Ingolstadt
Der Riese unter den Veilchen

27.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Veilchen sind hübsche Blumen, aber klein und eher unscheinbar. Wer das meint, hat noch kein Hohes Veilchen gesehen. Die Pflanze mit dem lateinischen Namen Viola elatior kann immerhin mehr als einen halben Meter hoch werden und ist damit im Vergleich zu anderen Veilchenarten eine besonders große Schönheit.

Trotzdem ist es kein Wunder, dass außer Experten kaum jemand die Blume kennt: „Sie ist sehr selten und steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten“, sagt Christine Margraf vom Bund Naturschutz. Die gebürtige Ingolstädterin hat sich in ihrer Doktorarbeit mit den hiesigen Donau-Auen beschäftigt. Und genau dieser Flussabschnitt gehört zu den wenigen Stellen in Bayern, wo das Hohe Veilchen wächst. In der Region kommt es ansonsten noch vereinzelt am Lech sowie in den Amper-Auen vor. „Das Hohe Veilchen ist eine typische Stromtalart und braucht wechselfeuchte Böden“, erklärt Margraf. Die Biologin hofft, dass die laufenden Maßnahmen zur Donau-Renaturierung dazu führen, dass der Grundwasserstand entsprechend dem Hoch- und Niedrigwasser im Fluss wieder stärker schwankt. Dann könnte die seltene Pflanze bei uns künftig wieder häufiger werden.

Zur Fortpflanzung setzt das Hohe Veilchen übrigens eine spezielle Strategie ein: Seine Blüten verfügen über einen Schleudermechanismus, mit dem die Samen herauskatapultiert werden. Dann kommen Ameisen ins Spiel: Die Samen haben nämlich nährstoffreiche Anhängsel, die nach Margrafs Worten für die Insekten „im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen sind“. Und weil die Ameisen auf diesem Weg die Samen verbreiten, profitieren Tier und Pflanze gleichermaßen von dieser Strategie.