Rottenegg
Der Hauptlärm ist weg

Firma, die Anwohner der Rottenegger Ziegeleistraße um ihren Schlaf brachte, hat den Betrieb eingestellt

30.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Auch Christa Binner, Wortführerin der lärmgeplagten Anlieger, wird nun nicht mehr um ihren Schlaf gebracht. - Foto: Archiv GZ

Rottenegg (GZ) Zwei Jahre lang hat nächtlicher Gewerbelärm die Anwohner der Rottenegger Ziegeleistraße um ihren Schlaf gebracht. Doch seit dem GZ-Bericht vor drei Monaten hat sich etwas getan. Der Hauptverursacher ist weg, "und seitdem ist es deutlich besser geworden", sagen die Anlieger.

Der Ärger drehte sich, wie berichtet, um das Gelände der früheren, 2004 insolvent gegangenen Firma Kriegler Karosseriebau. 2007 wurde das Areal von einem Ingolstädter Spediteur ersteigert, der es aber nicht selbst nutzt, sondern verpachtet hat. Den hinteren Teil des Geländes und der Hallen nutzte eine Trading- und Logistik GmbH mit Hauptsitz in Gräfelfing, und zwar zur Reparatur von Autotransportern. Und dies passierte nach den leidvollen Erfahrungen der Anwohner vielfach nicht tagsüber, sondern mitten in der Nacht.

"Die fangen erst um 19 Uhr an, und dann geht das so bis 3 Uhr früh, und zwar fast immer im Freien", berichtete Christa Binner, die gleich nebenan ihr Haus hat, im August unserer Zeitung. Andere Anwohner der Ziegeleistraße bestätigten diese Angaben: "Da wird dann geflext und auf blankem Eisen herumgeschlagen", hieß es. Oder es werden Stunden lang die Motoren der Sattelzüge laufen gelassen.

Im Januar 2015 schlossen sich zehn lärmgeplante Familien, die im Umkreis wohnen - also hauptsächlich aus der Ziegeleistraße - zu einer Art Anti-Lärm-Initiative zusammen. Mit Christa Binner als ihrer Sprecherin. Erreicht haben sie lange Zeit freilich nichts. Bei Versuchen, die Angelegenheit durch Gespräche mit den Pächtern des Gewerbegrundstücks zu klären, erntete Binner nur "ein hämisches Grinsen", und auch Beschwerden bei der Polizei brachten stets nur eine sehr kurzfristige Besserung.

An das Landratsamt wurden zwei Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen formuliert, auf die sich dann - ein halbes Jahr später - zumindest ein bisschen etwas getan hat. Ende Juli wurde gegen die Firma ein Bußgeldbescheid wegen des Laufenlassens der Motoren erlassen. Und man kündigte an, von der Unteren Bauaufsichtsbehörde überprüfen zu lassen, inwieweit die bestehende Nutzung mit der "Genehmigungssituation" übereinstimmt.

Und hier, so stellte sich nun in der Folge heraus, lag im Fall der Logistik GmbH, dem Hauptlärmverursacher, tatsächlich einiges im Argen. Nicht nur, dass die Firma in Geisenfeld gar kein Gewerbe angemeldet hatte - "ihre Art von Tätigkeit entspricht auch nicht den Festsetzungen des Bebauungsplanes", berichtet Katrin Limmer vom städtischen Ordnungsamt. Dieser 1994 erlassene Bebauungsplan sei "recht eindeutig auf das frühere Geschäftsfeld der Firma Kriegler zugeschnitten", erläutert Limmer. Dass die aktuelle Nutzung nicht dem Bebauungsplan entspricht, hätten die Überprüfungen durch das Landratsamt ergeben. Dieses - und nicht die Stadt - sei für die Gewerbeaufsicht zuständig, antwortet Limmer auf die Frage, warum man hier nicht schon längst im Rathaus tätig geworden sei.

Der Pächter sei noch Ende August ultimativ aufgefordert worden, sein Gewerbe bei der Stadt anzumelden und einen Bauantrag auf Nutzungsänderung zu stellen. Und, so die städtische Abteilungsleiterin, ihm sei als Ergebnis eines Ortstermins mit dem Landratsamt und dem Wasserwirtschaftsamt signalisiert worden, "dass sein Gewerbe hier so nicht genehmigungsfähig sei".

Vor diesem Hintergrund war es dann mit dem nächtlichen Lärm schnell vorbei: "Anstatt die geforderten Auflagen zu erfüllen, hat sich die Firma entschieden, ihren Betrieb in Rottenegg einzustellen", berichtet Limmer. Derzeit sei dieser Teil des Areals ohne Nutzung. Die Logistikfirma, die seit Sommer den vorderen Teil des Betriebsgeländes nutzt, habe ihr Gewerbe angemeldet, und hier gebe es auch keine Probleme mit den Festsetzungen des Bebauungsplanes.

Und die Anwohner? "Es ist zumindest deutlich besser geworden", sagen Marianne Koch und auch Christa Binner, die noch im September so entnervt gewesen war, dass sie zu Hause auszog und sich in Ingolstadt ein Zimmer nahm. "Jetzt kann man es hier wenigstens wieder aushalten", sagt sie, doch so ganz zufrieden sind die beiden Anwohnerinnen noch nicht. Schließlich seien da immer noch die großen Lastzüge der Logistikfirma, "die auch in der Nacht ein- und ausfahren".

Bis 22 Uhr dürfen sie das, sagt dazu Bürgermeister Christian Staudter, der die Situation "weiter im Auge behalten" will. Und auch den Hinweis der Anwohner, wonach die Zufahrt für die Sattelzüge viel zu eng ist.