Ingolstadt
Der Gründerpreis wird weiblicher

Jury würdigt vielversprechende Geschäftsideen aus vier Kategorien

12.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:37 Uhr |
Große Runde: Alle Bewerber des diesjährigen Wettbewerbs wurden zu Beginn der Prämierungsveranstaltung auf die Bühne gebeten (oben), hier eingerahmt von den Moderatoren Robert Wittmann (l.) und Jörg Tiedt. − Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Durchweg großer Beifall für die Preisträger, und wie immer haben allein durch ihre Teilnahme auch die gewonnen, die letztlich keine Trophäe in Händen hielten: Bei der Verleihung des Ingolstädter Gründerpreises 2019 sind vielversprechende Geschäftsideen aus vier Wirtschaftsbereichen gewürdigt worden. Dreimal fiel die Wahl der Jury auf Gründerinnen.

Seit 20 Jahren werden in der Region Anerkennungspreise für frisch gegründete Unternehmen verliehen, die nach Einschätzung von Wirtschaftsfachleuten besonders gute Chancen haben, sich in einem bestehenden Markt zu etablieren oder einen neuen zu erobern. Vormals lautete der Titel Businessplan-Wettbewerb der Region 10, seit acht Jahren geht es nunmehr schon um den Gründerpreis Ingolstadt.


Das kleine Jubiläum war am Donnerstagabend im Entwickler- und Gründerzentrum (EGZ) an der Marie-Curie-Straße für die Moderatoren Robert Wittmann (Technische Hochschule) und Jörg Tiedt (Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt) Anlass, ein wenig Rückschau zu halten. Besonders hervorgehoben wurden dabei die Rollen von zwei Männern der ersten Stunde: IFG-Vorstand Norbert Forster, vormals Chef im EGZ, war ebenso von Beginn an dabei wie Georg Stark, Wirtschaftsförderer im Eichstätter Landratsamt. Robert Wittmann selber ist seit 19 Jahren im Team der Veranstalter und gilt längst als "die große Konstante" beim Gründerpreis, wie Co-Moderator Tiedt anmerkte. In den 20 Jahren haben übrigens 656 Teilnehmer ihre Gründerideen vorgestellt - viele davon sind längst gestandene Unternehmer.

19 Bewerber hat es in der jüngsten Runde gegeben - eine stattliche Anzahl, und alle, so zeigte sich Jörg Tiedt überzeugt, haben bereits unternehmerischen Mut und "Spirit für richtungsweisende Themen" unter Beweis gestellt. Die Jury aus Vertretern der Veranstalter (neben THI und Sparkasse noch die städtische IFG, das EGZ und der DONAUKURIER sowie als fachlicher Begleiter die Handwerkskammer) bewertet die eingereichten Businesspläne stets nach Punkten, die sich aus einer Einordnung in einem Koordinatensystem ergeben. Besonderes Gewicht haben dabei der Innovationsgedanke und die wahrscheinlichen Marktchancen, also die Bedeutung eines Angebots für potenzielle Kunden oder Nutzer. Hier die vier neuen Preisträger, die allesamt Geldbeträge und kostenlose Coachings erhalten:

nSeniorenassistenz Ingolstadt: Gründerin Michaela Hirsch aus Rapperszell (Landkreis Eichstätt) will als zertifizierte Seniorenassistentin älteren Menschen dabei helfen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben. Dabei geht es weniger um Pflege als um das geschickte Ausbalancieren und die optimale Nutzung aller gegebenen Unterstützungsmöglichkeiten, vor allem auch um Hilfe bei der unvermeidlichen Bürokratie. DK-Chefredakteur Stefan König hob als Laudator für den Bereich Social Innovation die "mutige, dynamische Persönlichkeit" der Gründerin hervor, die sich voller Elan einem "immer prägnanteren Thema" verschrieben habe.

nOnline-Druckerei Printano: Für die Brüder Peter und Thomas Stiller ist ihr Start-up bereits der zweite, womöglich erneut größere Wurf auf dem weiten Feld der aufs Internet gestützten Geschäftsmodelle: Vor einigen Jahren haben sie in Berlin einen netzbasierten Grußkartendienst aufgezogen und profitabel verkauft. Jetzt setzen sie als Neu-Ingolstädter auf individualisierte Druckerzeugnisse wie Visitenkarten, die die Kunden anhand eines Onlinekatalogs gestalten können. Die Preisträger in der Kategorie "Seriengründer" versprachen Laudator Norbert Forster auch beschäftigungswirksame Initiative: "Wir wollen mit einem richtig guten Produkt auch Arbeitsplätze schaffen!"

nOnline-Brautkleid-Konfigurator "mivory": Nach Auffassung von Robert Wittmann, der das Start-up von Helen Ngo (Ingolstadt) für den Sektor "Digitales Geschäftsmodell" auszeichnete, hat die Gründerin mit ihrer Geschäftsidee "die gesellschaftlichen Megatrends Individualisierung und Digitali- sierung" aufgegriffen. Vor dem Hintergrund steigender Eheschließungszahlen und einer internetaffinen Zielgruppe drängt sich die Auswahl von Brautkleidern anhand von online verfügbaren "Bausteinen" daheim am Computer geradezu auf. Die Jungunternehmerin ist übrigens selber auch Kundin: Für ihre im Sommer anstehende Hochzeit hat sie natürlich im eigenen Geschäft geordert.

nDecider: Der von Andrea Funk (Tauberfeld, Landkreis Eichstätt) gewählte Unternehmensname ist ein Wortspiel: Es geht um den Vertrieb von deutschem Cider, also von Apfelwein (Französisch: Cidre) aus heimischem Anbau. Die Gründerin hat den Preis des Ingolstädter Regionalmanagements für die Kategorie "Lifestyle" gewonnen. Irma-Geschäftsführerin Iris Eberl würdigte das "bodenständige und nachhaltige Handeln" einer Unternehmerin, die einen "angesagten Genuss" für ihre Geschäftsidee aufgegriffen habe. Andrea Funk wollte die Lorbeeren allerdings nicht alleine ernten und bedankte sich bei ihrem Bruder Johannes: "Das ist unser beider Preis; er hält mir immer den Rücken frei!"

Bernd Heimerl

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