Neuburg/Schrobenhausen
Der Mann fürs Moos

Michael Hafner steht als Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands vor der Mammutaufgabe, das Niedermoor zu retten

04.09.2021 | Stand 09.09.2021, 3:34 Uhr
Federführend im Donaumoos: Michael Hafner steht vor der Mammutaufgabe, die Rettung des größten Niedermoores in Süddeutschland zu koordinieren. Funktionieren kann das aus seiner Sicht nur mit einer Vielzahl an Maßnahmen. −Foto: Janda

Neuburg - Er hat sich in Afrika durchgebissen, in Niederbayern ebenso - da fürchtet er das Donaumoos nicht.

Michael Hafner steht als Geschäftsführer des hiesigen Zweckverbands vor einer Mammutaufgabe. Er ist der Mann, der die Rettung des großen Niedermoores federführend vorantreiben soll.

Ein Patentrezept hat der 43-Jährige freilich nicht. Denn genau darum, um das Finden einer Lösung, geht es ja bei dem gesamten Prozess. Hafner spricht sich aber klar für eine sachliche und nüchterne Herangehensweise aus - so emotional das Thema für die Menschen auch sein mag. "Jeder muss sich aber bewusst machen, dass nichts schlechter wäre, als gar nichts zu tun", betont er. Schließlich wolle niemand den Moorboden im Donaumoos bis zum letzten Kubikmeter aufgeben. "Und genau das ist unsere gemeinsame Basis, mit der wir arbeiten müssen", findet der Fachmann.

Eine einzige Lösung gibt es seiner Meinung nach ohnehin nicht. Stattdessen hält er ein Zusammenspiel von vielen Mosaiksteinen für sinnvoll. Ein wesentlicher Bestandteil muss dabei in seinen Augen ein Absatzmarkt für neue Produkte sein. "Denn es muss sich für die Landwirte lohnen, etwas anzubauen", sagt Hafner, der ein Umdenken in den Betrieben für möglich hält. Parallel dazu wird es ohne Vernässung nicht gehen. Diese muss seinen Worten zufolge aber moderat ablaufen. "Denn einen Sumpf will schließlich auch niemand. " Für die von der bayerischen Staatsregierung propagierte Wiedervernässung auf 2000 Hektar Fläche sieht er daher durchaus Gestaltungsspielraum - wohl aber nicht unbedingt viel Hoffnung. "Denn dafür fehlt uns in normalen Jahren das Wasser. "

All diese Probleme im Zusammenspiel sind für den kleinen Zweckverband mit derzeit vier Mitarbeitern freilich nicht zu stemmen; darüber herrscht im Landkreis seit vielen Jahren Einigkeit. Genau deshalb hoffen die Verantwortlichen nun auf die vom Freistaat bereitgestellten Finanzmittel von 20 Millionen Euro jährlich bis 2030. In einem ersten Schwung soll das Geld vor allem in den Aufbau eines Experten-Teams fließen, das den Prozess unter der Federführung des Zweckverbands vorantreiben soll. Laut Plan sollen mittelfristig 25 Fachleute der Regierung von Oberbayern, des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt, des Amts für ländliche Entwicklung, des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie des Verbands selbst das Thema beackern - mit Hafner an der Spitze.

Diese große Verantwortung scheut der Geschäftsführer nicht. "Ich habe mich noch nie vor einer Aufgabe gedrückt", sagt Hafner, der das bei seinen bisherigen beruflichen Stationen unter Beweis gestellt hat. Besonders deutlich zeigte sich das in Ghana, wo er als frischgebackener Schreinergeselle im Auftrag des Ordens der Salesianer Don Boscos junge Berufskollegen ausgebildet hat. "Dieses halbe Jahr war die prägendste Zeit meines Lebens", erinnert er sich. Zuvor hatte er nach der Mittleren Reife sein Abitur an der Berufsoberschule in Scheyern nachgeholt. Nach seinem Zivildienst und der Zeit in Afrika studierte er an der Technischen Universität in München Forstwissenschaft. "Ein sehr breitgefächertes Studium mit dem Schwerpunkt Landschaftsplanung", erklärt der gebürtige Feldheimer, der aus einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt. Nach einem Jahr bei einem Forstdienstleister im Bayerischen Wald, aus dem Hafners Frau stammt, wechselte er 2008 zum Zweckverband, dessen Geschäftsführung er vor zwei Jahren von Willi Riß übernahm.

Heute pendelt der 43-Jährige täglich aus dem Nachbarlandkreis nach Neuburg und ins Donaumoos. Mit der Frau und den drei fünf bis neun Jahre alten Kindern wohnt Hafner wieder auf dem elterlichen Anwesen. Den Hof bewirtschaftet mittlerweile sein Bruder, der auf Bio-Landwirtschaft umgestellt hat und dem Hafner noch immer gerne hilft. "Ich bin gerne draußen", erklärt der leidenschaftliche Fischer und Hobby-Gärtner, der sich in seiner Freizeit aber auch in der heimischen Werkstatt austobt. "Meine Faszination fürs Holz fängt beim Baum an und endet beim fertigen Möbelstück", erklärt er.

Ganz ähnlich sieht Hafners Begeisterung fürs Donaumoos aus. "Die Weite der Landschaft hat ihren Charme und etwas Beruhigendes", findet der Schwabe, der aber auch den Bewohnern viel abgewinnen kann. "Der Menschenschlag hier ist mir näher als der Rieser. " Ob das auf Gegenseitigkeit beruht, wird sich in den nächsten Jahren noch oftmals zeigen. Immerhin sind die Menschen im Moos für die Rettung des Niedermoores mit die wichtigsten Akteure.

DK