Rennertshofen (DK) Es ist zwar nur ein kleiner Teil der Rennertshofener Mauer und nur ein Teil seines eigenen Abschnitts - doch mit der Sanierung des Teilstücks hat Johann Stachel ein Exempel statuiert, wie eine Erneuerung im Sinne des Denkmalschutzes aussehen kann. Einfach war das nicht.
Von einem "Musterbeispiel" sprach der Kreisrat und Rennertshofener Altbürgermeister Ernst Gebert in der Sitzung des Kreisausschusses Neuburg-Schrobenhausen. Würden alle Mauerbesitzer so viel Engagement zeigen, gäbe es in Rennertshofen kein Problem mit dem denkmalgeschützten Ensemble, so der verdiente Lokalpolitiker.
Die Marktmauer ist ein Politikum. Und nicht erst seit gestern. Grau und trostlos schaut sie größtenteils aus, von Moos zerfressen, der Putz abgebröckelt, oftmals mehr schlecht als recht in Stand gehalten. Das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal die Eigentümerfrage: Jeder Abschnitt gehört einem anderen Rennertshofener. Und die sind sich uneinig, was aus der Mauer werden soll. Manche wollen Zufahrten durchbrechen, andere wünschen sich ein einheitliches Bild. Doch das ist nicht so einfach. Das Ensemble, das offenbar schon die Schweden im Dreißigjährigen Krieg aus dem Markt fernhalten sollte, steht unter Denkmalschutz. Einfach mal drauflos sanieren geht also nicht.
Entsprechend dicke Bretter hat Johann Stachel bohren müssen, entsprechend lange hat es gedauert. "Ich hab mir irgendwann gedacht, das machst Du jetzt", erzählt der Rennertshofener. "Irgendjemand muss ja mal den Anfang machen." Herausgekommen ist ein kleiner Mauerabschnitt, der allen Ansprüchen des Denkmalschutzes genügt. 12 000 Euro hat das gekostet. "Man kann über den Denkmalschutz sagen was man will, aber das Geld war sofort da", berichtet er.
5000 Euro förderte das Landesamt für Denkmalpflege, 1200 Euro der Bezirk Oberbayern, 700 Euro die bayerische Landesstiftung, 250 Euro der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, den Rest musste Stachel selbst stemmen - vom Marktgemeinderat Rennertshofen gab es keinen Cent. Kein Geld ohne einheitliches Gesamtkonzept, hieß es im Bauausschuss . Man wollte kein Fass aufmachen. "Wir hoffen weiter auf ein Gesamtkonzept. Und wir sind froh über Privatinitiativen. Wenn jemand etwas macht, wäre es schön, wenn auf den Nachbarn geachtet wird, damit es ein bisschen einheitlich aussieht", sagt Bürgermeister Georg Hirschbeck dazu. Außerdem traute der Bauausschuss dem Putz nicht: Ob er moderne Einflüsse wie Salz und Abgase so gut verträgt?
Hinzu kommt der enorme Preis: 12 000 Euro. Das ist teuer. Original Donausand wurde im Putz verarbeitet, weiße Kalkteilchen sind darin zu erkennen. Ein Fachmann hat rekonstruiert, wie der damalige Putz zusammengesetzt gewesen sein muss - und ihn entsprechend nachgeahmt.
"Es ist wirklich toll, dass Herr Stachel dieses Musterbeispiel ermöglicht hat", sagt Christa Nieser, im Landratsamt zuständig für den Denkmalschutz. Es zeige auch, wie eine entsprechende Förderung aussehen kann.
Ist das der Anfang für eine einheitliche Sanierung der Mauer? Das glaubt Stachel nicht, und Nieser auch nicht. "Es wird wohl immer nur partielle Lösungen geben, sagt die Beamtin. "Die Mauer wird noch in hundert Jahren so verschieden aussehen", meint der Rennertshofener. Das fängt schon bei seinem Teilstück an - denn der Großteil seines Mauerabschnitts wurde in den 80ern verputzt, ist längst von der Nässe geschwärzt und vergraut. Und wird in näherer Zukunft auch so bleiben. Und auch der frisch sanierte Teil wird wohl nachdunkeln. Eine Reinigung der Mauer zum Beispiel mit einem Dampfstrahler ist denkmalschutzrechtlich äußerst schwierig.
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