Ingolstadt
Der Platz ist Dorfgespräch

10.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:10 Uhr

Blick über den Gartenzaun: Walter Scherb wohnt direkt am Dorfplatz und hat so seine Zweifel, ob wirklich ein neuer Treffpunkt für Gerolfinger entsteht. - Fotos: Rössle

Ingolstadt (DK) Unser Dorfplatz soll schöner werden – so heißt es in Gerolfing. Lange wurde über das Vorhaben geredet, jetzt wird es endlich in Angriff genommen. Die Gerolfinger freilich sind nach wie vor uneins, ob das alles überhaupt sein muss und wo die Bushaltestelle hingehört.

Nur in einem herrscht Einigkeit: So wie er jetzt ausschaut, ist der Dorfplatz an der Eichenwaldstraße keine Zierde. Er liegt wie eine kleine, verlorene Insel an der viel befahrenen Ortsdurchfahrt, umringt von Autos – eine Rasenfläche, ein Ahornbaum, ein Buswartehäuschen. Tristesse pur. "Ich hab das gar nicht als Dorfplatz angesehen", wundert sich denn auch Norbert Herrmann, der seit 1988 in Gerolfing lebt. "Selbst wenn die Fläche jetzt schöner gestaltet wird – ich glaube nicht, dass es dann ein Dorfplatz wird."
 

Dabei sollen laut Stadtplanungsamt ungefähr 200 000 Euro in die Verschönerung investiert werden. "Um den Ortsteil zu stärken und den öffentlichen Raum aufzuwerten", wie es im Amtsdeutsch heißt. Auf der weitläufigen, einheitlich gepflasterten Fläche mit Brunnen und Bäumen sollen künftig Dorffeste steigen, sollen sich die Leute treffen.

"Mir ist das gleich, wir treffen uns immer sonntags beim Meierbeck zum Dämmerschoppen", sagt Walter Scherb, der vom Gartenzaun seines Anwesens an der Gerolfstraße direkt auf den Dorfplatz blickt. "Eigentlich braucht’s das nicht", meint er und deutet auf den Ahorn. "Der Baum ist eh tot." Sein Bekannter versteht nicht, "warum die schöne Teerstraße weggerissen werden soll." Er zuckt die Achseln: "Ja mei, wenn die Stadt so viel Geld hat."

In der Wohnküche der Familie Ledl ist es gemütlich warm. Direkt vor ihr Haus sollte die Bushaltestelle ursprünglich verpflanzt werden. "Wir haben das aus der Zeitung erfahren", bemerkt Joahnn Ledl, und seine Frau Maria fügt hinzu: "Das geht doch gar nicht, denn an Himmelfahrt steht da ein Altar. Außerdem hätte das ein Chaos gegeben, wo doch vorm Hackner und vor der Sparkasse ständig Autos parken. Und dann sollte da noch der Bus halten, 28 Mal am Tag"

Also haben die Ledls Unterschriften gesammelt gegen die Verlegung: 55 Leute haben unterzeichnet. Jetzt bleibt die Haltestelle am Dorfplatz, definitiv. Harry Kruse, der von seinem Büro aus den besten Ausblick auf das strittige Wartehäuschen hat, stört das überhaupt nicht: "Der Standort am Dorfplatz ist vom Verkehrsablauf her sinnvoll. Haltestellen müssen eben sein, die sind wichtig. Allerdings hab ich manchmal schon den Eindruck, dass es in Gerolfing besonders viele gibt." Der Unternehmer schmunzelt. "Ich freue mich auf jeden Fall, wenn der Dorfplatz hergerichtet wird – das ist schön für Gerolfing."

Am Dorfplatz führen zwei Frauen ein Streitgespräch: Aus Sicherheitsgründen sei es besser, die Bushaltestelle am alten Platz zu lassen, meint Christine Prems. Resi Ettl sieht das jedoch ganz anders: "Ich finde, das Bushäusl stört auf dem Dorfplatz. Mir hätte es woanders besser besser gefallen. Alle sagen immer, die Busverbindungen müssen besser werden. Aber dann will keiner die Haltestellen haben."

Auch wenn die Meinungen noch auseinander gehen – die Entscheidung ist gefallen. "Für die Gerolfinger", sagt Hans-Jürgen Binner, Vorsitzender des Bezirksausschusses West, "ist das Wichtigste, dass die Sache nach so vielen Jahren endlich vorankommt. Wenn alles gut geht, können wir schon im Herbst ein schönes Einweihungsfest feiern."