Ingolstadt
Der Problemtransporter

Airbus zieht Konsequenzen aus den vielen Schwierigkeiten mit dem A 400M

29.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

Ingolstadt (DK) Als die Bundeswehr im Dezember den ersten der lang ersehnten neuen A 400M-Militärtransporter in Dienst stellte, war schon klar, dass es nicht ganz mit rechten Dingen zuging. Denn wirklich fertig war das eindrucksvolle Flugzeug bei der Auslieferung noch nicht.

Vor allem fehlt noch das Schutzsystem gegen Angriffe, ohne das Einsätze in Krisengebieten erst gar nicht möglich sind. Doch genau dafür braucht die Bundeswehr dringend die neuen Transportflugzeuge, die die bis zu 46 Jahre alten, pannenanfälligen „Transall“-Maschinen ablösen sollen.

Das wird sich ziehen. Schon bei der ersten Maschine hat das Verteidigungsministerium eine lange Mängelliste aufgestellt. Und dass Airbus dieses Jahr wirklich wie geplant fünf weitere A 400M an die Bundeswehr liefert, glaubt kaum noch jemand. In Berlin rechnet man im Moment noch mit einer bis drei Auslieferungen.

Den anderen Airbus-Kunden – neben Deutschland Großbritannien, Frankreich und die Türkei – geht es nicht besser. Insgesamt hat der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern nach jahrelangen Verzögerungen erst elf der modernen Transportflugzeuge ausgeliefert. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte den Konzern deshalb gerade erst scharf kritisiert.

Es war also höchste Zeit für Airbus-Chef Tom Enders, zu handeln. Die Verspätungen seien ein großes Problem, die Kunden würden zu Recht ungeduldig, sagte Enders gestern Abend in Paris. Die finanziellen Folgen aus den Verspätungen sind laut Enders noch unklar.

Der Spanier Domingo Ureña-Raso, der nun als Chef der Airbus-Militärflugzeugsparte abgelöst wird, war schon seit 2009 für das A 400M-Projekt zuständig – und stand damit in der Verantwortung für die vielen Probleme mit dem Projekt. Sein Nachfolger Fernando Alonso (Foto) bringt als Leiter der Testflug-Programme bei den zivilen Airbus-Flugzeugen eine Menge technischer Erfahrung mit.

Auch mit der Einbeziehung von Pilar Albiac-Murillo, die in der Airbus-Verteidigungssparte für den Bereich „Operations“ zuständig ist, setzt Enders offenbar auf schnelle Problembehebung vor allem bei der Airbus-A 400M-Produktion im Werk Sevilla. Die resolute Spanierin gilt im Konzern als die Frau, „die die Dinge zum Laufen bringt“.

Das Airbus-Werk in Manching bei Ingolstadt ist von den Änderungen kaum betroffen, abgesehen davon, dass Alonso als neuer Chef des Militärflugzeuggeschäfts auch für den größten Standort der Airbus-Verteidigungssparte in Deutsch- land zuständig ist. Die A 400M-Fertigung in Deutschland konzentriert sich auf Bremen, dort wird der Rumpf des Militärtransporters montiert.

Thomas Pretzl, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Airbus-Verteidigungssparte, sieht trotzdem einen Zusammenhang: „Ich kann nicht verstehen, dass man so ein Prestigeprojekt wie den A 400M nicht ausliefern kann und gleichzeitig in Manching Arbeitsplätze abbaut“, sagte er unserer Zeitung. Es gebe in Manching genug qualifizierte Kollegen, die helfen könnten. In dem Airbus-Werk, in dem der Eurofighter gebaut wird, sollen in den nächsten Jahren bis zu 1000 Jobs wegfallen.