Der Groove der Zeit

22.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:14 Uhr

Nürnberg (DK) Mit seiner atemlosen Prosa, seinem exzessiven Leben mit Alkohol, Drogen und Sex und vor allem mit seinem Bestseller "On the Road" ("Unterwegs") wurde Jack Kerouac (1922–1969) zum Symbol einer Generation, die nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa Furore machte.

 In der Beat Generation artikulierte sich das Lebensgefühl der Jugend nach dem Zweiten Weltkrieg – der "Sound des Lebens" mit seinem Rhythmus, seinem "Beat" eben, wie man ihn im Jazz und dann in der Popmusik spürte. Jetzt setzt das Gostner Hoftheater, Nordbayerns wohl wichtigste Off-Bühne, dem "Beatnik" Jack Kerouac mit "Cosmic Baseball" ein literarisches Denkmal, das Ulf Goerke und Joerg Bitterich aus Kerouacs Texten zusammengesetzt haben.

Die in die Schreibmaschine gehämmerte Sprache wird zum Endlosband – wie die endlosen Straßen des amerikanischen Mittelwestens, auf denen Kerouac "unterwegs" war, um Amerika zu entdecken – und doch nie zu finden. Im Gostner Hoftheater ist die Bühne (Bild: Matthias Wulst) mit Papierseiten gepflastert und die Fragmente und Wortfetzen Jack Kerouacs rieseln als Papierfetzen auf die drei Schauspieler nieder.

Andreas Hilscher ist Jack Kerouac als nervöser, sensibler, fiebernder Schriftsteller in einem wie Coyoten heulenden Rudel, in dem die beiden anderen Schauspieler, Thomas Witte und Golo Euler, in wechselnde Rollen schlüpfen – mal Freund und Freundin, mal Mutter und Vater, mal Allen Ginsberg und William S. Burroughs, den Schriftstellern, zu denen in den 1950er Jahren Kerouac stieß und zum Beatnik wurde.

Zwischen unbändigem Lebenshunger und angeödetem Lebensekel flüchtet Kerouac in eine anarchische Unrast, die ihn kreuz und quer durch Amerika jagt. Spontan und assoziativ, ja fast instinktiv ist sein Schreiben, das ihm nur eine kurze Berühmtheit schafft und kaum über Wasser hält. Auf alten Schellackplatten wird Charlie Parker gespielt und auf der Bühne swingen, singen und summen sie – und finden den Groove der Zeit.