Hilpoltstein
Der Landkreis feiert Frankens Challenge-Champion

Andreas Dreitz liefert ein Rennen für die Rother Triathlongeschichte - Schlechtes Wetter zum Start kostet Zuschauer an der Strecke

07.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:41 Uhr
  −Foto: Münch (4), Raithel

Hilpoltstein/Roth (HK) Der Langdistanztriathlon im Landkreis Roth hat schon viele Geschichten geschrieben, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben.

Neben den drei Weltrekordrennen von Luc van Lierde (1997), Andreas Raelert (2011) und Jan Frodeno (2016) hat sich nun auch der Challenge-Jahrgang 2019 seinen prominenten Platz in der Historie des größten Langdistanztriathlons der Welt mehr als verdient.

Die Bedingungen an diesem Sonntag waren zwar viel zu hart, um auch nur in die Nähe eines neuen Rekordes zu kommen. Doch dafür hat der gestrige Wettkampftag mit dem 30-jährigen Andreas Dreitz aus Michelau den ersten fränkischen Champion überhaupt in Roth hervorgebracht.

Knapp acht Stunden nach dem Startschuss am Main-Donau-Kanal bei Hilpoltstein überquerte der Oberfranke mit gereckter Faust und unter dem tosenden Jubel von rund 10000 Zuschauern die Ziellinie im Rother Triathlonstadion. "Ich weiß nicht, ob es was Größeres gibt als dieses Heimrennen zu gewinnen", sagte Dreitz, als er nach seinem Kraftakt allmählich wieder bei Atem war. "Das war mit Abstand das Härteste, was ich in meiner Karriere bisher erlebt habe. Aber das war es wert, denn Roth ist einfach der geilste Wettkampf der Welt. "

Der Siegeszug des ersten fränkischen Challenge-Champions, der sich ungefähr ab der Hälfte des Rennens langsam abzeichnete, stellte letztlich alles in den Schatten, was den Triathlon-Landkreis Roth nicht nur an diesem langen Wettkampftag, sondern auch in den Tagen davor bewegt hat. Kein Gedanke mehr an das erstmals überhaupt ausgesprochene Neoprenanzugverbot, das letztlich nur die Profiathleten betraf, während die Amateure bei einer Wassertemperatur von 24,4 Grad denkbar knapp verschont blieben. Kein Gedanke auch mehr an den ungemütlichen Start in den Wettkampftag, der sogar mit einer amtlichen Unwetterwarnung begann.

Statt der schweren Gewitter, die die erst vor wenigen Tagen vorgestellte Warn-App NINA für den Landkreis Roth meldete, blieb es in Hilpoltstein bei einem Regenschauer. Dieser setzte eine halbe Stunde vor dem ersten Startschuss ein und störte mehr als nur die Athleten bei ihren Vorbereitungen auf das Rennen. Denn der Regen war wohl auch der Grund dafür, dass zumindest in den Morgenstunden deutlich weniger Zuschauer als sonst an die Challenge-Strecke kamen. Möglicherweise auch, weil es in diesem Jahr wegen der stundenlangen Berichterstattung des Bayerischen Fernsehens eine gemütliche Alternative gab, um das Rennen vom Start bis zum Ziel zu verfolgen - und zwar ohne dabei nass zu werden.

Für alle, die aber partout keinen Challenge-Tag auf der Couch verbringen wollten, wurde es von Stunde zu Stunde besser. Nach den letzten Tropfen, die auf der ersten Radrunde fielen, ließ sich bald zum ersten Mal die Sonne blicken. Und ungefähr zu dieser Zeit ging dann auch die fränkische Triathlonsonne in Person von Andreas Dreitz auf, der sich an die Spitze des Feldes setzte und diese bis zum Schluss nicht mehr abgab.

Dass er zu einem solchen Kraftakt fähig ist, daran hatte der Oberfranke vor zwei Wochen noch zweifeln lassen, als es beim Rothsee-Triathlon über die olympische Kurzdistanz nur zum dritten Platz gereicht hatte - ein enttäuschendes Abschneiden für den Vierfachsieger dieses Rennens. Doch Dreitz ließ sich von dem verpatzten Challenge-Test nicht aus der Ruhe bringen, sondern trainierte in den folgenden Tagen umso härter im Landkreis Roth, was sich jetzt bezahlt machte. "Ich kannte jetzt jede Kurve und jede Abzweigung aus dem Effeff", sagte Dreitz. Und mit diesem Heimvorteil habe er das Rennen an sich reißen können, nachdem er mit seinem zweiten Platz im vergangenen Jahr das bislang beste fränkische Ergebnis beim Rother Langdistanztriathlon von Rainer Müller-Hörner aus dem Jahr 1994 eingestellt hatte.

Ebenso wie Andreas Dreitz schaffte dann auch Lucy Charles-Barcley den Sprung vom zweiten Platz im Vorjahr nach ganz oben. Die Britin wurde gestern ihrer Favoritenrolle voll gerecht. Schon beim Schwimmen verschaffte sie sich einen mehrminütigen Vorsprung, den sich über die gesamten 226 Kilometer nicht mehr abgab. Am Ende lieferte sie in 8:31:09 Stunden sogar das fünftschnellste Frauenrennen aller Zeiten über die Langdistanz ab. Doch das ging im großen Jubel um Frankens ersten Challenge-Champion unter.

 

 

 

 

 

 

 

Jochen Münch