"Der raue Pfad der Geschichte"

04.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:31 Uhr

Lehrer und eifriger Chronist: Joseph Schuster.

Altmannstein (DK) Sehr sparsam ging und geht der Markt Altmannstein mit der Verleihung des Titels "Ehrenbürger" um. Diese Personen müssen sich schon sehr große Verdienste erworben haben. Zu diesem erlesenen Kreis zählt der Chronist Joseph Schuster, der vor 150 Jahren geboren wurde.

Vor etwa 100 Jahren war der ehemalige Hauptlehrer emsig dabei, eine umfangreiche Chronik über Altmannstein zu erstellen. Sechs Jahre arbeitete Schuster an dem Werk.

Kleine Bilder der Ehrenbürger sind im Marktmuseum zu sehen. Daneben sind jeweils nur ein ein paar Daten aufgeführt: Geburts- und Todesjahr, Jahr der Ernennung sowie Beruf und Berufung. Einzige derzeit lebende Ehrenbürgerin ist Sr. Primasia Kroner, die im Jahr 1952 mit den Mallersdorfer Schwestern nach Altmannstein kam und sich große Verdienste um den Kindergarten und ganz Altmannstein erworben haben. Seit 1994 verbringt Sr. Primasia, Jahrgang 1921, ihren Lebensabend in Bad Wörishofen.

Zu den toten Ehrenbürgern zählt Josef Schuster. Er starb bereits im Jahr 1942. Schuster wäre heuer 150 Jahre alt geworden. Neben dem Konterfei von Schuster steht nur kurz vermerkt: Joseph Schuster, Hauptlehrer 1859 bis 1942, Ortschronist, Ernennung 1904. Schuster, ausgebildet im Lehrerseminar Eichstätt, wurde am 1. April 1890 "Erster Lehrer" in Altmannstein. Schuster muss sich folglich schon als Hauptlehrer große Verdienste um das Schulwesen in Altmannstein erworben haben, denn zum Ehrenbürger ernannt wurde er schon im Jahr 1904.

Freizeit geopfert

Die Auszeichnung erfolgte zu einer Zeit, als er sein Werk von großem historischen Wert noch gar nicht begonnen hatte. Seine umfangreiche Chronik über Altmannstein ging als "Schuster-Chronik" in die Geschichte ein. in seinem Werk ging er auf die Ereignisse und das umfangreiche Geschehen in den Jahrhunderten zuvor ein. "Ein Werk von riesigem Wert," hatte der langjährige Archivar des Museums, Ferdinand Gschwilm, immer betont. Gschwilm ist im vergangenen Jahr gestorben.

Schuster wurde im Jahr 1859 in Langenmoosen geboren. Man kann nur erahnen, wie viel Zeit er in seine Dokumentation steckte. Vermutlich opferte er die Freizeit von sechs Jahren. Im Jahr 1907 begann er mit seiner umfangreichen Chronik. Sechseinhalb Jahre arbeitete er daran und hinterließ damit der Marktgemeinde eine Dokumentation von unschätzbarem Wert.

Schuster war zudem auch noch in vielen Vereinen aktiv, ebenso in der Kommune als Gemeindeschreiber. Die Pflege von Musik und Gesang war ihm ein besonderes Anliegen und er prägte das kulturelle und gesellschaftliche Leben währen dieser Epoche entscheidend. Schuster wurde kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach Weichs bei Regensburg versetzt. Er starb im Jahr 1942.

Als er nach Weichs umzog, war er mit seiner Dokumentation gerade noch fertig geworden. "Ein Werk von großer Bedeutung", betont stets Bürgermeister Adam Dierl (CSU).

Die Geschichte und Schicksale des Marktes interessierten Joseph Schuster immens. Deshalb trug er in jahrelanger mühseliger Kleinarbeit aus den Archiven und anderen Quellen Materialien zusammen. Persönliche Gespräche mit Zeitzeugen und anderen Bürgern sowie Recherchen vielfältiger Art ermöglichten Schuster schließlich die Erstellung einer heimatkundlichen seiner geschichtlichen Dokumentation. Schuster wurde auch vom damaligen Bürgermeister Josef Rödel, Dr. Franz Tyroller – er war später Gymnasiallehrer in Passau – und Dr. Georg Süßmeier unterstützt.

Langes Schlusswort

In 14 Kapiteln behandelte Schuster zum Beispiel die geographische Lage, Bevölkerung, Gewerbe, Handel und Verkehr, geschichtliche Entwicklung, öffentliche Einrichtungen, Kirche, Gemeinde, Landwirtschaft, Vereine, Festlichkeiten. Nach sechseinhalb Jahren hatte das handschriftlich verfasste Werk einen Umfang von zwölf Bänden mit 2431 Seiten, dazu einen illustrierten Bildband. Am 1. Oktober 1913 war die Chronik vollendet.

Viele Seiten umfasst alleine Schusters Chronik-Schlusswort. Wie ein Blick zeigt, war er sowohl froh, das Werk erstellt zu haben, als auch erleichtert, damit fertig zu sein. So schreibt er: "Endlich bin ich nach meiner langen Wanderschaft auf dem oft recht rauen Pfad der Geschichte des Marktes Altmannstein am Ziele angelangt. Wenn ich nun die Chronik in ihrer Gesamtheit überblicke, so darf ich mir wohl, ohne unbescheiden zu wirken, sagen, dass ein gutes Stück ehrlicher, redlicher Arbeit abgeschlossen worden ist."