Ingolstadt
Der Klimawandel im Wohnungsbau

Architektenwettbewerb soll zeigen, wie gesundes Leben auch in dicht besiedelten Vierteln möglich bleibt

28.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:12 Uhr
Dichte Bebauung, viel Verkehr: Die Klimaerwärmung erfordert auch ein Umdenken bei den öffentlichen Wohnungsunternehmen. Die Gemeinnützige nimmt an einem geförderten Wettbewerb für das Piusviertel teil. Die markierten Gebiete auf der Nordseite der Richard-Wagner-Straße zeigen den Realisierungsteil (1), den städtebaulichen Ideenteil (2) und das Areal (3), auf dem bereits mit ökologischen Projekten einiges unternommen wurde. −Foto: Schalles/GWG

Ingolstadt - Architektenwettbewerbe und ihre Folgen - das ist eine Sache, die in Ingolstadt auf Jahre hinaus der Öffentlichkeit Gesprächsstoff liefern kann.

Siehe die Kammerspiele, die zwar irgendwie vom Stadtrat beschlossen, aber noch längst nicht gebaut sind. Weniger spektakulär, aber für die Bewohner des Piusviertels - speziell die älteren Semester - genauso wichtig ist ein Wettbewerb für das Gebiet an der Richard-Wagner-Straße.

"Am Freitag ist die Zusage vom Ministerium gekommen", berichtet Alexander Bendzko, der Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG). Das bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, wie es ausführlich heißt, fördert im Freistaat zehn Modellprojekte unter dem Motto "Klimaanpassung im Wohnungsbau", zwei davon in Oberbayern, eins in Freising und eins eben in Ingolstadt. Der dazu vorgesehene Architektenwettbewerb wird zu 80 Prozent vom Staat finanziert. "Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen", sagt der GWG-Chef, der als konkreten Anlass ein Bauvorhaben seines Unternehmens auf einem Grundstück an der Ecke der Kopernikus- und der Richard-Wagner-Straße nennt. Der übergeordnete Leitgedanke des Modellprojekts, deshalb auch die staatliche Förderung, soll aber sein, wie der öffentliche Wohnungsbau sich im Zeichen des Klimawandels verändern muss. "Klimaanpassung steht für den proaktiven Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels", beschreibt das Ministerium den Sinn des Wettbewerbs, "soll Menschen und Infrastrukturen darauf vorbereiten und vor den Folgen schützen. "

Besonders in dicht bebauten Wohnvierteln, zu denen das Piusviertel ja gehört, könnten demnach "die klimatischen Veränderungen hohe Belastungen für Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen ebenso wie für die Natur" darstellen. "Im Quartier wirken sich beispielsweise Hitzeinseln und die Zunahme der Hitzetage mit Temperaturen von über 30 Grad Celsius und Tropennächte über 20 Grad Celsius auf die menschliche Gesundheit aus. " Insbesondere die "fehlende Abkühlung während der Nacht" beeinträchtige die körperliche Regeneration, wie es in der Auslobung weiter heißt.

Bau- und Umweltministerium wollen gemeinsam erklärtermaßen bei diesem Modellprojekt "Erfahrungen im Bereich des Wohnungsbaus und des geförderten Mietwohnungsbaus sowie hinsichtlich deren Freiräume für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen" sammeln. "Der Anspruch ist, auch in Zukunft eine hohe Lebensqualität in den Städten und Wohnquartieren sicherzustellen. "

Im Herbst sollen die teilnehmenden Städte und Unternehmen ihre jeweiligen Konzepte in München vorlegen, die Ausschreibung an die Architekturbüros könnte Anfang 2021 starten. Nach den Vorstellungen der GWG soll (im Realisierungsteil) ein alter Garagenhof samt asphaltierter Parkfläche an der Kopernikusstraße Platz machen für eine seniorengerechte Wohnanlage mit rund 30 Wohnungen. Weitaus größer sind die daran anschließenden, bereits bebauten Flächen (städtebaulicher Ideenteil). Auf diesem Areal sollen Vorschläge mit Blick auf Ökologie und Klimaanpassung erarbeitet werden. Nicht zu vergessen der Zusammenhang, Stichwort Frischluftschneise, mit Grünring und Gartenschaugelände.

DK

Reimund Herbst