Kleinhohenried
Der Hoffnungsträger mit dem süßen Namen

Donut und Donthor aus dem Donaumoos sollen Wisentherden in den rumänischen Karpaten verstärken<?ZE> <?ZE>

23.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:55 Uhr
Zunächst etwas zögerlich, entschließt sich der junge Wisent dann doch, den Tiertransporter zu besteigen. Der wird ihn vom Donaumoos in die rumänischen Karpaten bringen. Das Sendehalsband liefert maximal vier Jahre lang Daten über den Aufenthaltsort, Wanderbewegungen des Tieres und die klimatischen Bedingungen. Der Jungbulle ist ein weiterer Beitrag des Donaumoos-Zweckverbandes zu einem großangelegten Auswilderungsprojekt. −Foto: Frank

Kleinhohenried - Er heißt zwar Donut, aber süß ist er nicht.

Eher sportlich, agil, ein bisschen dickköpfig vielleicht, ein Hoffnungsträger ist er allemal. Am Mittwochabend trat der zweijährige Wisentbulle gemeinsam mit seinem Kollegen Donthor die lange Reise von Kleinhohenried im Donaumoos in die rumänischen Karpaten an. Dort soll er künftig in Freiheit leben und seine bedrohte Art erhalten. Die jungen Stiere sind ein weiterer wertvoller Beitrag des Donaumoos-Zweckverbandes zu einem großen Auswilderungsprojekt, das der World Wide Fund for Nature (WWF) und die Umweltorganisation Rewilding Europe ins Leben gerufen haben und betreuen.

"Die Landschaft ist wie gemalt für Wisente", sagte Thomas Hennig, Leiter des Sauparks Springe, in einem Fernsehbeitrag des Norddeutschen Rundfunks beim Anblick der Hügel und Wälder in den Karpaten, wo, so das Ziel der Initiatoren, bis zum Jahr 2025 500 Wisente durch ein 60000 Hektar großes Natura-2000-Gebiet streifen sollen. Springe in Niedersachsen ist wie das bayerische Donaumoos eines von vier Regionalzentren für Wisentzucht in Deutschland und ebenso wie die Gehege in Hardehausen (Nordrhein-Westfalen) und Damerower Werder (Mecklenburg-Vorpommern) Kooperationspartner der Neuburg-Schrobenhausener.

Letztere waren Mittwochabend am Zuge. Zuchtleiter und Veterinär Johannes Riedl hatte die beiden Jungstiere nach genetischen Gesichtspunkten ausgesucht. Ein Gesundheitscheck stellte sicher, dass die künftigen Karpatenbewohner frei von Brucellose, Tuberkulose und Leukose sind. Das Verladen nach der Donaumoos-Methode kann zwar knifflig sein, funktionierte aber auch diesmal ohne Probleme. "Wir sind die Einzigen, die ohne Narkose verladen", unterstrich Wisentbetreuer Alfred Wiedmann, dass man mehr auf Geduld, Geschick und das notwendige Quantum Glück setzt, denn Riedl will die wertvolle Fracht nicht mit den Segnungen der pharmazeutischen Industrie unnötigen Risiken aussetzen.

Die Abreise von Donut und Donthor ist die Fortsetzung einer langen Geschichte. Bereits im Jahr 2003 begann die Wisentzucht im Donaumoos, damals noch mit dem Segen des inzwischen gestorbenen Landrats Richard Keßler. Sein Nachfolger Roland Weigert, inzwischen bayerischer Wirtschaftsstaatssekretär, hielt es ebenso mit den wilden Rindern und sprach von einem wegweisenden Projekt.

Der aktuelle Landrat Peter von der Grün setzt diese Tradition fort und lobte angesichts rumänischer Besucher des WWF in Kleinhohenried das Projekt mit begeisterten Worten. Aktuell umfasst die Donaumoosherde 32 Tiere. Bulle Elhard hat dieses Jahr für fünf Kälber gesorgt, drei davon männlich. Nachdem vor allem weibliche Tiere gefragt sind, war es diesmal ein Glücksfall, dass der WWF Jungstiere haben wollte.

Die Fahrer des ungarischen Unternehmens, die die Wiederkäuer abholten, werden wohl zwei Tage brauchen, um die Südkarpaten zu erreichen. Das Fahrzeug ist tierfreundlich ausgestattet. Für Licht, Luft, Wasser, Futter und eine gemütliche Einstreu ist gesorgt und mit Sondergenehmigung dürfen die Transporteure an einem Stück durchfahren, denn eine Pause mit Aus- und Einladen ist bei so kräftigen Wildtieren, die sich weder anfassen noch führen lassen, nicht machbar. "Das wäre reiner Stress", versichert Johannes Riedl.

Wenn die Zimbri, wie Wisente auf Rumänisch heißen, in ihrer künftigen Heimat ankommen, wo sie auch bei der Bevölkerung durchaus willkommen sind, werden sie zur Akklimatisierung einen Monat in einem 14 Hektar großen Eingewöhnungsgehege untergebracht. Danach geht es für acht weitere Woche in eine 100 Hektar große Auswilderungszone. Deren Tore führen danach in die Freiheit der Karpaten, wo die wilden Rinder, deren Population in Rumänien durch Jagd und Wilderei im 18. Jahrhundert erloschen ist, wie in alten Zeiten standesgemäß gegen Wölfe, Bären und harte Winter bestehen müssen.

DK