Schrobenhausen
Der Gaishof bei Edelshausen

Vom stattlichen Gutshof verblieben nur ein paar klägliche Ruinenreste

29.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:16 Uhr
Von dem einstigen stolzen Gutshof mit vielen Gebäuden sind heute nur noch die kläglichen Mauerreste vom früheren Schafstall zu sehen. −Foto: Hammer

Schrobenhausen - Auch wenn die erste schriftliche Erwähnung im Salbuch der Herren von Schenkenau aus dem Jahr 1423 schon fast 600 Jahre zurück liegt, der Gaishof bei Edelshausen dürfte tatsächlich viel älter sein.

Er hat eine sehr wechselhafte geschichtliche Entwicklung hinter sich.

Der Lehrer Martin Sedlmeier aus Edelshausen widmet in seiner "Geschichte der ehemaligen Hofmark Edelshausen" ein eigenes Kapitel dem Gaishof. Über Jahrhunderte war mit dem Gaishof immer die Schafzucht und Schafhaltung verbunden. Der Name Gaishof rührt aber wahrscheinlich daher, dass schon lange vor der ersten schriftlichen Nennung und der Umstellung auf den Schafbetrieb auf dem Gaishof Ziegen, also Geißen gehalten wurden.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Besitzverhältnisse oftmals. Die Besitzer waren unter anderem die Herren von Schenkenau, da der Gaishof ursprünglich zur einstmaligen Hofmark Wangen gehörte. Nach den Forschungen von Georg August Reischl, dem maßgeblichen Paartalheimatforscher, kam die Schäferei 1464 in den Besitz der Sandizeller auf Edelshausen und somit zur Hofmark Edelshausen. 1931 kaufte der Gutsbesitzer Karl Egle den Gaishof.

Der Gaishof bestand über viele Jahre aus einem Wohnhaus und einem Stall. Erst in den 30er Jahren des vorigen Jahrhundert wurde zwischen den beiden ursprünglichen Gebäuden ein Stadel errichtet. Die Weiderechte und damit die Schaftriebsrechte erstreckten sich über die Gemeinden Edelshausen, Wangen mit Gröbern, Mühlried mit Königslachen, Sandhof, Högenau und Aumühle und die nördlichen Teile von Schrobenhausen. In den Glanzzeiten der Schäferei auf dem Gaishof umfassten die Herden rund 800 bis 900 Schafe. Dafür waren zeitweise drei Schäfer eingesetzt.

Bei der damals üblichen Dreifelderwirtschaft blieb jeweils ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen unbebaut. Diese Brachflächen durften beweidet werden. Aber auch die abgeernteten Felder durften in bestimmten, in der Triebordnung festgelegtem Turnus beweidet werden. Bei der Ausübung dieser Schaftriebsrechte kam es natürlich unweigerlich zu Streitigkeiten mit den Bauern der betroffenen Grundstücke. Von Gerichtsverhandlungen vor dem Landrichter in Schrobenhausen und dem Hofgericht in Neuburg ist berichtet und auch von manchen blutigen Auseinandersetzungen in Folge der nicht akzeptierten Urteile.

Als Entschädigung für die von den Bauern beklagten Weideschäden luden die Hofmarksherren die Bauern der Ortschaften, die vom Weiderecht betroffen waren, am Pfingstmontag zu einem großen Fest auf den Gaishof ein. Die Bauern wurden bewirtet und ein Pferderennen und ein "Wettlauf der großen Manns- und Weibspersonen" und auch ein Wettlauf der Jugendlichen mit ansehnlichen Preisen wurde veranstaltet. Die Feste wurden immer ausschweifender. Ausschreitungen beim Tanzen, Raufereien und böse Schlägereien trübten zuletzt dieses Volksfest. Schon immer währende Dorffehden flammten auf. Es kam zu handfesten und blutigen Auseinandersetzungen zwischen den ledigen Burschen von Edelshausen und Linden beim Rangeln um die Dorfschönen. 1838 wurde sogar ein Mann erstochen. Alles in allem Grund genug dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Der damalige Eigentümer des Gaishofs und somit Inhaber der Weiderechte und Schaftriebsrechte, Reichsrat Cajetan Peter Franz Max Anton Johann Gebhard Graf von und zu Sandizell bekam mächtig Ärger. Auf eine Eingabe der Gemeinde Edelshausen wurde im Mai 1846 vom Patrimonialrichter von Sandizell dem Edelshausener Tafernwirt Anton Stegmayr verboten, ein Pferderennen und eine Tanzmusik auf dem Gaishof abzuhalten. Damit hatte auch das Zechen ein Ende. Die groben Ausschreitungen hatten dem Pfingstmontag auf dem Gaishof ein Ende bereitet.

Auch von kriegerischen Beschädigungen war der Gaishof in seiner langen Geschichte nicht verschont geblieben. Dem Franziskanerkloster in Schrobenhausen war vom Grafen von Sandizell zur Lagerung des Sommerbieres am Gaishof ein Keller überlassen worden. Im Zuge des Ersten Koalitionskrieges wurde dieser Lagerkeller im August 1796 von durchziehenden französischen Truppen geplündert. Der ganze Biervorrat wurde gestohlen und was nicht abtransportiert werden konnte, ausgeschüttet.

1929 wurde die Schäferei aufgegeben. Der Gaishof diente einer anderen landwirtschaftlichen Nutzung. 1952 zog der letzte "Goaßhofer" nach Edelshausen hinunter. Das Wohnhaus wurde aufgegeben und verfiel. Von den einstigen stattlichen Gebäuden blieb letztlich nur der frühere Schafstall stehen. Von ihm sind heute nur noch klägliche Mauerreste zu sehen.

SZ