Ingolstadt
Der Herr geht auf Sendung

Fernsehteam zeichnet Sonntagsgottesdienst der Freien evangelischen Gemeinde auf

06.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:53 Uhr
Am vergangenen Sonntag wurde aufgezeichnet, am kommenden wird gesendet: Der Gottesdienst der Freien evangelischen Gemeinde Ingolstadt wird auf Bibel-TV und in der Mediathek des Senders ERF zu sehen und im Radio zu hören sein. Caity (links) und Emily schauen sich nach dem Gottesdienst den Übertragungswagen an. Regisseur Peter Albrecht erklärt ihnen, wie die Produktion einer Sendung funktioniert. −Foto: Gülich

Ingolstadt (DK) Spannung liegt in der Luft. Schon um zehn vor zehn am Sonntagmorgen sitzen rund 120 erwachsene Gottesdienstbesucher und 30 Kinder im Gottesdienstsaal der Freien evangelischen Gemeinde in der Messerschmittstraße. Große Schein - werfer sind aufgebaut, vier Kameras blinken einsatzbereit, das Feintuning für Bild- und Soundcheck läuft. Dann fällt die Klappe - wie im Film.

Begrüßung, einige fetzig-moderne Lieder von der siebenköpfigen Gemeinde-Band, Gebet, dann gehen die Kinder gemeinsam in den Kindergottesdienst ins Obergeschoss. Pastor Heinz Weickel predigt zum Thema "Gelassen glauben in krassen Zeiten". Ein Gottesdienst in der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) wie immer - und doch ganz anders. "Tun Sie einfach so, als wären wir nicht da", hat Gesina Schneider von ERF Medien den Ingolstädter Gottesdienstbesuchern vor Beginn der Aufzeichnung geraten. Wenn das mal so einfach wäre im Anblick all der Kameraleute und Kabelträger!

Seit 60 Jahren gibt es den christlichen Privatsender ERF mit Stammsitz in Wetzlar, der "nichts lieber möchte, als dass Menschen Gott kennenlernen und er ihr Leben verändert", wie es im Leitbild des Senders heißt. Das Programmangebot in Radio, Fernsehen und Internet, für das 180 Mitarbeiter verantwortlich sind, ist groß und umfasst auch einen wöchentlichen Sonntagsgottesdienst, der in wechselnden Kirchengemeinden in ganz Deutschland aufgenommen wird - sowohl in der evangelischen Landeskirche als auch in unterschiedlichen Freikirchen. Damit deckt der Sender ein breites Spektrum evangelischer Frömmigkeit ab und ermöglicht es Fernsehzuschauern, einen Gottesdienst "von Zuhause aus" zu besuchen - für manche Menschen die einzige Gelegenheit.

Pastor Weickel erlebte das Mitwirken in solch einem Fernsehgottesdienst als Premiere. "Eine voll gelungene", wie er lachend und ein bisschen erleichtert sagt, als nach einer knappen Stunde der Segen gesprochen und alles im Kasten ist. Ein halbes Jahr liefen die Vorbereitungen - von der Themensuche über den genauen Ablauf bis zur Musikauswahl. Der Gottesdienst an sich sollte ein ganz normaler werden, nur halt mit ein paar Kameras ringsherum. "Genau so habe ich den Morgen dann auch erlebt", erzählt der 60-jährige Pfarrer und fährt fort: "Die Zusammenarbeit mit den Fernseh-Profis war sehr bereichernd und hat großen Spaß gemacht. Ich bin sehr stolz auf mein 16-köpfiges Team; vor allem die Musiker, Techniker und die Gottesdienstleitung hatten vorher ganz schön zu tun. Und unsere Pfadfinder haben die ganze Nacht Wache gehalten, dass nichts von der teuren Ausrüstung wegkommt!"

Uschi Rutsch, die den Gottesdienst moderiert hat, fasst das Projekt mit drei Worten zusammen: "Aufregend, anstrengend und cool!" Alle ihre Moderationstexte seien vorher nochmal lektoriert worden, der Ablauf minutiös durchgeplant. Auch einen Grundriss des Gebäudes habe die Gemeinde im Vorfeld einschicken müssen. "Das ist halt kein Studio hier, und das Produktionsteam kommt nur für zwei Tage, da muss alles optimal vorbereitet sein. Die Längen der Lieder, Kleidung, Make Up - alles ist genau überlegt", berichtet Rutsch, die eigentlich Physiotherapeutin von Beruf ist und sich wie alle anderen Beteiligten (außer dem Pastor) ehrenamtlich ins Gemeindeleben einbringt.

Inzwischen ist auch der Kindergottesdienst beendet und viele Kinder nutzen die Gelegenheit, das durchaus beeindruckende technische Equipment anzuschauen. Caity (11) und Emily (10) steigen die Stufen zum Übertragungswagen hoch, der neben dem Gemeindehaus geparkt ist, und besuchen Peter Albrecht, den Regisseur. Der macht sofort seinen Stuhl für die beiden Mädchen frei und beantwortet alle ihre Fragen. "Das finde ich super hier, dass man die Bilder von allen Kameras auf einmal anschauen und die sogar ranzoomen kann", sagt Caity und deutet auf die großen Bildschirme. "Und dass wir uns nächste Woche vielleicht sogar selbst im Fernsehen sehen können, ist auch klasse", fügt Emily begeistert hinzu. Vorher kümmert sich der Regiechef diese Woche noch einen Tag um den endgültigen Bildschnitt; ungefähr genau so lange dauert es, den Ton nachzubearbeiten. Dann ist der "ganz normale" Ingolstädter Gottesdienst deutschlandweit zu sehen.

Der Gottesdienst der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Ingolstadt wird am kommenden Sonntag um 11.30 Uhr auf Bibel TV ausgestrahlt; um 10, 14 und 22 Uhr ist er im ERF-Radioprogramm zu hören. Anschließend ist er in der Mediathek von ERF Medien verfügbar.

Anne Gülich