Ingolstadt
Der neue "Katsche"

Elias Kachunga hat beim FC Ingolstadt viel vor – und liebäugelt mit Kongos Nationalmannschaft

03.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Zweikampf mit dem Teamkollegen: Der neue FC-Stürmer Elias Kachunga (links) versucht im Trainingsspiel gegen Moritz Hartmann den Ball zu behaupten - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Georg Schwarzenbeck ist Elias Kachunga kein Begriff. Und doch hat der neue Stürmer des Bundesliga-Neulings FC Ingolstadt mit dem Weltmeister von 1974 eines gemeinsam – beide hören auf den Spitznamen „Katsche“.

Ralph Hasenhüttl schmunzelt und flachst: „Ich nenne ihn so, weil er ja fast der gleiche Spielertyp ist. Na ja, vielleicht muss mein ,Katsche’ ein bisschen mehr laufen als das Original.“ Schwarzenbeck, der legendäre Ausputzer von „Kaiser“ Franz Beckenbauer hat mit Kachunga natürlich nichts zu tun. Der ehemalige Bayern-Spieler war ein hölzerner, kompromissloser Abwehrspieler, der Ingolstädter Neuzugang ist mit 1,77 Metern relativ klein, dafür wendig, schnell und ballsicher.

Im Training deutet der in Köln aufgewachsene Sohn eines Kongolesen und einer Deutschen bereits sein Potenzial an. Hasenhüttl holt ihn und seine Sturmpartner Stefan Lex und Moritz Hartmann immer wieder beiseite, gibt Tipps, wie man sich noch besser vom Gegner wegstiehlt und welche Laufwege er sehen will. „Wir müssen uns viel austauschen, damit die neuen Spieler schnell lernen, was ich will. Das muss in Fleisch und Blut übergehen“, sagt Hasenhüttl und ergänzt: „Meine Stürmer müssen viel nach hinten arbeiten.“

Kachunga hat die Unterschiede zu seinem Vorgängerklub SC Paderborn bereits bemerkt. „Wir laufen häufiger in die Tiefe, machen mehr Sprints“, sagt der 23-Jährige zum Spielstil. Auch das Umfeld hat er registriert. „Das Trainingsgelände am Audi-Sportpark ist schon klasse. Das hatten wir in Paderborn nicht. Ingolstadt hat ein anderes Potenzial.“

Der Stürmer, der von der U 17 bis zur U 21 sämtliche deutsche Auswahlmannschaften durchlief, fühlt sich zudem geehrt, dass sich Hasenhüttl erneut um ihn bemühte. Als er von Gladbach, für das er zweimal in der Bundesliga zum Einsatz kam, nach Osnabrück ausgeliehen worden war, wollte ihn Hasenhüttl anschließend zu seinem damaligen Klub VfR Aalen holen. Doch Kachunga zog Hertha BSC vor. Ein Fehler – unter Trainer Jos Luhukay kam er nicht zum Zug. Erst nach seinem Wechsel im Januar 2013 nach Paderborn startete der Rechtsfuß durch, stieg mit den Ostwestfalen überraschend in die Bundesliga auf und war vereinsintern mit sechs Treffern bester Torschütze. „Jeder hat seinen Weg“, sagt Kachunga zu seiner wechselhaften Profi-Karriere bei fünf Klubs in fünf Jahren und konkretisiert: „Dass sich der Trainer schon zum zweiten Mal um mich bemüht hat, zeigt mir, dass er mit mir etwas vorhat. Ich sehe in dem langfristigen Vertrag auch einen Vertrauensbeweis.“ Kachunga ist mit einer Ablösesumme von rund 1,5 Millionen Euro der bisher teuerste FC-Spieler. Bis 2019 läuft sein Vertrag.

Im Team der Schanzer trifft er auf einige bekannte Gesichter. „Alfredo Morales kenne ich aus meiner Zeit bei Hertha, Danny da Costa aus den Nachwuchsnationalmannschaften und Tobias Levels aus Gladbach. Aber die Mannschaft ist insgesamt sehr offen, ich habe mich direkt wohl gefühlt“, erzählt Kachunga, der noch nicht weiß, ob seine Freundin mit nach Ingolstadt kommt. „Das hängt von der Arbeitsstelle ab“, meint er.

Konkreter sind seine Pläne, was eine internationale Laufbahn betrifft. „Ich habe das Angebot, für die Nationalmannschaft der Demokratischen Republik Kongo zu spielen. Im vergangenen Jahr war ich erstmals im Heimatland meines Vaters und habe viele Verwandte besucht. Ich habe mich superwohl gefühlt und habe ein Herz für dieses Land“, erzählt Kachunga. Seine Familie lebt in Goma, einer 500 000-Einwohner-Stadt am Kivusee unmittelbar an der Grenze zu Ruanda. Bevor er möglicherweise beim Drittplatzierten der vergangenen Afrikameisterschaft zu seinem ersten Länderspiel kommt, will er sich in Ingolstadt beweisen. Erste Gelegenheit dazu hat Kachunga an diesem Samstag (18 Uhr) im ersten Testspiel beim Regionalligisten Wacker Burghausen.