Ingolstadt
Der Schatz von der Pestalozzistraße

Grundschüler aus der ganzen Stadt sammelten tonnenweise Korken, alte CDs und Kerzenreste für eine sinnvolle Wiederverwertung

27.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Grüße vom Wertstoffberg: Die Säcke, auf denen die mit Urkunden ausgezeichneten Schüler und Lehrer sitzen - vorn in der Mitte Rektor Josef Braun - sind nur ein kleiner Teil der zwei Tonnen wiederverwertbaren Materials, das Ingolstädter Grundschüler allein seit 2013 gesammelt haben, denn es passte nicht alles aufs Foto. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Den fünfstelligen Bereich haben sie längst hinter sich gelassen. Die kleinen, enthusiastischen Sammler von Wertstoffschätzen aus dem Alltag rechnen mit sechsstelligen Zahlen, wenn sie beziffern, was sie gemeinsam mit Josef Braun, Rektor der Grundschule an der Pestalozzistraße und Umweltberater der Ingolstädter Schulen, alles zum Zwecke der sinnvollen Wiederverwertung zusammengetragen haben.

Insgesamt waren es in den vergangenen 17 Jahren rund 15 000 Kilogramm, also 15 Tonnen. Kinder aus allen Grundschulen der Stadt und deren Familien, Freunde und Nachbarn haben mitgemacht und Korken, kaputte Stifte, Kerzenreste und ausgemusterte CDs abgegeben. In einem Raum der Grundschule an der Pestalozzistraße türmen sich die in den vergangenen drei Jahren gefüllten Säcke mit den Gütern, die so vor dem Verbrennen bewahrt werden. Stolz posierten die Kinder auf dem Wertstoffberg, bevor Braun wieder die Schulen mit der erfolgreichsten Bilanz auszeichnete und alle Beteiligten - auch die Sponsoren, die über die Jahre insgesamt 6500 Euro zur Verfügung gestellt haben - für ihren Dienst an der Umwelt lobte.

Seit 2013 haben die Kinder fast 600 Kilo Korken, 313 Kilo (oder rund 21 000 Stück) CDs und 1035 Kilo Kerzenreste gesammelt. Bei den Korken liegt die Grundschule an der Münchener Straße mit 176 Kilo vorne, gefolgt von der Irgertsheimer Schule mit 101 Kilo und der Grundschule an der Pestalozzistraße mit 97 Kilo. Die Irgertsheimer Kinder trugen 118 Kilo CDs bei und erreichten damit Platz eins, gefolgt von der Grundschule Zuchering (38 Kilo) und der Grundschule an der Pestalozzistraße (31). Und bei den Wachsresten gewannen die Kinder von der Münchner Straße mit 283 Kilo vor den Irgertsheimern (198) und der Grundschule Oberhaunstadt (134). Wie immer gab es Preisgeld: Die Erstplatzierten bekamen jeweils 100 Euro, die Zweiten 75 Euro, die Dritten 50 Euro und für die Plätze vier und fünf gab es je 20 Euro. "Aus dem gesammelten Material werden wertvolle Sachen hergestellt", erklärte Braun. CDs werden etwa zu Gießkannen. Die Korken werden unter anderen von Jugendlichen mit Behinderung sortiert. "Durch euer Engagement verschafft ihr ihnen Arbeit, denn das ist eine sinnvolle Tätigkeit. Darauf könnt ihr stolz sein!", sagte Braun zu den Kindern. Der Leitsatz des engagierten Umweltberaters: "Wenn viele Leute an vielen Orten viele kleine Dinge tun, dann ist mehr als genug erreicht!"

Braun geht mit dem Ende dieses Schuljahrs in den Ruhestand - und kann auf eine beeindruckende Bilanz als Initiator und Organisator dieser Umweltaktionen blicken: In 17 Jahren brachten Ingolstädter Grundschüler insgesamt 8000 Kilo Korken zur Sammelstelle - das sind vier bis fünf Millionen Stück. Binnen 15 Jahren kamen 4000 Kilo CDs zusammen, das sind rund 300 000 Stück. Und in sieben Jahren sammelten die Kinder 3100 Kilo Kerzenreste. Plus einen ganzen Laster voller alter Stifte. Darauf könne man sehr stolz sein, sagt Braun.

Wie die Schüler auf diese sensationellen Zahlen kommen, zeigen Erfahrungsberichte, zum Beispiel der von Juan (10): "Ich mach' des so: Ich geh' in meinem Viertel rum und frag' jeden Nachbarn, ob er Korken und alte CDs hat, und wenn sie ja sagen, sammel ich alles ein in eine Riesentüte." Sein Klassenkamerad Robert berichtet von einer Art kulturellem Kreislauf: "Mein Vater hat viele CDs, und wenn er sie nicht mehr will, dann sagt er es mir, und ich nehme sie mit." Der Vater kauft dann neue CDs. Die aussortierten werden geschreddert und erleben eine Neugeburt als Gießkanne oder anderer nützlicher Gegenstand.