Hohenwart
Der Marktplatz hat es ihr angetan

Die Buchautorin und Feldenkraispädagogin Uta Klawitter hat sich in Hohenwart niedergelassen

03.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:15 Uhr

Hat einen neuen Platz für ihr Leben gefunden: Die Buchautorin und Feldenkraispädagogin Uta Klawitter - Foto: De Pascale

Hohenwart (PK) Abschied und Neubeginn sind Themen, die Uta Klawitter besonders bewegen. Seit Juni lebt die Physiotherapeutin, Feldenkraispädagogin und Buchautorin in Hohenwart.

Da ist zum einen der Abschied von Unterschleißheim. Viele Jahre hat sie dort gelebt. Jetzt wagt sie einen Neubeginn in Hohenwart. Irgendwann habe sie sich in Unterschleißheim nicht mehr wohlgefühlt, sehnte sich nach einem Wechsel, erzählt Klawitter. Nachdem sie während eines Aufenthalts in Steinerskirchen zum Notdienst nach Hohenwart musste, hat sie den dortigen Marktplatz entdeckt. „Das gibt’s nicht mehr so oft. Ich kenne solche Plätze beispielsweise aus Frankreich“, schwärmt Klawitter.

Doch ihre Ankunft in Hohenwart wird von einem privaten Ereignis enorm geprägt. Von einem Abschied, der so viel stärker wiegt, so viel tiefer geht als alles andere. Im September ist ihr Sohn Markus an Krebs gestorben. „Trauer, Schmerz, Vermissen, das alles ist noch sehr frisch und herausfordernd in meinem Leben“, sagt Klawitter. „Ich bin dabei, in mein Leben zurückzufinden.“ Der Tod ihres Sohnes sei nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. „Und doch ist es für mich auch unendlich tröstlich, dass ich Markus in seinen letzten Wochen so nah und vertraut sein durfte“.

Uta Klawitter wirkt gefasst, während sie vom Tod ihres Sohns erzählt. Ihr Beruf, die jahrzehntelange Beschäftigung mit Themen rund ums Menschsein, sei beim Trauern hilfreich. Auch Arbeiten tue ihr gut. Denn die Arbeit habe ihr immer viel gegeben. Auch einige neue Klienten habe sie in Hohenwart bereits. „Das erstaunt mich, weil ich hier bisher eigentlich noch nicht in Erscheinung getreten bin.“

Jahrelang hatte Klawitter als Frühtherapeutin gearbeitet, als 1976 eine Begegnung ihr Leben völlig verändern sollte: In Rotterdam lernte sie Moshé Feldenkrais kennen. „Er hat mit seinen Physikeraugen das ganze Bewegungssystem angeschaut, nicht nur den Bewegungsapparat“, erzählt Klawitter. Sie entschied sich, eine Zeit lang bei ihm in Tel Aviv zu hospitieren. Begeistert von Feldenkrais’ Ideen – mit dem sie sich zwischendurch aber auch mal gehörig zoffte – organisierte sie die erste Feldenkraisausbildung in Deutschland. „Es war die Initialzündung für die europäische Geschichte der Feldenkraisarbeit.“

Neue Wege gehen, mutige Schritte unternehmen, verkrustete Strukturen umkrempeln, das hat es im Leben von Uta Klawitter oft gegeben. 1987, „lange bevor es chic war“, ist sie den Jakobsweg gegangen, drei Monate lang. Auch beruflich bewies sie Mumm: Die physiotherapeutische Praxis mit zwölf Mitarbeitern, die sie jahrelang erfolgreich geleitet hatte, gab sie auf, auch die Kassenzulassung gab sie ab. Der Jakobsweg hatte ihr den Impuls gegeben, als Einzelkämpferin weiterzumachen. „Das Korsett mit viertelstündigen Behandlungen passte nicht mehr für die Qualität meiner Arbeit.“

Vieles habe sich im Lauf der Jahre verändert, hat Klawitter beobachtet. So sei im Vergleich zu früher der Griff zu Medikamenten heute viel selbstverständlicher. Dabei gebe es doch so viele Möglichkeiten, für sich selbst kompetent zu sein. Dazu müsse man doch einfach nur die Weisheit seines Körpers befragen. Kreuzschmerzen, Migräne, Unruhe, Ängste, Schlafstörungen – das alles behandelt Klawitter einzig mit ihren Händen. „Ich berühre die Menschen, bekomme dann eine nonverbale Antwort von innen, höre, wo der Körper ruft, wo geht es weiter, wo erlaubt er, dass es sich lösen kann – meine Hände fragen und ich kriege die Antwort.“ Ganz schnell gehe es dabei in andere Ebenen erzählt Uta Klawitter. „Und manchmal denke ich sogar, es ist ein Wunder, was da passiert“.