Untermaxfeld
Der Pfarrer im Blaumann

Der Ende Juli gestorbene Bischöflich Geistliche Rat Anton Wagner hat im Donaumoos viele Spuren hinterlassen

24.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:42 Uhr
  −Foto: Budke/privat, Bistum Augsburg

Untermaxfeld - Zwölf Jahre lang war Anton Wagner Seelsorger für die Pfarreien St. Maximilian Ludwigsmoos und St. Josef Klingsmoos, ab 1981 dann auch für St. Joseph Untermaxfeld.

 

Als Erbauer zweier Kirchen ist sein Name in den Chroniken der Kirchengemeinden festgeschrieben. Darüber hinaus bleibt er als Pfarrer in Erinnerung, der anpackte, Verständnis für das alltägliche Leben hatte und dem einfach die Menschen wichtig waren. Am 29. Juli ist er mit 86 Jahren gestorben.

 

Vom 1. September 1976 bis zum 31. Oktober 1988 war Anton Wagner Pfarrer in Königsmoos. Zu seinen Aufgaben gehörten die Gottesdienste in den drei Kirchen, an jedem Sonntag und der Religionsunterricht an der Schule in Stengelheim. Karl Braun, der viele Jahre Kirchenpfleger in Untermaxfeld war, erinnert sich: "Ich übernahm das Amt ja offiziell erst 1989, als Pfarrer Wagner schon nicht mehr da war, aber vorher war ich im Pfarrgemeinderat tätig. So kannte ich den Pfarrer ganz gut. " Um 8.15 Uhr begann damals der Gottesdienst in Untermaxfeld, seit 1988 in der neu erbauten St.-Josephs-Kirche. Anschließend machte sich Wagner auf den Weg in die anderen beiden Gotteshäuser. "Er fuhr einen Opel Corsa", weiß Josef Heckl, " das kleinste Auto aus deutschem Fabrikat, hat der Pfarrer gesagt". Grau war es wohl, das kleine Gefährt und wichtig in der weitläufigen Gemeinde.

 

Am Sonntagnachmittag kam der Pfarrer dann bei der Familie von Josef Heckl vorbei - zum Kaffee. Heckl wohnt bis heute schräg gegenüber der Untermaxfelder Kirche und hatte somit einen guten Blick auch auf den Pfarrer. "Im alten Pfarrhaus hatte er sich ein Zimmer hergerichtet. Da war er sonntags immer - da war er ungestört. " Braun ergänzt: "Hier war alles noch Wald, außer Vogel pfeifen war da gar nichts. Das war sein Ruheplatz und es war ihm ganz wichtig, er hat das genossen. " Auch bei den Bauarbeiten am Gotteshaus konnten ihn Passanten beobachten: "Da kam mal jemand und fragte: ,Wo ist denn der Pfarrer? ' Ja, ich stehe vor ihnen, habe er geantwortet. Den Blaumann hat er angehabt", erinnert sich Karl Braun und Heckl nickt zustimmend. "Er war spätberufen", sagt Braun und Heckl erzählt: "Wagner hatte eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, war auch im Ausland. Und beim Bau der Kirche half er im Blaumann mit. " Ganz harmonisch sei das nicht immer gewesen: "Es war ja ein Elektriker beauftragt und dann hatte der Pfarrer aber schon wieder eine Leitung gezogen - da war man sich nicht immer einer Meinung. " Mit dem Architekten habe sich Wagner nicht gut verstanden: "Engel hieß der - der Pfarrer hat zu ihm gesagt: Sie haben aber nicht den richtigen Namen", berichtet Heckl eine kleine Anekdote. Dabei war der Pfarrer aber überhaupt kein streitbarer Mann: "Ich habe nie gehört, dass er laut wurde", sagt Braun und Heckl stimmt zu.

 

Vielmehr habe er mit allen Menschen "ganz normal" umgehen können: "Er war nicht der Studierte, sondern man konnte über ganz Alltägliches, über Beruf und Arbeit mit ihm reden, wenn man ihn auf der Straße traf", weiß Braun, "der hat dazu gehört. Auch seine Predigten waren so - nicht nur theologisch, sondern man hatte das Gefühl, er lebt, was er sagt und man hatte selber etwas davon. " Vielleicht war das auch ein Grund, warum er bei den jungen Menschen so beliebt war: "Wir hatten sehr viele Ministranten in der Zeit. " Heckl erinnert sich: "Kaba hat er mit ihnen getrunken in den Ministranten-Stunden. "

Braun hatte damals selbst einen Sohn, der ministrierte: "Es musste nicht alles auswendig gelernt werden, sondern der Pfarrer spielte Karten mit den Jungen oder Fußball. Die haben ihn geliebt, die jungen Leute. Und jeder, der Zeit hatte, ist gekommen, weil es Spaß gemacht hat. " Dabei habe Wagner wirklich viel gearbeitet: "Mit dem Bau der Kirchen zuerst in Klingsmoos und dann in Untermaxfeld hatte er so viel zu tun: Pläne, Genehmigungen, Ausschreibungen und immer wieder musste er nach Augsburg fahren. Was der Mann geleistet hat - der muss Tag und Nacht gearbeitet haben. " In Augsburg sei Wagner beliebt gewesen, vermutet Braun: "Er kam ja daher, kannte viele dort in der Diözese, hatte gute Kontakte. " So ging der Pfarrer 1988 von Klingsmoos in seine Geburtsstadt: "Er ist freiwillig gegangen. Das hat mich schon geärgert", sagt Braun und Heckl weiß auch warum: "So einen guten Pfarrer haben wir nicht wieder gehabt. " Immerhin war das ein Grund, warum Braun gern für den Bau der Kirche spendete: "Es gab einen Brief vom Pfarrer mit einer Bitte, pro Hektar Land einen bestimmten Betrag zu geben. 4000 Mark waren das für mich und meine Familie - das war viel Geld, aber wir wollten uns beteiligen. " Damals wurde ein Pfarrfest veranstaltet, um Geld zu sammeln; das ist bis heute als Termin im Jahr der Kirchengemeinde geblieben. Die Zahl der Ministranten ist dagegen deutlich zurückgegangen und auch den Bibelkreis, den Wagner gründete, gibt es nicht mehr. Pfarrer Wagner bleibt in guter Erinnerung, ist sich Karl Braun sicher: "Er war nicht nur Pfarrer, er war einfach Mensch. "

DK