Pfaffenhofen
Der Oboen-Doktor

23.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:29 Uhr

Hans-Peter Springer kann Oboen nicht nur aufpeppen, sondern ist auch selbst ein Meister auf diesem Instrument. So ist es ihm möglich, auf die Wünsche seiner Kunden einzugehen - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (PK) „In schwierigen Situationen hat mich immer die Musik wieder aufgerichtet.“ Hans-Peter Springer, Jahrgang 1938, hat in seinem Leben viele Höhen und Tiefen erlebt – und immer war es die Musik, die ihn aus den Tälern wieder herausgeführt hat.

Wer Hans-Peter Springer in dem kleinen Häuschen in der „Hipp-Siedlung“ besuchen will, muss schon suchen. Ein wenig zurückgesetzt und von viel Grün umgeben ist das 80 Jahre alte Haus schon. Katzen umstreichen das Anwesen, der Weg vom Gartentor zum Wohnhaus ist uneben, die Trittplatten hat es verschoben, die Zweige der Obstbäume biegen sich schwer unter der Last der Früchte.

Drinnen sieht es aus wie in einer typischen häuslichen Miniwerkstatt. Eine kleine Drehbank steht da, kleine Feilen und Justierwerkzeuge sind zu sehen. Und mitten drin Hans-Peter Springer, der Oboenveredler, wie er sich offiziell nennt. Als er anfängt, aus seinem Leben zu erzählen, wird schnell deutlich, dass dieser Mann nicht aufgibt – weder seinen Beruf noch die Musik noch sich selbst.

An eine Ausbildung als Klarinettist, die er durch Mitarbeit in einem Kurorchester finanzieren konnte, schloss sich eine Lehre als Holzmusikinstrumentenbauer an. Immer wieder spielte er in Orchestern mit, lernte dort andere Musiker kennen und ihre Probleme mit den Instrumenten.

„Manchmal kann es sein, dass eine Oboe zehn Jahre ihren Dienst tut, manchmal hat das Instrument aber auch schon nach sechs Monaten einen Riss.“ Und ein Riss im tropischen Holz macht das Instrument für Symphonieorchester unbrauchbar. Genau hier setzt jetzt Hans-Peter Springer mit seiner Idee an. Er bohrt das Instrument innen etwas größer, setzt einen handgefertigten Dorn ein, der etwas Luft zum Holz lässt. Den Zwischenraum gießt er mit Epoxidharz aus.

Das Problem dabei ist die Form des eingeführten Dorns. Der ist weder zylindrisch noch konisch, sondern hat eine unregelmäßige Form. „Diese Form ist es, die einer Oboe ihren so typischen Klang gibt,“ erklärte der „Oboen-Doktor“. Da der Oboenkörper aus drei Teilen besteht, muss dieses Verfahren drei Mal angewandt werden. Hans-Peter Springer ist dabei so erfolgreich, dass selbst die Spitzenoboisten weltbekannter Orchester zu seinen Kunden gehören.

Nach Pfaffenhofen hat ihn übrigens Claus Hipp geholt, der schon lange als Hobby-Oboist tätig ist. Bereits vor Jahren hat er ihn immer wieder unterstützt, nicht nur durch die Vermietung eines Hauses aus der Hipp-Siedlung, sondern auch durch finanzielle Zusammenarbeit.