Ingolstadt
Der Heilige aus dem Böhmerwald

Eine Reliquie Johann Nepomuk Neumanns bereichert das Heimatmuseum Niemes und Prachatitz

04.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:44 Uhr

Festakt im gut besuchten Heimatmuseum Niemes und Prachatitz an der Hohe-Schul-Straße: Domkapitular Alois Ehrl (r.) zelebrierte gestern zusammen mit dem Kapuzinerpater Hadrian die Übertragung der Reliquie des heiligen Johann Nepomuk Neumann. Zuvor hatten sie mit den Mitgliedern des Böhmerwaldheimatkreises Prachatitz eine Messe gefeiert. Auch Ehrl und Pater Hadrian stammen aus dem Böhmerwald. - Fotos: Rössle

Ingolstadt (DK) Er war der Apostel der Neuen Welt: Johann Nepomuk Neumann aus dem Böhmerwald, Bischof von Philadelphia, später heiliggesprochen. Ein Stück Stoff seines Ornats wurde gestern als Reliquie feierlich in das Heimatmuseum Niemes und Prachatitz übertragen.

Der Priester aus der Alten Welt diente dem Herrn auf heiklem Terrain. Die Wege zu den Gläubigen führten ihn durch schier unendliche Weiten in wilder Natur. Die Pfarrei des Johann Nepomuk Neumann in Pennsylvania erstreckte sich über Hunderte Meilen, die er zu Fuß, zu Pferde oder, so Gott wollte, bequemer mit der Kutsche zurücklegte. Ein „Rucksackpriester“, der die weit über die Neue Welt verstreuten europäischen Auswanderer betreute. Auch Indianer lernte er kennen.

Neumann, 1811 in Prachatitz geboren, war als Missionar in die USA gekommen, weil er daheim im Böhmerwald wegen des Überangebots an Pfarrern keine Chance auf die Weihe sah. Die Primiz feierte er 1836 in der New Yorker St. Patrick’s Cathedral. Nach den anstrengenden Jahren als Wanderpfarrer trat er 1840 erschöpft und wohl auch vereinsamt in den Redemptoristenorden ein. 1852 wurde der Böhmerwäldler zum Bischof von Philadelphia geweiht. Als „John Neumann“ machte er sich um die pastorale Infrastruktur in Pennsylvania verdient, ließ Kirchen bauen, gründete zahlreiche Schulen und Pfarrzentren. Neumann starb 1860. Papst Paul VI. sprach ihn 1977 heilig.

„Bis heute gilt er in den USA als der Schulbischof“, erzählte der Eichstätter Domkapitular Alois Ehrl, der ebenfalls aus dem Böhmerwald stammt und schon oft an Neumanns Grab in Philadelphia stand. „Da singen wir dann immer das Böhmerwaldlied.“ Ehrl zelebrierte gestern an der Seite des Kapuzinerpaters Hadrian in Maria de Victoria den Festgottesdienst anlässlich der Übertragung einer Reliquie in das Heimatmuseum Niemes und Prachatitz nahe der Hohen Schule. Ein kleines Stück Stoff aus Neumanns Messgewand, eine „Berührungsreliquie“, erklärte Ehrl. „Sie richtet den Blick zum himmlischen Vater.“ Und im Gedenken an „unseren heiligen Landsmann“ stimmten die vielen Gäste der Zeremonie ergriffen das Böhmerwaldlied an.