Beilngries
"Der Hund wird zu sehr vermenschlicht"

Im Zuge der Debatten um Hundehaufen und Fehlverhalten der Vierbeiner: Appell an rücksichtslose Halter

28.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:11 Uhr
Ihre Hunde folgen aufs Wort: Die Beilngrieserin Diana Prennig (l.), Initiatorin der Petition für einen Hundestrand an der Kratzmühle, und Annette Augustin appellieren an Hundehalter, im öffentlichen Raum mehr Rücksicht auf andere Menschen zu nehmen. −Foto: F. Rieger

Beilngries (DK) Großes Aufsehen in der Region hat vor einigen Wochen der Bericht unserer Zeitung erregt, in dem es um den Wunsch nach einem Hundestrand-Abschnitt an der Kratzmühle ging.

Dabei hatte Initiatorin Diana Prennig aus Beilngries deutlich darauf hingewiesen, dass sie auch die Hundehalter in der Pflicht sieht. Und da es zuletzt auch immer wieder Negativschlagzeilen gibt - Hund beißt Joggerin, Hundehaufen im Sulzpark - nutzt sie gemeinsam mit der befreundeten Hundetrainerin Annette Augustin aus Freystadt im DK-Gespräch die Gelegenheit, auf wichtige Verhaltensweisen für Hundehalter hinzuweisen.

Denn für beide Frauen ist klar: So wie es momentan läuft, kann es nicht weitergehen. "Es gibt eine tiefe Kluft zwischen Hundeliebhabern und Hundehassern", so Annette Augustin. Den Grund sieht sie genau wie ihre Beilngrieser Freundin - beide ausgesprochene Hundefreunde - ganz entscheidend im Verhalten der Herrchen und Frauchen. Parks und Wiesen seien oft übersät von Hundehaufen, freilaufende Vierbeiner würden Radfahrer und Jogger überraschen - da sei es nur logisch, dass Menschen Angst haben oder Diskussionen um Hundeverbote in öffentlichen Parks aufkommen.

Dabei wäre es im Grunde recht einfach, betonen die beiden Frauen: Der gegenseitige Respekt müsse wieder zunehmen. Hundetrainerin Augustin nennt ein Grundproblem: "Der Hund wird zu sehr vermenschlicht. " In vielen Familien spiele der Vierbeiner die Hauptrolle, "er wird dort zum Bürgermeister". Das merke das Tier natürlich - und im öffentlichen Raum verhalte es sich dann genauso. "Klare Regeln" seien entscheidend. Und auch der Mut und die Konsequenz, das Haustier nicht immer in den Mittelpunkt zu stellen. Das gehe bereits damit los, dass der Hund oftmals vor dem Ehepartner begrüßt werde, wenn man nach Hause kommt - oder der Hund mit an den Essenstisch dürfe. All das registriere der Vierbeiner natürlich. Und wenn er dann in anderer Gesellschaft sei, könne er eben nicht umschalten.

Ein Stück weit sei das dann doch vergleichbar mit der Erziehung eines Kindes, so Annette Augustin. Auch da müsse man als Elternteil konsequent und auch mal streng sein. Und genau wie bei einem Haustier reiche es nicht, eine Stunde am Tag das richtige Benehmen zu trainieren.

In letzter Konsequenz tue man im Übrigen auch dem Hund nichts Gutes, wenn man ihn zu sehr vermenschliche und ihn permanent in den Mittelpunkt stelle, so die Trainerin. Das mache den Vierbeiner nur unruhig und passe auch nicht zu der natürlichen Prägung, die der Hund über Jahrtausende hinweg erfahren habe. Erst in den vergangenen Jahren habe der Trend Einzug gehalten, die Vierbeiner als vollwertige Familienmitglieder zu betrachten.

Freilich lieben auch sie ihre Hunde, betonen Annette Augustin und Diana Prennig. Letzten Endes gehe es aber um eine angemessene Erziehung der Tiere. Nur so könne die Debatte um Hunde im öffentlichen Raum irgendwann auch wieder an Schärfe verlieren. Und das sei nötig, um auch ein Ziel wie den Hundestrand an der Kratzmühle zu einem Erfolg werden zu lassen, betont Diana Prennig. Noch bis August läuft ihre Internet-Petition, ein erstes Gespräch mit der Kindinger Bürgermeisterin Rita Böhm (CSU) hat bereits stattgefunden. Entscheidungen werden aber erst nach Überreichung der Unterschriftenliste gefällt.
 

Fabian Rieger