Ingolstadt
"Der Killer aus Derrick"

Bodybuilder, Stuntman, Schauspieler: Sascha Borysenko feiert am Freitag seinen 75. Geburtstag

26.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:45 Uhr
Ein Bär von einem Mann: So kennt man Sascha Borysenko - mit Kopftuch und dem markanten Backenbart wurde er zu einem der bekanntesten Ingolstädter. −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt (DK) Es gibt Geschichten, die leben von den Bildern und schreiben sich fast von selbst.

Sascha Borysenko ist ein Beispiel dafür. 1944 in der Nähe von Dresden als Kind von Zwangsarbeitern geboren, feiert der Stuntman heute seinen 75. Geburtstag.

In Ingolstadt ist Borysenko nun wahrlich kein Unbekannter, lebt er doch seit 1951 hier - und trug anfangs noch den Vornamen Georg. So trat er jedenfalls 1966 im damaligen Schäffbräukeller beim Wettkampf um die Titel "Mister Apollo" und "Mister Bayern" auf, den er prompt gewann. Vier Jahre zuvor hatte das Kraftpaket mit dem damals in Europa noch unbekannten Bodybuilding begonnen und im Laufe seiner Karriere vier weitere Titel erringen können. Auch bei mehreren "Mr.-Germany"-Wahlen trat der Zwei-Zentner-Mann an, der von sich behaupten kann, einst eine Europameisterschaft im Proficatchen gewonnen zu haben.

Doch der gelernte Dekorateur wollte schon bald mehr als sich mit anderen Showkämpfe im Ring zu liefern. Es zog ihn ins Filmgeschäft, wo dem Mann mit einem Bizeps von mehr als einem halben Meter Umfang diese Erfahrungen zugute kamen. Anfang der 70er-Jahre kamen die ersten kleinen Rollen als Double im Fernsehen. Schon bald darauf absolvierte er seine ersten Auftritte als Statist. Er stand neben Martin Held vor der Kamera und wirkte sogar in einem Film mit Elisabeth Taylor und Richard Burton mit: In "Ihre Scheidung, seine Scheidung" mimte er einen Kellner. Auch am Stadttheater hatte er immer wieder Rollen.

Bis Anfang der 90er-Jahre wurde Borysenko öfters gebucht. "Ein Fall für zwei", "Hecht und Haie", "Der Alte" sind nur einige der Serien, in denen er mitwirkte. Nicht unerwähnt bleiben darf hier seine Rolle in dem Streifen "Die Todesgöttin des Liebescamps" aus dem Jahr 1981 mit der schwarzen Emanuelle Laura Gemser unter der Regie von Christian Anders ("Es fährt ein Zug nach nirgendwo"). Mit einem Auftritt in der Serie "Derrick", in der er sich eine Schießerei mit Horst Tappert lieferte, avancierte er zum bekanntesten Ingolstädter der 70er/80er-Jahre. Danach trat er sogar als "Der Killer aus Derrick" in Nachtclubs auf. So unter anderem auch im legendären Ingolstädter "Georg Club". Der "Mister Germany" aus Ingolstadt präsentierte dort seine "sensationelle Henker-Show" mit dem nicht weniger sensationellen Titel "Der Knochenbrecher von Castle Moore".

Doch der Mann mit dem imposanten Backenbart und dem voluminösen Oberkörper hatte noch mehr Eisen im Feuer. 1971 gründete er seine Stuntschule, die älteste in Deutschland, die bis 2011 bestand. Immer wieder konnte man ihn dabei beobachten, wie er in freier Natur mit einigen Mitstreitern in halsbrecherischem Tempo Kampfszenen zu Pferde und mit dem Schwert übte. Oder sich mit anderen Stuntmen erbittert prügelte und nachher lachend wieder aufstand. Doch Borysenko setzte auch auf die Fitnesswelle, die damals nach Deutschland überschwappte. Zuerst an der Münchener Straße, später dann an der Tränktorstraße eröffnete er das erste Fitnessstudio Ingolstadts, in dem auch Arnold Schwarzenegger schon trainiert haben soll. . .

Dabei blieb Borysenko immer der Star zum Anfassen. Fast jeder Ingolstädter kann sich daran erinnern, wie Sascha Borysenko im Freibad Liegestützen machte - mit mehreren Kindern auf dem Rücken. Alles Gute, Sascha!
 

Bernhard Pehl