DER MANAGER

24.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:21 Uhr
Besonderes Schmankerl: Jürgen Amann mit Monsterblut. −Foto: Foto: Eberl

Jürgen Amann ist seit dem Jahr 2013 Geschäftsführer der städtischen Ingolstadt Tourismus und Kongress GmbH (ITK).

Der promovierte Kulturgeograf, geboren 1972, ist ein Unsernherrner. Er hat das Marketing der Stadt stark modernisiert.



Herr Amann, warum hat Mary Shelley ausgerechnet Ingolstadt als Schauplatz für ihren Roman ausgewählt?
Jürgen Amann: Mary Shelley war niemals in Ingolstadt. Die Landesuniversität Ingolstadt hatte jedoch im deutschsprachigen Raum früher einmal einen sehr guten Ruf für die medizinische Fakultät. Es gab in Ingolstadt die Alte Anatomie, und Mary Shelleys Mann Percey Shelley war Mitglied bei den Illuminaten, die in der Geschichte Ingolstadts eine wichtige Rolle spielen. Sie hat einfach einen Ort gebraucht, der das Mystische dieser ganzen Geschichte verkörpert, und Ingolstadt hat sich dafür perfekt angeboten.

Was glauben Sie, an welchem Ort würde sich das Monster am liebsten in Ingolstadt aufhalten?
Amann: Der prädestinierte Ort wäre der Anatomiegarten, weil er natürlich eine Kleinod ist: eine grüne Oase mitten in der Altstadt, wo es sich bestimmt wohlfühlen würde. Den Anatomiegarten mit Blick auf die Kuppel der Anatomie oder den Platz vor der Hohen Schule könnte ich mir auch gut vorstellen. Wenn man vor dem Brunnen steht und nach links schaut, dann sieht man dort die kleine Gasse. Dort könnte sich das Monster tagsüber vor den Menschen verstecken und in der Nacht geschützt durch die Straßen huschen. Ich glaube nämlich nicht, dass es so kontaktfreudig ist.



Frankenstein und sein Monster sind bekannte Ingolstädter. Können Sie sich Ingolstadt als die Frankenstein-Stadt vorstellen?

Amann: Eher nicht, denn Ingolstadt ist sehr vielschichtig, hat ein großes Angebot an Attraktionen und wegen seiner exponierten Lage und Bedeutung in der Vergangenheit eine sehr reichhaltige Geschichte. Ich glaube, dass eine Reduktion auf nur ein Thema, also "die Frankenstein-Stadt", nicht funktioniert.

Würden Sie ein Monster vermarkten können?
Amann: Ja, das könnte man bestimmt, aber ich glaube, dass das keinen großen Effekt für die Stadt hätte. Denn wenn es wirklich eine hohe Nachfrage nach dem Monster geben würde, dann würde sich das ganz von allein vermarkten. Nach dem Prinzip des Storytellings: Wenn man zum Beispiel irgendwo eine Legende oder Geschichte mit einem Ort verbindet. So wie das mit dem Monster von Loch Ness in Schottland der Fall ist.

Was würden Sie tun, wenn Sie Frankensteins Monster persönlich treffen würden?
Amann: Ich bin zwar mittlerweile 45 Jahre alt und nicht mehr auf dem Höhepunkt meiner physischen Leistungsfähigkeit, aber ich würde davonlaufen, weil ich glaube, ich bin immer noch schneller wie so ein Monster. Im zweiten Zug würde ich dann versuchen das Ganze gewinnbringend in Wert zu setzen, als die Legende vom "Monster in Ingolstadt", das in einer dunklen Gasse lauert und vor allen Dingen Gäste aus Norddeutschland zur Strecke bringt. - Also Letzteres ist natürlich nur ein Spaß!

Das Gespräch führten Daniel Entian, Julia Hackl, Katrin Rauchecker und Eva Thurn.