Riedenburg
"Der letzte Hort einer ethischen Medizin"

Diskussion mit der Riedenburger Bundestagskandidatin Maria Krieger über Finanzierung der Landkrankenhäuser

12.04.2021 | Stand 15.04.2021, 3:33 Uhr
In der Online-Gesprächsrunde mit der Riedenburger Bundestagskandidatin Maria Krieger ging es um die schwierige Finanzierung der Krankenhäuser. −Foto: Scheuermann

Riedenburg - Der Termin für die Bundestagswahl ist zwar erst am 26. September, aber Maria Krieger bringt sich als Direktkandidatin für die Partei der Grünen im Wahlkreis Landshut-Kelheim bereits jetzt in Position. Die Riedenburgerin greift selbst mitten in der Corona-Pandemie brisante Themen auf und diskutiert sie per Online-Konferenz mit Fachleuten aus ihrer Partei. Mit dem für manche Kommunen fast schon desaströsen Fachbereich der Krankenhausfinanzierung riss sie am Freitag vor gut 30 Zuhörern einen Punkt an, der nicht nur im Landkreis Kelheim seit Jahren schon gewaltige Lücken in den Kreishaushalt reißt.

Dabei ist das Abrechnungs- und Finanzierungssystem der Krankenhäuser nach dem DRG-System (Diagnose Related Group), wonach gleiche Erkrankungen immer die gleichen Kosten verursachen, inzwischen selbst für Fachleute nicht mehr so ohne weiteres zu durchschauen. "Ich kenne niemanden mehr, der sagt, das wäre beherrschbar", erklärt auch die Juristin und unterfränkische Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann (Grüne), sie ist Mitglied im Gesundheitsausschuss, am Beginn der Diskussion. Ihr zufolge führt dieses System dazu, dass auch kleine Landkrankenhäuser versuchen, sich zu spezialisieren und in Konkurrenz mit den großen Häusern stehen. Manche Landkreise hätten ihre Krankenhäuser zwar verkauft, aber private Unternehmen würden sich in der Grundversorgung für die Bevölkerung nur die Rosinen heraus picken. "Covid hat die finanzielle Situation für die kleinen Krankenhäuser als letzter Hort einer ethischen Medizin noch verschärft. In den Krankenkassen hat keiner Angst um seinen Arbeitsplatz, aber in den Krankenhäusern", lautet Rottmanns Eindruck.

Wie brenzlig die Situation beispielsweise im Pflegebereich in der Goldberg-Klinik ist, berichtete eine Krankenschwester. "Man möchte wohl, dass man das schönste Herzkatheterzentrum hat, um konkurrenzfähig zu sein. Aber die Pflege ist definitiv unterfinanziert", erzählte sie sichtlich engagiert. "Es gibt viele Ursachen, warum die Pflege jetzt so dasteht. Das ist auch ein gesellschaftliches Problem", brachte sie das mangelnde Ansehen dieser Berufe auf den Punkt.

Volle Unterstützung erhielt sie für ihre Ausführungen vom Landtagsabgeordneten Andreas Krahl (Grüne), der früher selbst als Pfleger tätig war. "Es ist bezeichnend, wenn die Hälfte aller Berufsanfänger die Ausbildung abbricht und wir in den Krankenhäusern kaum mehr Pflegepersonal haben, das als Muttersprache Deutsch spricht", sagte er.

Allen Politikern aus den Reihen der Grünen gemeinsam ist der Wunsch, eine flächendeckende Krankenhaus-Grundversorgung zu erhalten. "In dieser Frage ist die SPD keine natürliche Verbündete. Es sind eher die kommunalpolitisch engagierten Leute, die einen Blick in den ländlichen Raum haben", definierte Rottmann einen möglichen Kreis der Mitstreiter. Eine Master-Lösung für eine ausreichende Finanzierung der ländlichen Krankenhäuser und damit eine Entlastung der Landkreise können aber auch die Grünen aus dem bestehenden DRG-System heraus nicht anbieten. "Es ist nicht so, dass nicht genügend Geld im Gesundheitssystem vorhanden wäre. Es gibt genug Profiteure dabei. Das Geld muss aber anders verteilt werden", ist Maria Krieger überzeugt.

er