Der Planet wird geplündert

WWF-Bericht kritisiert auch Lebensstil Deutschlands

30.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Berlin (AFP) Der Mensch hat in nur vier Jahrzehnten die Zahl der Wirbeltiere auf unserem Planeten um die Hälfte reduziert: Durch Jagen, Fischen oder den Verlust von Lebensraum sei die Zahl von Land-, Meeres- und Süßwassertieren in 40 Jahren um 52 Prozent zurückgegangen, hieß es gestern in einem Bericht der Umweltorganisation WWF. Auch Deutschland trage durch ein Ausplündern natürlicher Ressourcen zur Zerstörung von Naturräumen bei.

Die Zählung des WWF umfasst 3200 Wirbeltier-Arten von 1970 bis 2010. Dem Bericht zufolge ging die Zahl der Land- und Meerestiere in dem Zeitraum um 39 Prozent zurück, die Zahl der Süßwasser-Tiere sogar um 76 Prozent. Zusammengenommen sei daher „die Zahl der Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische weltweit im Durchschnitt rund halb so groß wie vor 40 Jahren“, beklagte der WWF. Dies sei ein „viel größerer Rückgang“ als gedacht. Der Klimawandel werde den Druck auf die Tierarten noch verstärken.

„Wir gebrauchen die Geschenke der Natur, als ob wir mehr als nur eine Erde zu unserer Verfügung hätten“, kritisierte WWF-Generaldirektor Marco Lambertini im Vorwort zu dem Bericht „Living Planet Report 2014“. So holze der Mensch Bäume schneller ab als sie wieder nachwachsen und überfische die Ozeane. Der Mensch gefährde damit seine eigene Zukunft. Der WWF verwies dabei auch auf das massive Bevölkerungswachstum von 3,7 Milliarden 1970 auf fast sieben Milliarden 2010.

Der Bericht stützt sich auf Daten über die Populationen von 3200 Wirbeltier-Arten von Elefanten über Haie und Schildkröten bis hin zu Albatrossen. Den drastischsten Rückgang bei den Tieren vermeldete der WWF mit 83 Prozent aus Lateinamerika. Dabei sei die Verantwortung reicher Länder wegen der dort hohen Kohlendioxid-Emissionen besonders groß, während Menschen in ärmeren Ländern vor allem durch Land- und Waldnutzung zum Rückgang der Wirbeltiere beitrugen.

Die Deutschen verbrauchen laut WWF für ihren Lebensstil pro Jahr weit mehr als doppelt so viele natürliche Ressourcen wie ihr eigenes Land dauerhaft zur Verfügung stellen kann. Eine Folge sei, dass Deutschland große Teile seines sogenannten ökologischen Fußabdrucks auf andere Länder ausgelagert habe und deren Ressourcen für eigene Zwecke massiv in Anspruch nehme. Ein Beispiel sei der Import großer Mengen von Soja als Futtermittel für die deutsche Landwirtschaft.

„Wir sind weit davon entfernt, Vorbild zu sein“, erklärte Eberhard Brandes, Geschäftsführer des WWF Deutschland. Insgesamt übernutzt die Menschheit die ökologische Tragfähigkeit der Erde den WWF-Berechnungen zufolge um das Eineinhalbfache. Es wären also rechnerisch 1,5 Erden für eine nachhaltige Bedarfsdeckung nötig.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) verwies in Berlin ebenfalls auf „das dramatische Ausmaß der Übernutzung unserer Lebensgrundlagen“. Zugleich gehöre Deutschland jedoch zu den größten Unterstützern im Kampf für den Erhalt der globalen Artenvielfalt.