Beilngries
Der Mensch als Grenzgänger

Jeannette und Volker Spiegel regen bei Dia-Meditation in Beilngries zum Nachdenken an

06.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:01 Uhr

Leidenschaft für die Fotografie: Jeannette und Volker Spiegel gewähren bei ihren Dia-Meditationen einen besonderen Blick auf die Welt und das Leben - Foto: Patzelt

Beilngries (pa) Die Freude am Leben, ausgedrückt in Musik, Tanz und Festlichkeiten, ist ein Bestandteil der beeindruckenden Dia-Meditation gewesen, die das Phototeam Jeannette und Volker Spiegel am Mittwochabend in Beilngries gezeigt hat. Bereichert wurde der Vortrag durch die treffenden und zum Nachdenken anregenden Texte des Gredinger Stadtchronisten, Buchautors und ehemaligen Kolumnisten Ottokar Wagner.

Bilder, Musik und Texte bildeten dabei eine vortreffliche Symbiose.

„Bei der Gestaltung dieser Meditation haben wir nicht geahnt, welche Aktualität dieser Vortrag einmal bekommen würde – nämlich die Beziehungen zwischen den Menschen verschiedener Völker und Kulturen“, schickte das Beilngrieser Ehepaar ihrer Meditation voraus. Die Eröffnung nahm Xaver Zucker von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung vor, die zur Meditation eingeladen hatte.

Das Phototeam Spiegel hat inzwischen bereits acht Dia-Meditationen im Programm. „Die Idee wurde 1993 geboren. Obwohl die Vorbereitung eines Vortrages oft bis zu zwei Jahren dauert, macht es uns beiden sehr viel Freude, Menschen auf visuelle und musikalische Weise zu erfreuen“, sagte Jeannette Spiegel.

Das Fotografieren von Menschen bezeichnete Volker Spiegel als „sehr schwieriges Thema“. Er räumte ein: „Zuerst habe ich die Leute in Beilngries regelrecht verfolgt und sie von hinten fotografiert, da ich mich nicht herangetraut habe.“ Erst der Kirchentag in Stuttgart habe für ihn die entscheidende Wende gebracht. Hier habe er die Leute angesprochen und sie gefragt, ob er sie ablichten dürfe. „Und keiner hat ,Nein’ gesagt.“ So sei die Fotografie für ihn immer wieder „ein tolles Medium, um mit Menschen in Kontakt zu kommen“.

Das Beilngrieser Ehepaar hat mit seinen Vorträgen nach eigener Aussage bisher bereits rund 25 000 Euro für gemeinnützige Zwecke gesammelt. Die Uraufführungen finden stets in Plankstetten statt. „Da ist die Kirche dann immer voll“, berichtet der leidenschaftliche Fotograf.

„Menschen, wie du und ich“: Unter diesem Leitsatz regten Jeannette und Volker Spiegel am Mittwoch zum Nachdenken, aber auch ein wenig zum Schließen der Augen und zum Träumen an. Die Meditation wurde umrahmt von beliebten Melodien wie Maurice Ravels Bolero, der Ode an die Freude von Beethoven, dem Freudentanz oder dem Abendsegen. Im klangvollen Orchester oder bei der Hausmusik im stillen Kämmerlein, beim Sinfonischen Sommer in Riedenburg oder beim Kirchentag in Stuttgart, beim kurzen Ratsch über den Zaun oder dem Gespräch in großer Runde – Volker Spiegel hatte stets seine Kamera parat, um die Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen abzulichten. „Grenzgänger Mensch – weil nichts auf der Welt grenzenlos ist, weder Glück noch Leid noch Leben. Grenzgänger Mensch – vor Grenzpfosten, die Halt gebieten, aber auch Schranken mit ausdrücklichem Übertretungsgebot. Und am Ende der Wanderung vor der letzten Schwelle, die überschritten werden muss“, hieß es in einem der Texte von Ottokar Wagner, die Jeannette Spiegel passend zum Thema mit ruhiger, sonorer Stimme vortrug.

Die Dia-Meditation zeigte aber auch „begnadete Menschen“, die das Licht in sich tragen, nur, um es denen zu schenken, die sich im Dunkel befinden; Menschen, die vorangehen, um anderen den Weg zu erhellen, der zum Licht führt. „Alles ist Lehen – nichts, was der Mensch besitzt, ist sein Eigentum. Weder Gesundheit noch Glück, weder Geld noch Gut, weder sein Leben noch seine Seele – alles ist geliehen“, hieß es zum Schluss und regte so manchen Besucher noch einmal zum Nachdenken an.