stadtgeflüster
Der Kobold unter den Kelten

28.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:16 Uhr

Langsam, aber sicher gehen wir dazu über, unsere Freizeitaktivitäten wieder mehr nach dem Wetter als nach dem Coronavirus zu planen.

Zwar machen wir immer noch Online-Yoga, Online-Stammtische und Online-Partys, wie vor Wochen an dieser Stelle berichtet. Dazu kommt aber tatsächlich wieder Interaktion mit der Realität außerhalb mobiler Endgeräte. Und ganz ehrlich: So richtig und wichtig wir die Maßnahmen gegen die Verbreitung von Covid-19 auch halten, sind wir doch froh darüber, wieder von Sonne und Regen abhängig zu sein.

So auch kürzlich, als es zu warm für einen Brettspielemarathon, aber zu windig für einen Ausflug in die Berge war. Ein Museumsbesuch sollte es also werden. In der Ingolstädter Museumslandschaft sind wir weit herumgekommen, der Schwedenschimmel galoppiert sicherlich nicht davon. Eine Einrichtung außerhalb der Stadtgrenzen musste es daher sein, und so zog es uns zum ersten Mal ins Kelten- und Römermuseum in Manching. Besser spät als nie.

Die Ausstellungskonzeption samt Audioguide und Wegeleitsystem machte den Besuch zu einer interessanten Erfahrung. Schöne Details wie das Würfelspiel der Römer oder die Regenbogenschüsselchen genannten Goldmünzen der Kelten halfen darüber hinweg, dass das Atmen unter der Maske mühsam war und wir die Römerboote nur aus der Ferne betrachten durften.

Was uns insgeheim Freude bereitete, war ein Gewinnspiel - für Kinder: Das Museumsteam hatte in nachgestellten Szenen der Kelten- und Römergeschichte kleine Kobolde versteckt, die es zu entdecken galt. Wir bewahrten natürlich Anstand und gaben stets vor, konzentriert der Stimme aus dem Audioguide zu folgen oder ganz erwachsen die Texte der Schautafeln zu lesen. Aus den Augenwinkeln aber fahndeten wir nach den Miniaturfiguren, die nichts in einer Keltenstadt oder in einem römischen Kastell zu suchen hatten. Der Eisverkäufer und der Golfspieler (mehr wird nicht verraten) hielten sich gut verborgen. Dass die Kinder um uns herum immer schneller im Finden waren als wir, hat dem Frohmut der Junggebliebenen in uns übrigens keinen Abbruch getan.

Den Teilnahmebogen des Gewinnspiels ausgefüllt haben wir aber nicht. Für uns war schon der Tag außerhalb der eigenen vier Wände ein Gewinn.

tjs