Ingolstadt
Der Herr des "Gebetbuchs"

Alexander Arold tüftelt seit 2008 die Routen für die Donau Classic in der Region Ingolstadt aus

23.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:22 Uhr
Mit seinem Messfahrzeug ist Alexander Arold ab Februar immer wieder auf der Route der Donau Classic unterwegs (gr. Bild), wie hier bei Hohenwart. Mit elektronischer Hilfe hält er alle Entfernungen fest (rechts unten), damit im Roadbook (oben) alles stimmt. −Foto: Richter

Ingolstadt - Man muss schon eine gehörige Portion Idealismus mitbringen, um das alles auf die Reihe zu kriegen.

Oder Benzin im Blut haben, wie andere es nennen. Alexander Arold besitzt beides, wenn es um die Donau Classic geht. Der 51-jährige Ingolstädter ist verantwortlich für das Roadbook, wie die Route der Oldtimer-Rallye im Fachjargon heißt. Manche nennen es auch scherzhaft "Gebetbuch". Kaum einer kennt die Schönheiten der Region Ingolstadt so gut wie er. Seit 2008 bereitet er die Weginformationen akribisch auf, um das Teilnehmerfeld durch blühende Landschaften vorbei an malerisch gelegenen Burgen, über Flussauen oder entlang schroffer Felsformationen zu führen.

Wie kommt einer wie er, ein studierter Jurist und Betriebswirtschaftler, der im Hauptberuf eine Firma für den Vertrieb von Schwimmbecken betreibt, überhaupt dazu, sich dieses zeitintensive Abenteuer anzutun? Arold lacht bei dieser Frage: Der gebürtige Münchner, aufgewachsen in Ingolstadt, kennt den Organisator der Donau Classic, Robert Faber, schon seit Schulzeiten. Gemeinsam haben sie das Apian-Gymnasium im Ingolstädter Südwesten besucht. "Schon damals haben wir alte Mercedes gekauft und wild dran rumgeschraubt", erzählt er. Die Freundschaft der Männer blieb bestehen, ebenso das Faible für Oldtimer.

Als Faber 2005 mit der Idee auftaucht, die Donau Classic ins Leben zu rufen, weiß sein Spezl Arold zwar nicht, ob das gutgehen würde ("Es hat bereits etliche solcher Rallyes gegeben! "), aber er ist sofort dabei. "Anfangs war ich für die Organisation zuständig und Mädchen für alles, ab 2008 habe ich dann auch das Roadbook übernommen", erinnert sich der 51-Jährige.

Zeitig im Jahr, schon im Januar, beginnt der Pfadfinder, seine Routen zu planen. Heuer dauert die Rallye nur zwei Tage, in Nicht-Corona-Jahren sind es drei. "Am Anfang steht die Arbeit am Computer. Ich lege für die Tagesstrecken den Start, die Mittagsstation und das Ziel fest. Danach geht es an den Rest der Tour", erzählt Alexander Arold. Hier einfach blindlings Orte und Straßen anzukreuzen, funktioniert freilich nicht. Alles muss Berücksichtigung finden und letztlich genehmigungsfähig sein. Dazu gehören Baustellen ebenso wie "Befindlichkeiten" diverser Entscheidungsträger. Was im einen Jahr noch genehm gewesen sein mag, kann zwölf Monate später plötzlich unerwünscht sein. Arold arbeitet eng mit dem Amt für Verkehrsmanagement der Stadt Ingolstadt und den Landratsämtern zusammen. "Wir werden da hervorragend unterstützt. " Intern kann er auf sein Helferteam bauen, ohne das er aufgeschmissen wäre, sagt er.

Neben der Strecke plant der 51-Jährige alle Wertungs- und die Durchgangsprüfungen. Hier muss ein bestimmter Abschnitt auf Zeit gefahren werden, anderswo soll die Durchschnittsgeschwindigkeit möglich konstant bei einem vorgegebenen Tempo liegen oder es gibt Rundkurse mit einer Sollzeit. Alexander Arold hat sich außerdem etwas Besonderes einfallen lassen, "das gibt es nur bei uns und ist für die Teilnehmer besonders gemein". Die Rede ist von geheimen Prüfungen - wann und wo sie auf der Route auftauchen, erfährt das Feld wirklich erst auf der Fahrt. "Weil man sich nicht darauf vorbereiten kann, bedeuten sie eine Herausforderung. "

In den Tagen vor dem ersten Startschuss findet Alexander Arold kaum noch Zeit für andere Dinge, geschweige denn für seine Firma. Er ist dankbar für das Verständnis seiner Frau, die beiden Töchter, sechs und zehn Jahre alt, finden es gut, was der Papa macht. "Die Große fährt schon mal bei einer Erkundung mit. " Gut 2500 Kilometer hat der Pfadfinder mit seinem silbergrauen Audi heuer zurückgelegt, um das Roadbook wieder zu einer spannenden Tour zu machen. Anregungen und Kritik, die Resonanz der Teilnehmer, all das ist ihm wichtig und Belohnung für alle Anstrengungen im Vorfeld. Wenn die Oldtimer-Freunde nach der Rallye von den Schönheiten der Region schwärmen, ist das für Alexander Arold höchstes Lob.

Die 16. Donau Classic führt an diesem Freitag und Samstag durch die Region. Coronabedingt können Start- und Zielorte sowie genauere Details zur Strecke nicht genannt werden.

DK


Horst Richter