Schwabach
Der Künstler als Hobby-Kunstsammler

Werke der Kollegen bereichern die Wohnung des Schwabacher Künstlers Clemens Heinl

21.12.2020 | Stand 23.09.2023, 16:07 Uhr
Matthias Hertlein
Kunterbunt hängt er selbst an der Wand: Clemens Heinl. −Foto: Hertlein

Schwabach - Eine außergewöhnliches Kunstjahr neigt sich dem Ende, zu Corona-Zeiten keine einfache Geschichte, eher ein Überlebenskampf.

"Schöne Weihnachten, bleibt negativ im neuen Jahr" lautet die Botschaft von Clemens Heinl an Freunde, Künstlerkollegen. Mit dem Ende seiner "Unvollendet"-Werkschau im Stadtmuseum endete Anfang März der Kunstspaß. Corona und Co. warfen fortan Ausstellungspläne und dergleichen durcheinander. Im Stadtmuseum und anderswo.

Eine gemeinsame Ausstellung ("Am Wasser") mit dem Berliner Künstler Christopher Lehmpfuhl in Hamburg konnte Heinl im September noch durchziehen. Hinzu kam eine Skulptur am Westfriedhof in Nürnberg für den verstorbenen Blues-Veranstaltungsmacher Gerd Huke, von Witwe Gabriele in Auftrag gegeben. Seither ist Zwangspause angesagt.

In dieser eher tristen Künstlerzeit wechselte der Bildhauer ein wenig die Seite, öffnet seinen Wohnbereich, betätigt sich als Sammler von Werken fränkischer Künstler. Rund 15 Werke begrüßen den Liebhaber. "Ich bin nebenbei in den eigenen vier Wänden zum Hobby-Kunstsammler, zum Tauschsammler aufgestiegen", sagt der Bildhauer und sieht das auch als "große Wertschätzung den Kollegen gegenüber" an.

"Es ist nicht so, dass man Einzelkämpfer ist, sondern sich auch gegenseitig unterstützt, weil es auch darum geht, Ausstellungen zu bekommen", sagt Heinl. Er habe die Chance gehabt, über den Künstler Lehmpfuhl und mit ihm eine Ausstellung in Hamburg zu bekommen, umgekehrt habe er erreicht, dass Kollegen beim Künstlerbund in Schwabach ausstellen konnten und können. "Das ist für die Künstler und die Stadt auch gut. "

Kunstwerke der Kollegen bereichern Heinls Wohnung. "Das Blumenbild von Alexandra Hiltl etwa drückt ein wunderbares Leben, es ist eine Bereicherung für die Wände, diese sagen ansonsten nichts, außer den Tod. " Zwei Werke des verstorbenen Künstlers Toni Burkhart ("Moritzberg" und "Maxfeld") sind zu finden. "Die drücken die fränkische Lebenslust aus", scherzt der Bildhauer, "das ist Klaus Schamberger mit Pinsel. "

Vom Kunsthistoriker Harald Tesan stammt ein Hochzeitsgeschenk für die Heinls, ein Landschaftsgemälde aus Südfrankreich. Zwei Gemälde von Gerhard Rissbeck zeigen den privaten Wohnwerdegang der Künstlerfamilie. Heinl: "Jetzt fehlt nur noch das Gemälde des Hauses als Ergänzung, dann wäre die Serie perfekt. "

Das "Wald-Motiv" von Johannes Grützke, das Werk "Landschaft" von Harry Meyer und ein kunterbuntes Selbstporträt des Bildhauers aus dem Jahr 1985, machen aus dem Wohnbereich ein kleines Museum. Das Werk "Eine italienische Gasse im Schatten, mit Wäsche" von Jochen Lebert ist zu finden und von Willi Sieber ein Kopfkissen aus Holz. "Das trägt dazu bei, dass es in der Bude auch lebendig ist. Ich bin halt kein Freund von der reduzierten, durchgestylten Art des Wohnens". Kunst zum Frühstück, zum Mittagessen und am Abend, die Heinls fühlen sich in diesem Crossover aus Wohnraum und Museum mehr als wohl. Die Räumlichkeiten dienen als Treff mit (Fach-)Kollegen und Freunden.

Was bringt dem Bildhauer nun die Zukunft - mit und ohne Corona? "Ich denke mal, auch 2021 werden wieder Figuren von mir entstehen, der Rest ist Wunschdenken", sagt er. Irgendwie gehe es mit der Kunst auch weiter, die Hoffnung sterbe am Schluss. "Corona und Co. darfst du nicht zu sehr an dich heranlassen, sonst hast du ein Problem. "

HK

Matthias Hertlein