Eichstätt
Der Musikalientandler hört auf

Peter Gottstein übergibt seinen Laden in der Pedettistraße nach 37 Jahren an Hortense Mayr

22.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:48 Uhr

Hortense Mayr übernimmt den Musikalienhandel - Fotos: brp

Eichstätt (brp) Während die Politiker immer noch das Für und Wider diskutieren, ist sie für Peter Gottstein längst Realität: die Rente mit 67. Und angesichts seines jugendlichen Aussehens mag man schier gar nicht glauben, dass er am 1. März offiziell im Ruhestand ist.

Kennen doch so ziemlich alle Eichstätter und die Menschen aus dem ganzen Landkreis Peter Gottstein seit sage und schreibe 37 Jahren kaum anders als hinter dem großen Schreibtisch in seinem Musikalienladen in der Pedettistraße quasi von allen Seiten eingehüllt von Noten, Prospekten, Ordnern und natürlich den verschiedensten Instrumenten.

Kinder- und Schülergenerationen wurden mit ihm groß. kauften zusammen mit ihren Eltern bei ihm ihre erste Blockflöte, die Noten dazu und auch die danach folgenden Instrumente wie Gitarre, Klavier oder Schlagzeug. Oder besorgten Konzertkarten. Oder ein Notenblatt für die Klarinette. Oder brachten ihr Instrument zur Reparatur. Und auch deren Kinder ließen sich in der jüngeren Vergangenheit von ihm über die Vorzüge eines Plastik- oder eines Holzmundstückes für die Blockflöte beraten. Und so meint er: „Ich war der Mann für den täglichen Bedarf an Musikalien, eine Anlaufstelle für den ganzen Umkreis.“ Und ein wenig stolz fügt er, der von sich selbst als „Musikalientandler“ spricht, hinzu: „Es dürfte in Deutschland kaum eine Stadt in dieser Größe geben, wo es noch ein Musikgeschäft gibt.“

Ganz nebenbei hat Gottstein auch immer Verantwortung für die Stadt und ihr Kulturleben übernommen. Er war lange Jahre Stadtrat für die Freien Wähler und vor allem die musikalische Nachwuchsarbeit war ihm immer ein großes Anliegen. Musikalische Bildung von Kindheit an – ob in einer Musikschule oder in einer anderen Form – lag und liegt Gottstein stets am Herzen. Aber auch bei den Großen, den Eichiner Buam beispielsweise, war er immer fest verwurzelt, und seine musikalischen Einlagen als Sänger beim BBC oder mit seinem Akkordeon bei den Schäfflern gehören zur Stadt wie der Willibaldsbrunnen.

Elisabeth Schüller kommt in den Laden. Die E-Saite ihrer Gitarre ist gerissen. Und hier kommt Gottsteins Standard-Frage zum Einsatz: „Wollen Sie die gute oder die bessere Saite“ Die Kundin will die bessere, und Peter Gottsein zieht sie ihr auf. „Ich bin so froh, dass es ihn gibt. Sonst müsste ich wegen so was nach Ingolstadt fahren“, meint sie. Ein kurzes Schwätzchen, dann hält er Elisabeth Schüller zum Schluss noch die Tür auf.

Gleich kommt der nächste Kunde herein. Hans Drechsler ist’s, der bei dem Weggefährten vorbei schaut. Dem pensionierten Musiklehrer des Willibald-Gymnasiums schallt schon entgegen: „Deine kleine Suite ist schon da“. Ein nettes Gespräch, man kennt sich. Auch er mag nicht glauben, dass Gottstein schon in Rente geht. Um so glücklicher ist Drechsler, als Gottstein ihm seine Nachfolgerin gleich vorstellt: „Hortense Mayr wird ab 1. März hier sein.“

Die 39-Jährige ist für Gottstein so etwas wie ein Glücksfall: Sie wird seinen Laden übernehmen und dafür sorgen, dass sein „Lebenswerk“ weitergeführt wird. Die Musikerin aus Leidenschaft erfüllt sich mit dem Laden einen Traum: „Hier wird aus meinem Hobby Musik endlich mein Beruf“.

Und so bleibt der Laden in der Faschingswoche geschlossen: Renovierungsarbeiten stehen an. Und in der kommenden Woche können sich die Kunden von Peter Gottstein verabschieden und Hortense Mayr als ihre neue Ansprechpartnerin kennenlernen, bevor sie am 1. März alleine verantwortlich ist.

Und ganz ehrlich, so richtig Ruhestand ist für Peter Gottstein immer noch nicht wirklich angesagt: „Ich gebe weiterhin Musikunterricht und repariere Instrumente.“ So ist es sehr wahrscheinlich, dass er auch in Zukunft ungeachtet aller Opapflichten sehr ausgefüllte Tage hat.