Pietenfeld
Der "Kunda" kam nach Weihnachten

Zum Jahresende brachten die Handwerker meist ihre Rechnungen zu den Auftraggebern ins Haus

04.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:16 Uhr

Pietenfeld - Nach den Weihnachtsfeiertagen oder an Neujahr war es bis in die 1970er- Jahre üblich, dass die Handwerker auf den Dörfern die Jahresrechnung, den "Kunda", für die geleisteten Arbeiten in die Haushalte brachten.

In den Dörfern gab es noch viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg Handwerksbetriebe wie Schneider, Schuster, Sattler, Zimmerer, Schmiede, Schreiner und Wagner - das war auch in Pietenfeld so.

Oft wurden diese Berufe auch als Zubrot neben einer kleinen Landwirtschaft betrieben. Der sogenannte "Kunda" hatte auch seine Tücken. So mancher Auftraggeber konnte sich bei Erhalt der Rechnung an seinen Auftrag nicht mehr erinnern. So war es nicht selten, dass der "Kunda" vierteljährlich ins Haus kam oder beim Abholen des wieder in Stand gesetzten Werkzeuges sofort bezahlt werden musste. Größere Aufträge wurden gesondert abgerechnet und es war oft üblich, dass eine zu entrichtende Teilanzahlung bei Beginn der Arbeiten verlangt wurde. Aufgeschrieben haben die Handwerker ihre Tätigkeiten in einem Notizbuch oder in einem Schulheft.

Einer der wichtigsten Handwerker in den Dörfern war zweifelsohne der Wagner. Er war zuständig für den Bau und die Reparatur der Acker- und Leiterwagen mit eisenbeschlagenen Holzrädern. Sämtliche Stiele in Äxten, Schlegeln, Hämmern, Schaufeln, Spaten, Gabeln, Sensen, Hauen und Rechen wurden von Wagnern selbst hergestellt und eingepasst. Die von den Wagnern hergestellten Stiele hielten auch länger als die maschinell gefertigten Waren. Die Wagner kannten die Hölzer besser und nutzten die Faserrichtung, die Krümmung oder Verdrehung des Holzes geschickt aus. Auch die Art des Holzes, dessen Trocknung und Lagerung war entscheidend für die Haltbarkeit der Erzeugnisse.

Einer der letzten des mittlerweile ausgestorbenen Berufes war der Wagner von Pietenfeld, Josef Wanger senior. Er betrieb auch noch eine kleine Landwirtschaft. Nach der allgemeinen Technisierung in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Aufträge bis auf das Erneuern der Stille in Handgeräten stark zurück. Die Technisierung mit ihren Maschinen und neuartigen Geräten brachten viel Erleichterung ins dörfliche, von der Landwirtschaft geprägte Leben.

EK

Willibald Volnhals