Ingolstadt
Der nächste Winter kommt bestimmt

Das Bauerngerätemuseum zeigt noch bis Ende Oktober eine Sonderschau mit zahlreichen Quilts

09.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:56 Uhr

Drei Beispiele für Quilts, wie sie noch bis Ende Oktober im Bauerngerätemuseum gezeigt werden. Angelika Satzinger leitet die Köschinger Gruppe mit ihren 14 festen Mitgliedern seit nunmehr 20 Jahren. Alle zwei Jahre ist in Kösching eine Ausstellung zu sehen. Auch soziale Projekte werden unterstützt. - Foto: Pehl

Ingolstadt (DK) Es handelt sich um eine jener Ausstellungen, von denen Museumsleiter Max Böhm nach eigenem Bekunden „rein gar nichts versteht“. Es ist außerdem wohl die Ausstellung, die am spontansten ausgemacht und am schnellsten verwirklicht wurde in der nunmehr 20-jährigen Geschichte des Bauerngerätemuseums.

Bis zum Schluss der Saison Ende Oktober wird in Hundszell eine Ausstellung über Quilts gezeigt. „Das erinnert schon ein wenig an den Winter“, meinte Böhm bei der Eröffnung am Freitagabend und sorgte angesichts von Temperaturen von 35 Grad für große Heiterkeit unter den zahlreichen Besucherinnen sowie den vereinzelten Männern. Denn Quilts, diese aus Flicken verschiedener Stoffe zusammengenähten, aus mehreren Lagen bestehenden Patchworkdecken sind nicht nur sehr schön und kunstvoll, sondern auch warm.

Im Bauerngerätemuseum wird eine Auswahl der schönsten Exemplare der Diamond Quilters gezeigt, einer Gruppe von Köschinger Frauen, die seit nunmehr 20 Jahren solche Arbeiten herstellen. Dabei sind der Auswahl der Muster und der Fantasie praktisch keine Grenzen gesetzt. Denn Quilts finden sich in verschiedenen Formen in fast allen Kulturen der Welt. Sie sind Ausdrucksformen kreativen Schaffens, die man auch als Behang an die Wand hängen kann, so wie im Hundszeller Museum.

Dort ist nicht nur der Quilt zu sehen, der auch die Einladung zur Ausstellung ziert – ein beeindruckendes Exemplar mit 169 Mustern, wie Angelika Satzinger weiß, die Gründerin der Gruppe. „Wir präsentieren auch klassische Quilts der Religionsgemeinschaft der Amish: Es gibt sechs oder sieben traditionelle Muster, und der dunkle Hintergrund bringt die Farben zum Leuchten.“

Andere Exemplare haben moderne Designs und Wellenmuster, manche können und wollen ihre Vorbilder, die Maler Friedensreich Hundertwasser oder August Macke, nicht leugnen. Dabei sind gerade die kleinteiligen Muster bisweilen ungemein arbeitsintensiv. Nicht selten investieren die Quilterinnen mehrere hundert Stunden in ihre Arbeit. Besonders ins Auge sticht ein Quilt, der sich an die Op-Art anlehnt und scheinbar dreidimensional in den Raum hinauswächst. Die Op-Art oder optische Kunst ist eine Stilrichtung der bildenden Kunst der 1960er Jahre, die mithilfe präziser abstrakter Formmuster und geometrischer Farbfiguren beim Betrachter überraschende oder irritierende optische Effekte erzeugt, die Vorstellung von Bewegung, Flimmereffekte und optische Täuschungen.

Allen Quilts ist gemeinsam, dass sie aus Baumwollmaterial bestehen und mit Volumenvlies gefüttert sind. Aus dem Gebot der Sparsamkeit heraus geboren, haben sich Quilts zu einem wichtigen Bereich textiler Kunstfertigkeit entwickelt.