Der ?Vater der bayerischen Kartoffel?
Der "Königinnenschmuser" will kürzer treten

Der "Vater der bayerischen Kartoffel", wie er genannt wird, geht in Ruhestand. Viele Jahre war Norbert Ziegler (54) das beständige Gesicht der Kartoffel, die bayerischen Kartoffelköniginnen stellen deren schönes Antlitz dar. Nach zwölf Jahren als Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft (EG) für Qualitätskartoffeln Neuburg-Schrobenhausen und Umgebung gibt der Kaltenthaler sein Amt nun in jüngere Hände. <?ZuVor "7dp"> <Autor>Von Andrea Hammerl<?ZE></Autor>

12.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:56 Uhr
  −Foto: Hammerl, Hofmann

Der "Vater der bayerischen Kartoffel", wie er genannt wird, geht in Ruhestand. Viele Jahre war Norbert Ziegler (54) das beständige Gesicht der Kartoffel, die bayerischen Kartoffelköniginnen stellen deren schönes Antlitz dar. Nach zwölf Jahren als Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft (EG) für Qualitätskartoffeln Neuburg-Schrobenhausen und Umgebung gibt der Kaltenthaler sein Amt nun in jüngere Hände.

Wer bei der Versammlung in Winkelhausen am Freitag, 15. Februar, als Nachfolger kandidieren wird, ist noch nicht klar. Die Mitgliederversammlung wird zwölf Beiräte wählen, die wiederum drei Vorsitzende bestimmen, von denen einer Vorstandsvorsitzender wird. Norbert Ziegler geht davon aus, dass sein bisheriger Stellvertreter Florian Raba kandidieren wird. "Ich glaube, dass die Kartoffeln ein neues Gesicht brauchen, und zwar ehe sie meiner überdrüssig sind", begründet der 54-Jährige seine Entscheidung. In jedem Verband gebe es junge Leute beziehungsweise neue Gesichter, die voll motiviert seien und die immer anspruchsvoller werdende Arbeit anpacken wollen. Er selbst hat jung angefangen, nun möchte er sich selbst treu bleiben und andere hochkommen lassen.

Zieglers Engagement für die Kartoffel reicht rund 30 Jahre zurück. Begonnen hat er 1989 als Mitglied der Notierungskommission für Speisekartoffeln, die aus fünf Landwirten und fünf Händlern sowie dem Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) bestand. Sie notierten jede Woche beziehungsweise 14-tägig Mindestpreise für Speisekartoffeln, an die sich alle Landwirte und Händler der Region Neuburg-Schrobenhausen und Umgebung halten mussten. Ziegler rückte für Josef Märkl aus Berg im Gau in die Kommission nach. 1991 wurde er dann als Beisitzer in den Vorstand der EG gewählt, ab 1994 war der gebürtige Untermaxfelder Vorsitzender der Notierungskommission, bis sich diese um das Jahr 2000 auflöste. "Die Interessen von Landwirten und Händlern waren zu unterschiedlich geworden", erklärt Ziegler.

Bereits 1999 war er zum stellvertretenden Vorsitzenden der EG gewählt worden, 2007 folgte er Robert Grimm als Vorsitzender nach. "Meine erste Kartoffelköniginnenkrönung fand auf dem Kartoffelfest in Neuburg statt", erinnert er sich an Steffi I. (Grießer), die als Rockerbraut ins Zelt gefahren wurde. Der Ehrentitel "Vater der bayerischen Kartoffel" geht auf sein Engagement zurück, die bayerische Kartoffel nach dem Vorbild des Schrobenhausener Spargels als Marke schützen zu lassen. "Das ist leider nicht gelungen, weil das Gebiet zu groß ist, um als Wortmarke eingetragen zu werden", erzählt er. Umsonst war sein Engagement dennoch nicht, denn es mündete 2010 in der Gründung der GmbH Bayerische Kartoffel, die seither professioneller Vermarktungs-Kooperationspartner der Kartoffelerzeuger und -händler ist, die sich das drei Cents pro verkauftem Doppelzentner Kartoffeln kosten lassen.
Die Kartoffelkönigin wird bereits seit 40 Jahren gewählt, den Zusatz "bayerische" hatte schon Zieglers Vorgänger Grimm eintragen lassen. Als "Königinnenschmuser" aber geht Norbert Ziegler in die Annalen ein - ein Spitzname, der ihm schon etliche Jahre anhaftet. Seine Botschaft an die jungen Frauen, die sich für das anstrengende und zeitintensive Amt zur Verfügung stellen, lautet: "Sorgsam mit den Auftritten umgehen, lasst euch nicht verramschen." Nicht die Menge an Auftritten zähle, sondern deren Qualität.
Zieglers eigene Idee war der Kartoffelkalender, der mittlerweile von der bayerischen Kartoffel aufgelegt wird, seinen Ursprung aber hier im Landkreis hat. Wie die Qualitätsoffensive, die vor zwei Jahren von Kartoffelverarbeiter Andreas Koppold angestoßen und von der EG aufgegriffen wurde. "Sie hat sich gut entwickelt", bilanziert Ziegler. In guter Erinnerung bleiben die Lehrfahrten, allen voran die großen nach Chile, Südafrika, Kanada oder in die USA.

Etwa 100 Tage hat er in den vergangenen zwölf Jahren in Berlin verbracht, da viele Verbandsitzungen in der Bundeshauptstadt stattfinden. Nicht zu vergessen die Grüne Woche und die Fruit Logistica, auf der er vor fünf Jahren gemeinsam mit Johann Graf und Paul Strixner ganz klein angefangen hat. Mit einem von einem Freund geliehenen Hänger sind die drei nach Berlin gefahren. 2019 wird die Bayerische Kartoffel Teil eines riesigen bayerischen Gemeinschaftsstandes mit Gurkenbauern, Zwiebelanbauern, der Bavaria-Saat, Händlern und dem Landwirtschaftsministerium sein, der rund 100000 Euro kostet und vom Landwirtschaftsministerium unterstützt wird. "Das ist ein Selbstläufer geworden", sagt er zufrieden.
Ganz zur Ruhe setzen wird Ziegler sich natürlich nicht. Gemeinsam mit Ehefrau Brigitte Kaltenecker-Ziegler betreibt er zwei landwirtschaftliche Betriebe mit insgesamt 130 Hektar - ihren in Kaltenthal, wo die Familie wohnt, und seinen in Untermaxfeld. Auch die Verbandsarbeit lässt ihn nicht los, er bleibt weiter im Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft der Erzeugergemeinschaften und der Unika, der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft, und wenn er weiter gebraucht wird, wird er auch in der EG weiter mitarbeiten. Die gewonnene Freizeit will er für Reisen nutzen. "Ich habe über die ehrenamtliche Arbeit so viele Menschen aus aller Welt kennengelernt und viele Einladungen bekommen", erzählt er, "unter anderem nach Abu Dhabi und Dubai."

Andrea Hammerl