Paris
Der Mini als Maßstab

Viele Hersteller zeigen in Paris, dass sie auch ein Stück vom "Lifestyle"-Kuchen haben wollen – nicht jedem gelingt das

28.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:01 Uhr

Paris (DK) Einige interessante Studien gibt es auf dem Pariser Autosalon durchaus zu sehen, wirklich revolutionäre technische Neuerungen dagegen nicht. Ein anderer Trend zeichnete sich allerdings selten so deutlich ab, wie auf dieser Messe: Er nennt sich „Lifestyle“. Vor allem im Kleinwagensegment versuchen fast alle Hersteller inzwischen, ihre Autos irgendwie auf Mini zu bürsten. Denn kein anderes Auto ist im Moment so hip wie das der BMW-Tochter. Und warum in wirtschaftlich schwierigen Zeiten viel Geld in Entwicklung stecken, wenn sich mit ein paar schicken Accessoires das Modell gleich doppelt so gut verkauft

Doch Moment. So einfach ist es natürlich nicht. Beim Mini haben die Marketing-Strategen eine clevere Mischung hinbekommen: Retro-Look kombiniert mit iPhone-Technik. Die Person hinter dem Lenkrad ist meist weiblich. Galten noch vor ein paar Jahren ein Renault Twingo oder ein VW Beetle mit ihren runden und knuffigen Formen als Frauenautos, so liegen die Dinge beim Mini anders: Er ist nämlich auch cool.

Mittlerweile wird er in verschiedensten Varianten angeboten: vom Cabrio über eine Art-Kombi-Version (Clubman) bis zur SUV-Variante (Countryman). Besonders gut kommen die zahllosen Individualisierungsmöglichkeiten an. Vom farblich abgesetzten Dach bis hin zur Rückspiegelabdeckung mit dem Union Jack.

So viel Erfolg ruft natürlich Nachahmer auf den Plan. Den größten Erfolg hat Fiat mit seinem 500. Auch er gilt als Lifestyle-Auto, das vor allem Frauen gerne kaufen. In Paris zeigen die Italiener deshalb gleich eine Gucci-Edition, die außen ein grün-orangefarbener Streifen sowie ein Gucci-Schriftzug am Heck ziert und innen besonders stylish ausgestattet ist. Aber auch Smart hat nun in Paris einen hippen Lifestyle-Flitzer aus dem Hut gezaubert: die Studie Forstars. Hier haben die Designer ebenfalls eine ordentliche Portion Mini untergemischt. Der Forstars will nicht nur ein bisschen drollig sein, sondern vor allem auch cool.

Opel präsentierte auf der Pariser Messe den Adam, bei dem leider schon der Name dermaßen uncool ist, dass er sich trotz guter Gene wohl in der Lifestyle-Liga schwertun wird. Auch, wenn sich für 280 Euro Aufpreis der Dachhimmel mittels LED-Leuchten wie ein Sternenhimmel erleuchten lässt.

Wer noch kein echtes Lifestyle-Auto im Programm hat, der malt seine Modelle eben einfach so an. Fast an jedem Stand findet sich mittlerweile ein Modell mit farblich abgesetztem Dach oder Rennstreifen.

Renault hat mit der Coolness ebenfalls Probleme. Das Elektro-Kleinstfahrzeug Twizzy ist praktisch, aber leider alles andere als angesagt. Das Gefährt erinnert etwas an einen Krankenfahrstuhl. Deswegen wurde das Modell als David-Guetta-Version aufgepeppt – mit Punkten und Balken. Doch Coolsein lässt sich nicht erzwingen. Da müssen die Franzosen wohl noch mal bei Mini spicken.