Ingolstadt
Der nimmermüde Jubilar

Vater der Beachvolleyball-Plätze und Freund der Jugend: Heute feiert Winni Werthner 70. Geburtstag

04.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Zweite Heimat auf Sand gebaut: Winfried Werthner fühlt sich bei den Beachvolleyball-Plätzen am Baggersee auch wohl, wenn er einfach nur entspannen will. Vor fast 20 Jahren hat er auf eigene Faust begonnen, die Anlage zu bauen. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Das Thermometer zeigt unglaubliche 28 Grad an diesem Spätsommertag. Zu warm, um ein Foto einfach nur vor dem Computer sitzend zu machen. An dem PC, an dem Winfried Werthner noch immer etliche Stunden pro Woche im Vereinsbüro des MTV Ingolstadt zubringt und Daten einpflegt. "Fahren wir raus zu den Beachvolleyball-Plätzen", schlägt der Mann, der am heutigen Mittwoch seinen 70. Geburtstag feiert, vor. Dort, am Baggersee, fühlt Winni, wie Freunde und Vereinskameraden ihn nennen, sich pudelwohl. Hier sitze er manchmal nur und schaue in den Sonnenuntergang, verrät er. Zumindest dann, wenn er nicht gerade gebraucht wird. Denn als Helfer und "Mädchen für alles", wie er sich selbst nennt, ist er nach wie vor zur Stelle, obwohl er eigentlich vor drei Jahren alle seine Ehrenämter abgelegt hat. Damals erhielt er auf der Sportler-Gala den Ehrenpreis für seine Lebensleistung.

Mehr als 40 Jahre leitete Werthner die Volleyball-Abteilung des MTV Ingolstadt. 16 Jahre brachte er sich als Delegierter beim Stadtjugendring ein. Werthner ist derjenige, dem Ingolstadt seine Beachvolleyball-Plätze zu verdanken hat. Mit dem Bau der ersten beiden Plätze hat er 1997 eigenhändig begonnen, nachdem die Stadt das Grundstück zur Verfügung gestellt hatte. Mitten in der Natur - dort, wo sie sonst keiner haben wollte, weil die Verantwortlichen in den Gremien Vandalismus befürchteten, erinnert er sich. Sein Gespür hat Winni offensichtlich nicht getäuscht. "Es ist heute eine der schönsten Anlagen landesweit", findet er. "Aber es war extrem schwer, das durchzusetzen. Ich war auf mich allein gestellt." Heute, wo Werthner nicht mehr ständig selbst vor Ort ist, kümmert sich Beachwart Erich Meier um die Pflege der Plätze.

Mit dem Beachvolleyball-Areal habe er sich ein Denkmal gesetzt, sagt Werthner zum Schluss des Gesprächs ein wenig unbescheiden. Das muss man ihm zugestehen. Denn bescheiden und uneigennützig agierte der treue und stetige Freund der Ingolstädter Jugend lange genug. Da darf man so kurz vor seinem 70. auch mal aus sich herausgehen. Zumal ihm so ein Ehrentag offenbar nicht viel bedeutet.

"Geburtstage habe ich nie groß gefeiert", räumt er ehrlicherweise ein. Nur an die letzten beiden runden kann er sich gut erinnern. Als er 60 wurde, hat seine Frau ihn mit einer großen Feier überrascht. Zum 50. unternahm er für vier Monate eine Motorradtour durch Australien. "Zusammen mit meinem Sohn", sagt er stolz. Und doch versteinert sich seine bärtige Miene in diesem Moment. Innerhalb weniger Jahre mussten seine Frau und er zwei schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Zuerst verlor die Familie den Sohn im Alter von 35 Jahren, dann die 42-jährige Tochter durch unglückliche Umstände.

Doch die vielen positiven Erlebnisse, die Werthners Leben bis heute bereichern, trösten ihn über so manche schmerzliche Stunde hinweg. Dazu zählen für ihn auch der ständige Kontakt zur Außenwelt und zu seinem Verein, dem MTV, in den er sich immer noch gern einbringt. Selbst am Christoph-Scheiner-Gymnasium, wo der leidenschaftliche Pfeifenraucher und ehemalige Berufssoldat 28 Jahre mit Leib und Seele als Hausmeister tätig war, trifft man ihn. Dort schmeißt er zum jährlichen Schulfest noch regelmäßig den Grill an.

Für den heutigen Tag hat der Jubilar sich freigenommen, auch wenn es seiner Ansicht nach keine große Feier geben soll. "Ich bin in jedem Fall zu Hause, falls jemand kommt, um zu gratulieren", sagt er. Dass dies nicht der Fall sein wird, daran glaubt Winni Werthner wahrscheinlich selbst nicht wirklich.