Pfaffenhofen
Der Landkreis trauert um Traugott Scherg

19.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:46 Uhr

Für sein Engagement wurden Traugott Scherg (links) viele Ehrungen zuteil. 1992 zeichnete ihn Ministerpräsident Max Streibl mit dem Bayerischen Verdienstorden aus.

Pfaffenhofen ist um eine Persönlichkeit ärmer, die fast drei Jahrzehnte lang die Entwicklung des Landkreises entscheidend mitbestimmt hat: Altlandrat Dr. Traugott Scherg ist am Dienstag im Alter von 81 Jahren gestorben.

Volle 27 Jahre lang, von Mai 1969 bis Mai 1996, stand der CSU-Politiker an der Spitze des Landkreises. Mit gerade einmal 33 Jahren hatte der gebürtige Eichstätter Ende der 60er Jahre die Nachfolge von Hans Eisenmann angetreten. Jüngster Landrat Deutschlands war Dr. Traugott Scherg damals.

Nach seinem Studium in München und Erlangen und den Juristischen Staatsprüfungen war Traugott Scherg 1964 als Regierungsassistent an das Pfaffenhofener Landratsamt gekommen, das damals - vor der Gemeinde- und der Landkreisgebietsreform - für die stolze Zahl von 69 Gemeinden zuständig war. Bald stieg der engagierte junge Jurist zum Regierungsrat und Oberregierungsrat auf. 1969 kürte ihn die Kreis-CSU als Kandidaten, der die Nachfolge des zum bayerischen Landwirtschaftsminister aufgestiegenen Landrats Hans Eisenmann antreten sollte. Der auch von der Freien Wählergemeinschaft unterstützte CSU-Bewerber holte 69,5 Prozent der gültigen Stimmen, auf seinen damaligen Gegenkandidaten Willihard Kolbinger (SPD) entfielen 30,5 Prozent. Mit diesem Wahlerfolg legte Scherg den Grundstein für seine lange und erfolgreiche kommunalpolitische Karriere, die erst 1996 endete, als der insgesamt viermal wiedergewählte Landrat nicht mehr antrat - und sein Parteifreund Rudi Engelhard zu seinem Nachfolger wurde.

Zu den wichtigsten Leistungen seiner Amtszeit zählte die Zusammenführung des Landkreises bei der Gebietsreform und die gerade in den Anfangsjahren alles andere als einfache Integration der 19 Städte und Gemeinden, die schließlich zum Kreisgebiet gehören sollten. Dass der Landkreis und seine Gemeinden im Lauf der Jahre zu einer Einheit zusammenwuchsen, das führen Weggefährten des langjährigen Landrats auch auf dessen "stets verbindliche, ausgleichende und noble Art" zurück. Scherg sei immer ein großer Verfechter und Förderer der kommunalen Selbstverwaltung gewesen, loben ihn langjährige Kreispolitiker. Sein Verhältnis zu den Bürgermeistern der 19 Landkreisgemeinden wird als "vertrauensvoll und partnerschaftlich" beschrieben. Wie sagte Scherg 1996 bei einer Abschiedsfeier im Bürgermeisterkreis: "Ein Landrat, der nicht vom Votum seiner Bürgermeister getragen wird, steht auf verlorenem Posten."

Der seit 1960 mit seiner Ingrid verheiratete Vater von drei Töchtern galt als guter Verwalter. Er legte größtes Augenmerk auf geordnete Kreisfinanzen und eine niedrige Verschuldung. Andererseits war Scherg aber auch ein eifriger Bauherr, der sich nicht scheute, auch Großprojekte anzupacken. So wurde während seiner Amtszeit eine ganze Reihe von weiterführenden Schulen modernisiert oder neu gebaut. Dazu zählte der 1994 fertiggestellte Erweiterungsbau für das Schulzentrum Pfaffenhofen, der für das Gymnasium und die Realschule notwendig geworden war und mit circa 25 Millionen Mark zu Buche schlug. Ebenfalls in die Amtszeit von Traugott Scherg fiel die Entscheidung über den Standort für ein zweites Gymnasium. Nach heißen Debatten bekam Wolnzach den Zuschlag und im letzten Amtsjahr von Scherg erfolgten dort der erste Spatenstich und die Grundsteinlegung für das Hallertau-Gymnasium. Größtes Bauprojekt in seiner Ära war aber die Errichtung des Kreiskrankenhauses, das 1984 in Betrieb ging. Den 106 Millionen Mark teuren Bau des Krankenhauses mit seinen 250 Planbetten bezeichnete der Altlandrat stets als wichtigste Entscheidung und größten Erfolg in seiner Amtszeit.

Stark engagierte sich Scherg auf dem sozialen Sektor. So führte er viele Jahre lang den Verein Hilfe für das behinderte Kind, der auf seine Initiative hin gegründet wurde und heute noch in Pfaffenhofen und Geisenfeld moderne Einrichtungen für Kinder mit Handicap betreibt. Über 20 Jahre lang stand Scherg an der Spitze des BRK-Kreisverbandes.

Auch im Bereich Kultur und Bildung erwarb sich Traugott Scherg während seiner Amtszeit viele Verdienste. Die von ihm kommunalisierte Volkshochschule entwickelte sich zu einer der größten derartigen Bildungseinrichtungen in Oberbayern, für die Kreisbücherei wurde im Schulzentrum eine moderne Unterkunft geschaffen und die Museumslandschaft im Landkreis unterstützte Scherg, der sich auch sehr für den Denkmalschutz einsetzte und Mitglied im Landesdenkmalrat war, ebenfalls nachhaltig.

Für sein Engagement und sein erfolgreiches Wirken wurde Scherg, der sich nach seiner Amtszeit weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurückzog, zahlreiche Ehrungen zuteil. So erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ebenso wie den Bayerischen Verdienstorden, die Umweltmedaille, die Bayerische Denkmalschutzmedaille, die Goldene Stadtmedaille der Stadt Pfaffenhofen und die selten verliehene Kommunale Verdienstmedaille in Gold.

Der Trauergottesdienst für den Altlandrat mit anschließender Verabschiedung findet am Samstag um 14.30 Uhr in der Pfaffenhofener Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist statt, die Urnenbeisetzung zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis. An diesem Freitag um 17.30 Uhr wird in der Stadtpfarrkirche ein Rosenkranz gebetet. Bei der Servicestelle des Landratsamtes in der Ingolstädter Straße 1 liegt in den nächsten Tagen ein Kondolenzbuch auf.