulinarisch reizvollen Abend freuen. „Die Nacht des Schreckens“ hat am Samstag Premiere gefeiert.

Der fünfte Teil der Krimidinner-Reihe ist chronologisch gesehen der erste, die Vorgeschichte von „Ein Leichenschmaus“, mit dem die Erfolgsgeschichte aus der Feder von Alexandra Stamm vor fünf Jahren im Jagdschloss Grünau begann. Diesmal lernen die aus ganz Bayern und darüber hinaus angereisten Angehörigen schottischer Clans – so sind die Besucher begrüßt worden - den Lord noch persönlich kennen, wenn er jeden Einzelnen mit Handschlag oder Handkuss willkommen heißt, einigen Auserwählten einen schwarzen Zylinder aufs Haupt setzt und bereits erste Spitzen mit der eigenen Gattin austauscht. Um die Ehe ist es offenbar nicht gut bestellt. Scheidung und Testamentsänderung sind allerdings nicht die einzigen Gespenster, die über dem Festsaal schweben, dessen staubverhangene Kerzenleuchter erfolgreich dem Staubwedel von Dienstmädchen Rose entgangen sind. Noch bevor Butler James Bunter den Gong zelebriert, um die mediterran angehauchte „mörderisch leckere Vorspeisenvariation“ auftragen zu lassen, erscheint ein Geist aus des Lords Vergangenheit, um ihn und seine Familie zu verfluchen. Der Lord verschwindet im Arbeitszimmer, Lady Ashtonburry bleibt es überlassen, die Gäste mit Essen zu beruhigen. Die lassen es sich schmecken, genießen gut fünf Stunden lang weitere Szenen der Krimikomödie, die das fünfköpfige Ensemble vor und mit dem Publikum inszeniert. Etliche Zuschauer dürfen mitspielen, allen voran die vier Zylinderträger Robert, Stefan, Georg und Josef, die mehrfach zum Antreten aufgerufen werden und das schottische Brauchtum des Puddingclubs zelebrieren dürfen, wofür sie mit überdimensionierten Löffeln ausgestattet werden. Notar Tanner darf das Testament des Lords ändern, mehr zu tun bekommt Dr. Ammershaw. „Sie sind wohl Spezialist für schnelles Ableben“, knurrt ihn der Inspektor an, nachdem der am frühen Abend zum Doktor Ernannte bereits den dritten Todesfall attestiert hat. Doch bevor es so weit kommt, dürfen sich die Gäste noch an „mit steirischen Kernöl vergifteter Kürbiscremesuppe“, wobei der Küchenchef von Ashtonburry alias Göbel&Deiml offenbar versucht hat, den Giftgeschmack durch Ingwer zu übertünchen, laben.

Unschlagbar ist Florian Wegner als Butler Bunter, einerseits snobistischer als der Lord selbst, andererseits immer für einen kessen Spruch gut. Isabell Behrendt hat gleich zwei naive Rollen übernommen, wobei ihr der soziale Aufstieg vom dümmlichen Dienstmädchen zur spitzzüngigen Tochter des Hauses gelingt. Ada Kowalewski liefert sich als Lady Ashtonburry unterhaltsame verbale Schlachten mit Butler und Ehemann, nach dessen Ableben Heiko Haynert als Inspektor wiederkommen und sozusagen seinen eigenen Tod untersuchen darf. André Borning als zwielichter Gutsverwalter Morton sowie als Mr. Plum, Vorsitzender des Puddingclubs, komplettiert das spiel- und improvisierfreudig agierende Ensemble, das immer wieder Kontakt zum Publikum aufnimmt. Musik aus Miss-Marple- oder Edgar-Wallace-Filmen plus stimmige Licht- und Toneffekte tragen ihr Teil zum Gesamtpaket eines absolut sehenswerten, unterhaltsamen wie heiteren Abends bei. Im Vergleich zu vergangenen Vorstellungen scheinen die Texte spritziger geworden zu sein, was Teamleiterin Nina Schmidt bestätigt – sie wurden tatsächlich überarbeitet.