Der heilige Vitus - einer der 14 Nothelfer

Sein Gedenktag wird am 15. Juni gefeiert

14.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:44 Uhr
Der heilige Vitus auf einer der Tafeln der Holzkassettendecke in der Filialkirche St. Georg in Gachenbach. −Foto: Hammer

I m Kreis der 14 Nothelfer ist der heilige Vitus wohl der jüngste Märtyrer.

Er wurde als Sohn heidnischer Eltern in Mazara, dem heutigen Mazara del Vallo auf Sizilien geboren. Als Siebenjähriger lernte er durch seine Amme Crescentia und seinen Lehrer Modestus den christlichen Glauben kennen. Als sein Vater, der Senator Hylas davon erfuhr, prügelte er ihn und ließ ihn dem römischen Präfekten vorführen, der ihn trotz harter Strafen nicht umstimmen konnte.

Nach der Legende holte Kaiser Diokletian den jungen Vitus nach Rom, um seinen Sohn von einer Besessenheit zu heilen. Trotz des Heilungserfolges ließ er den Jüngling wegen seiner Zugehörigkeit zur Christengemeinde einkerkern und foltern. Zusammen mit seinen Gefährten wurde Vitus in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen, blieb aber unversehrt. Nun wurde ein wilder Löwe auf sie gehetzt, der sich jedoch zahm zu ihren Füßen ablegte und sie ableckte. Auch der Versuch, sie auf der Folterbank mit Hacken zu zerfleischen misslang. Blitze zerschlugen das Martergerät und ein Erdbeben ließ den Tempel rundum einstürzen. Die Folterknechte und das entsetzt fliehende Volk wurden von den Trümmern erschlagen. Engel lösten die Fesseln und betteten die Sterbenden am Ufer eines Flusses, an dem sie sanft im Gebet ihre Seele aushauchten. Die fromme Witwe Florentia fand sie dort und bestattete ihre Leiber. Vitus starb so um das Jahr 304 den Märtyrertod. Der genaue Sterbeort lässt sich nicht lokalisieren. Je nach den greifbaren Quellen sollen Mazzarino auf Sizilien, Lukanien in Süditalien oder Santa Cecilia bei Eboli in Italien der Todesort gewesen sein.

Die Verehrung des heiligen Vitus ist bereits um das Jahr 600 belegt. Seine Reliquien kamen im Jahr 775 in die Basilika Saint Denis nördlich von Paris. Im Jahr 887 kamen die Reliquien des heiligen Vitus nach Corvey, eine ehemalige Benediktinerabtei in Höxter in Nordrhein-Westfalen. Anfang des 11. Jahrhunderts sandte Kaiser Heinrich II. eine Armreliquie nach Prag für den neugebauten Veitsdom. 1335 brachte Kaiser Karl IV. das Haupt des heiligen Vitus als kostbare Reliquie nach Prag. Sie befindet sich ebenfalls im gewaltigen Veitsdom auf der Burg. So ist Vitus auch Nationalheiliger von Böhmen. An mehr als 1300 Orten in Europa erwählte man Vitus zum Patron von Kirchen und Altären.

Der heilige Veit ist einer der 14 Nothelfer. Wie volkstümlich und beliebt dieser Heilige geworden ist, zeigt die übergroße Zahl der Patronate für die er zeichnet. Er ist der Patron der Gastwirte, Apotheker, Winzer, Tänzer, Schauspieler, Bierbrauer, Schäffler, Bergleute, Kupferschmiede, Stummen und Tauben und der Epileptiker. Er wird angerufen um eine gute Saat und gute Ernte. Eines seiner Attribute ist der Hahn, ein Symbol für Fruchtbarkeit, Förderung des Wachstums auf den Feldern und reichen Erntesegen. Weiter wird er angerufen gegen Besessenheit, Aufregung, Hysterie und Krämpfe, bei Hunde- und Schlangenbiss, Tollwut, Epilepsie ("Veitstanz"), bettnässenden Kindern, Augen- und Ohrenleiden, Unfruchtbarkeit, Unwetter, Blitz- und Feuersgefahr. Die Hilferufe bei Bettnässen gehen angeblich auf die Darstellung mit einem Kessel als sein Attribut, zurück, den man als Nachttopf deutete. Im Volksmund sagt man: "Heiliger Sankt Veit, weck mich zur Zeit, nicht zu früh und nicht zu spät, dass es nicht ins Bett nein geht".

Der heilige Vitus oder Veit wird meistens in oder mit einem Ölkessel, mit einem Hahn oder Adler, einem Raben oder auch mit einem Hund an der Leine dargestellt. Um ihn bildeten sich auch wichtige Bauernregeln heraus, wie zum Beispiel: "Regnet's an St. Veit, die Gerste nicht leid's", oder "Ist zu St. Vitus der Himmel klar, gibt es ein fruchtbares Jahr".

Hans Hammer