Ingolstadt
Der Meister der Holzschnitzer

Die Volkshochschule Ingolstadt verabschiedet mit Rupert Schmatz ihren ältesten Dozenten

22.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:10 Uhr

Es durfte auch mal etwas Exotisches sein: Neben Tiermotiven und Devotionalien schnitzten Rupert Schmatz (hier mit VHS-Leiterin Petra Neumann) und seine Kursteilnehmer auch Schmuckstücke wie diese Tutanchamun-Figur - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Dieser Mann ist nicht nur aus besonderem Holz geschnitzt – er ist auch ein leidenschaftlicher Holzschnitzer: Am Dienstag wurde Rupert Schmatz, mit 87 Jahren ältester Dozent an der Volkshochschule Ingolstadt (VHS), in den Ruhestand verabschiedet.

Schmatz unterrichtete 25 Jahre lang in rund 100 Kursen zahlreiche Frauen und Männer im Holzschnitzen. Die elf Teilnehmer seines letzten Kurses sowie VHS-Leiterin Petra Neumann kamen am vergangenen Dienstagabend zusammen, um sich von dem allseits beliebten und geschätzten Kursleiter zu verabschieden.

Eigentlich wollte sie Schmatz dazu überreden, die 30 Jahre als Dozent an der VHS zu komplettieren, sagte Neumann in ihrer Feierrede. Doch der rüstige Ingolstädter meinte, 25 seien genug. So blieb Neumann nichts anderes übrig, als sich für die Zusammenarbeit und große Verbundenheit zu der Bildungseinrichtung zu bedanken und die Tür offen zu halten: „Wenn Ihnen jetzt langweilig ist am Dienstagabend, kommen Sie einfach wieder“, legte sie Schmatz nahe. Er habe stets geschaut, dass seine Schüler die Meisterklasse erringen und aus einem nachhaltigem Material – dem Holz – etwas schaffen, das fortlebt, hob die VHS-Chefin das Engagement ihres ältesten Lehrers hervor. „Sie waren ein Vorzeigebeispiel“, sagte Neumann.

Nicht weniger lobend, dafür wesentlich emotionaler, fiel das Schlusswort der Teilnehmer unter ein Vierteljahrhundert Kursleiterdienste aus. Es ging nicht ohne Tränen der Rührung über die Bühne.

„Das war mein letzter Schnitzkurs. Ich höre auf.“ Mit diesen Worten „schockierte“, wie einer der Redner es ausdrückte, Schmatz im vergangenen Dezember die drei Frauen und acht Männer, die bei ihm zuletzt das Handwerk der Schnitzkunst erlernt haben. Das Abschiedsgeschenk fiel entsprechend persönlich aus: Ein gebundenes Fotobuch, in dem alle Teilnehmer des letzten Kurses mit ihren Werken abgebildet sind.

Mit Holz beschäftigte sich Rupert Schmatz schon immer gerne. So baute er aus dem Material „alles, was man zu Hause brauchen kann“, wie er sagte: Bänke und Hocker zum Beispiel. Zum Schnitzen kam er aber erst, nachdem er mit 58 Jahren aus seinem Beruf als Industriemeister bei Audi ausgeschieden war. Schmatz belegte ab 1984 Schnitzkurse unter anderem in Tirol und Oberammergau. „Weil ich ein Hobby gesucht habe“, sagte er. In dem oberbayerischen „Schnitzerdorf“ wagte sich der Neuling gleich an ein großes Christuskreuz, was den Kursleiter stutzig machte: „Das ist was für Fortgeschrittene“, fand der. Doch Schmatz ließ sich nicht beirren und meisterte die selbst gesuchte Herausforderung mit Bravour und ganz zur Freude seines Lehrers. „Als am Freitagabend die Abschiedsfeier des Kurses stattfand, wurde ich spontan zum Herrgottschnitzer von Oberammergau ernannt“, erzählte Schmatz verschmitzt. Er kann sich aber auch noch gut an die Anfänge als Kursleiter in Ingolstadt erinnern. Denn das Interesse an seinen Holzschnitzkursen war von Beginn an groß und blieb ungebrochen: „Vor 25 Jahren standen die Leute um fünf Uhr in der Früh vor der VHS Schlange, um in den Schnitzkurs zu kommen“, berichtete er.

Seinen Nachfolger hat er übrigens wohl selbst inspiriert: Es ist ein langjähriger Teilnehmer seiner Kurse.