Roth
Der kleine Hafenbruder

Gemeinsam mit dem Nürnberger Hafen ist die Rother Lände einer der wichtigsten Umschlagplätze auf dem Main-Donau-Kanal

27.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:01 Uhr

Für Baustoffe und Baustahlprodukte übernimmt der Roth eine wichtige Funktion. Das Umschlagsvolumen des Hafens ist in den vergangenen zwei Jahren von 20 000 auf 67 000 Tonnen angewachsen. - Foto: R. Münch

Roth (HK) Isoliert betrachtet ist der Rother Hafen keine große Nummer. Im Zusammenspiel mit Nürnberg gehört er allerdings zu den wichtigsten Güterumschlagplätzen am Main-Donau-Kanal. Gemeinsam übernimmt die Hafen Nürnberg-Roth GmbH eine Brückenfunktion an der Wasserstraße.

Der Main-Donau-Kanal hat am Dienstag seinen 20. Geburtstag gefeiert. Genau doppelt so alt ist der Nürnberg Hafen, der am Sonntag mit einem großen Fest bereits auf 40 Jahre zurückblickt. Und in den Anfängen des Nürnberger Hafens beginnt auch die Rother Geschichte. Genauer am 11. November 1966. „Damals hat der Freistaat Bayern mit der Stadt Nürnberg den Hafenvertrag geschlossen“, sagt Harald Leupold, der Geschäftsführer der Hafen GmbH.

Als Nürnberg dann 1972 fertig gewesen ist, stockte das Mammutprojekt Rhein-Main-Donau-Kanal erst einmal. Es habe heftige Diskussionen gegeben, so Leupold, und dies nicht nur seitens der Naturschützer. Erst Mitte der 80er sei mit dem Bau der Südstrecke begonnen worden. Gebaut wurde bis zur Schleuse Leerstetten, da lag es nahe, eine Lände in Roth zu bauen. Fertig geworden ist der Abschnitt 1989.

Weit bedeutsamer für Roth ist aber ein anderes Datum: der 31. Dezember 1987. Denn bereits fünf Jahre vor der endgültigen Fertigstellung des Main-Donau-Kanals wurde der Rother Hafen in den Bayernhafen Nürnberg integriert. Mit einem Vertrag zwischen dem Freistaat Bayern und der Stadt Roth über „Planung, Erschließung, Errichtung und Betrieb eines Hafens am Main-Donau-Kanal in Roth“ wird die „Süderweiterung“ des Hafens Nürnberg offiziell beurkundet. Damals war noch alles staatlich, denn zur GmbH wurden die Häfen erst 1995, nun gehören dem Freistaat noch knapp 80, der Stadt Nürnberg 20 und Roth 1 Prozent der Anteile. Gekostet haben der Hafen und seine Infrastruktur im Übrigen rund 7,5 Millionen Euro.

Das allererste Schiff, das 1989 in Roth anlegte, machte die Lände praktisch erst zum Hafen, denn an Bord war ein Vollportal-Wippdrehkran, der bis zu 16 Tonnen Hubleistung hat. Auf rund 5,8 Hektar Fläche erstreckt sich heute das Gebiet der Rother Hafens. Davon entfallen 1,1 Hektar auf Kaianlagen und Betriebsgebäude des Hafen. Auf den restlichen 4,7 Hektar sind Firmen aus den Bereichen Recycling und Baustoffe ansässig. Die Ufermauer, an der die Schiffe anlegen, ist 250 Meter lang. Zu den wichtigsten Umschlagsgütern gehören Steine, Erden und Baustoffe, Erz und Metallabfälle, Düngemittel, Nahrungs- und Futtermittel, Erdöl und Mineralerzeugnisse. Mit Mobilkränen ist in Roth sogar der Umschlag von Schwerstgütern bis zu 190 Tonnen möglich.

Dass sich das niederländische Unternehmen van Merksteijn Steel Netherland B.V. 2010 in Roth niedergelassen hat, macht Leupold besonders stolz. Die Stahlfirma produziert in den Niederlanden und in der Slowakei, via Roth werden Baustahlprodukte umgeschlagen, und an Kunden im süddeutschen Raum geliefert. Der Umschlag hat laut Leupold seither deutlich zugenommen. „2009 waren es 20 000 Tonnen, ein Jahr später 40 000 und im vergangenen Jahr bereits 67 000 Tonnen.“ Mit der Ansiedelung der Holländer seien alle Flächen im Hafen belegt.

Kapazitäten gebe es trotzdem noch, sagt Leupold. So sei die Infrastruktur auf 100 000 Tonnen ausgelegt, und die Grundstückseigentümer hätten auf ihren Flächen ja auch noch Kapazitäten. Zudem grenzt der Hafen direkt an ein Gewerbegebiet der Stadt Roth, das etwa eine Fläche von rund 15 Hektar hat. Von den dortigen Betrieben aus dem Speditions-, Handels- und Produktionsgewerbe ist vor allem die Firma Speck ein Begriff.

In das Blickfeld der Öffentlichkeit rückt der Rother Hafen vor allem dann, wenn schwere Sperrgüter umgeschlagen werden. Schon der Anfang sei 1989 recht spektakulär gewesen, erzählt Leupold. „Das war ein Chemiereaktor mit 707 Tonnen, der aus vier Teilen bestand und von Roth nach Ludwigshafen gebracht wurde.“ Da auch in Nürnberg Schwergut umgeschlagen werde, profitiere Roth vom Know-how. Aber auch bei Massengütern zahlt sich die Kooperation aus: Nürnberger Umschlagsunternehmer können problemlos auf Roth ausweichen, wenn es für sie von Vorteil ist. „Der gemeinsame Betreiber macht einfach Sinn, da so beide Betriebe in einer Hand sind“, sagt Leupold. „Beide profitieren voneinander.“ Und nicht zuletzt die Unternehmen aus der Region. „Für diese ist nicht nur der Rother Hafen ein Thema, sondern auch der Nürnberger.“

Für die Stadt Roth selbst ist der Hafen „ein Segen“, sagt Bürgermeister Ralph Edelhäußer. Man sei froh und stolz, sich Hafenstadt zu nennen. Denn Infrastruktur sei wichtig – und der Hafen sei Infrastruktur. Wichtig für die, die sie brauchten. Aber Edelhäußer sieht in dem Kanal auch noch unter touristischen Aspekten, wo er Potenziale schlummern sieht.

Speziell im Bereich der Flusskreuzfahrten. Deren Anzahl verdopple sich seit Jahren, so Edelhäußer. Und da wolle auch Roth größer einsteigen. Zurzeit können aber nur Schiffe bis zu 110 Meter anlanden. Die neuen Schiffe haben aber allesamt die Maximallänge von 135 Metern. Die Stadt will deshalb für den Ausbau des Kais rund 160 000 Euro in die Hand nehmen.

Den ungebremsten Boom bestätigt auch Harald Leupold. Allerdings baut die Hafen GmbH zunächst zehn Anlegeplätze in Nürnberg um. Der Ausbau in Roth sei zwar im Moment nicht geplant, könnte aber trotzdem Realität werden. „Es macht Sinn, Roth für die Flusskreuzschifffahrt auszubauen.“ Denn neben den Schiffen, die Roth bewusst anfahren, könnten andere es als Ausweichhafen benutzen. Alleine in Nürnberg haben im vergangenen Jahr im Übrigen 670 Passagierschiffe festgemacht mit über 85 000 Passagieren – Tendenz steigend.