Schwaig
Der Schatz im Kiesweiher

Lokalpolitik beim Schwaigerer Grenzlandstarkbiermarathon Brillante Lieder, fulminantes Singspiel

20.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Von Bleichgesichtern und Indianern: Das Singspiel beim Starkbierfest in Schwaig um den Schatz im Kiesweiher kam bei den Gästen blendend an. Auch die Starkbierrede kam gut an, insbesondere dann, wenn es um Lokalpolitik ging. - Fotos: Lamprecht

Schwaig (PK) Jubiläumsstarkbierfest im vergangenen Jahr. Starkbierfest 2.0 in diesem. Technisch aufgerüstet und mit brillanten Liedern und fulminantem Singspiel begeisterten die Mitwirkenden bei der Premiere des Schwaigerer Grenzlandstarkbiermarathons am Freitagabend.

Die Gäste in der restlos voll besetzten Appel-Seitz-Stiftung genossen wie immer "Starkbier in Schwaig" - ein ganz besonderes Erlebnis, das inzwischen weit über die Grenzen des Neustädter Ortsteils bekannt ist. Da verwundert es nicht, dass viele der Gäste, die zur Premiere am Freitag gekommen waren, aus der nahen und auch entfernteren Umgebung angereist waren.

Entsprechend stand, allein schon um die Verständigung im späteren Programm zu gewährleisten, zum Ende des ersten Liederblocks erst einmal ein musikalischer Bayerischkurs auf dem Programm. Denn eins ist klar: Die bayerische Sprache, "auf die wir stolz sein dürfen", ist manchmal doch ganz anders und auf jeden Fall viel klarer als in jeder anderen Sprache der Welt. Allerdings eben nur dann, wenn man es auch versteht.

So richtig nötig wäre der kleine Ausflug in die Welt der Sprache zwar nicht gewesen - verstanden hätte man sich sonst wohl auch - lustig und typisch Grenzlandstarkbierfest war er aber auf jeden Fall.

Das gilt auch für die vielen anderen Lieder, die die Mitglieder der Dorfbühne an diesem Abend auf die Bühne brachten: Egal ob als Liederblock vor der Starkbierrede oder nach dem Singspiel, als musikalische Begleitung von Judith Brigls Rede oder einfach nur so zwischendurch - immer trafen Lieder und Texte auf den Punkt. Nie nahm man da ein Blatt vor den Mund und fast immer ging es dabei auch um aktuelle Themen, die die Bürger des Ortsteils im vergangenen Jahr bewegten. Bestes Beispiel: "Ein Jägermann aus Schwaig" und "10 Meter geh", das Lied über die neue Parkregelung vor dem Wirtshaus.

Eine Menge Lokalkolorit und Humor bewiesen die Schwaiger auch wieder mit ihrem Singspiel vom Schatz im Kiesweiher, bei dem die Bleichgesichter aus Berlin (Steffi Gruner als Angela Merkel), München (Michael Bichlmaier als Horst Seehofer) und natürlich auch Neustadt (Andreas Schmidt als Bernhard Rieger und Christian Hauber als Thomas Reimer) die Region besuchen. Dort bekommen sie es freilich mächtig mit den Häuptlingen der einheimischen Indianerstämme - namentlich dem Goaßzipfe Anderl von den Münchsmünsterer Leberkasindianern (Roland Straka), Sittling Bull aus Bad Gögging (Günter Kiermeyer), dem Halbblut Sam Miller vom Stamm der Pförringer Donaubatscher (Christian Jaksch), dem Schwaigerer Winnetou und deren Squaws zu tun. Eifrig wird da per Rauchzeichen mit Häuptling Red Bull Martin aus Vohburg und über den "singenden Draht, blos vui besser" mit Old Max Pollin kommuniziert. Und am Ende geht es sogar in Muggis Saloon (Sabrina Schmidt als Johanna Werner Muggendorfer) auf ein starkes Bier, bei dem sich dann erwartungsgemäß auch eine Lösung für alle örtlichen Probleme - vom Kiesabbau über den Polder bis hin zur immer noch kritisierten Gebietsreform vor vielen Jahren - findet.

Überhaupt kam das, was beim Grenzlandstarkbierfest auf der Bühne gesagt und gesungen wurde, immer dann am Besten an, wenn es in erster Linie um das Lokale in der Politik ging. Deutlich wurde das vor allem bei der Starkbierrede von Judith Brigl, die nach einem etwas durchwachsenen Ausflug in die große Politik (beim zweiten Auftritt gestrafft) am Ende mit unzähligen Verweisen auf lokale Entscheidungen und ebensolche Geschehnisse nicht nur für viel Gelächter, sondern auch begeistertes Johlen im Publikum sorgte: So nach dem Motto "Böse Menschen behaupten in Schwaig ist der Hund verreckt, aber das stimmt net, den Hund hams daschossn." Oder "Oben Strom, unten glatt - bei der Neustädter Innenstadtsanierung findet wirklich jeder was, über das er sich aufregen kann."