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Der Heilige, wenn man etwas vergessen hat

Das katholische Volk hat ein unbegrenztes Vertrauen auf die Fürbitte des Antonius

12.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Der heilige Antonius im neuen Refugium auf der Stadtrunde - Foto: spe

Die Italiener nennen den heiligen Antonius einfach „Il Santo!“, was die Inschrift verkündet, die die über seinem Grabe errichtete Basilika in Padua formuliert „Il Santo!“, denn er ist für sie der Heilige schlechthin.

Die Kirche erteilte ihm als dem „Doctor evangelicus“ die Würde eines Kirchenlehrers. Das Antoniusbrot, für das in allen katholischen Kirchen ein eigener Opferstock aufgestellt ist, ist ein Almosen zu Ehren des Heiligen und erinnert an sein soziales Wirken. Er genießt bis heute eine Beliebtheit wie außer der Gottesmutter kaum ein anderer Heiliger. Das katholische Volk hat ein unbegrenztes Vertrauen auf seine Fürbitte. Er wird angerufen, wenn man etwas verloren hat und er hat sich unstreitig noch immer hilfreich erwiesen, viele Gläubige schwören darauf. Aber nichts ist umsonst, sagen die Leute und wissen, dass wenn man Hilfe braucht, auch dafür mit einer Spende für die Armen eine günstige Wendung herbeirufen kann. Beim Verlust eines Schlüssels beispielsweise ist es aber auch sehr hilfreich, strukturiert jenen Plätzen nachzugehen, an denen man zuletzt mit diesem unterwegs war. Gläubige Menschen freuen sich zwar über diese Zuwendung, wissen aber, dass das „Do-ut-des-Schema!“ doch einer heidnischen Vorzeit angehört.

Antonius war Portugiese und wurde um 1195 in Lissabon als Fernando Bullone geboren und stammte aus dem Geschlechte Gottfrieds von Bullions, des ersten Eroberers des Heiligen Grabes. Mit 15 Jahren trat er in den Orden ein. Hier entwickelte er sich in zehn Studienjahren zum „tiefen Kenner der Heiligen Schrift“, heißt es in seiner Vita. Er erlebt, dass fünf Franziskanermönche, die auf ihrer Missionsreise in Marokko von den Mauren getötet worden waren, in Coimbra feierlich bestattet werden. Ergriffen von diesem Begräbnis, das er in der Menge der Menschen erlebt, entschließt er sich, selbst ein Bettelmönch zu werden. So trat Fernando mit 25 Jahren in das Franziskanerkloster in Coimbra ein und nannte sich fortan Antonius. Man erlaubte ihm, als Missionar nach Marokko zu gehen, wo seine Gefährten starben. Bei der Ankunft erkrankte er schwer und er musste sich schweren Herzens zur Rückkehr entschließen. Das Schiff jedoch geriet in einen Sturm und so verschlug es ihn an die sizilianische Küste. An Land vernahm er den Aufruf, dass sich alle Franziskaner nach Assisi zu einer Zusammenkunft begeben sollten. Er fiel ob seiner Schweigsamkeit und Bescheidenheit auf. Erst als anlässlich einer Primizfeier, bei der sehr viele Ordensangehörige anwesend waren, keiner aber für eine Predigt vorbereitet war, fiel Antonius ob seiner Gelehrsamkeit, seiner Redekunst und vor allem seiner spontanen Fähigkeit zu reden auf. Als der heilige Franziskus hiervon hörte, ernannte er ihn zum ersten Lektor der Franziskaner für Theologie und berief ihn zum Prediger auf die Kanzeln der Städte. Antonius verkündete das Evangelium in allen Gegenden Italiens und in Südfrankreich.

Antonius wurde zum Provinzialoberen der Romagna ernannt. Im Jahr 1230 wollte er aber von dieser Aufgabe wieder entbunden werden. An Ämtern lag ihm nicht viel. Die Anstrengungen des Heiligen gingen über Menschenkraft. Noch in der Fastenzeit des Jahres 1231 verzehrte er sich in der Glut seiner Predigten. Am 13. Juni 1231 fühlte er, dass seine Kraft weniger wurde. Man brachte ihn ins nahe gelegene Klarissenkloster Acella, wo er am gleichen Tag mit erst 36 Jahren verstarb. „Ich sehe meinen Herrn Jesus Christus!“, waren seine letzten Worte. Edmund Speiseder