Eichstätt
Der Fürstbischof erlebte das fertige Buch nicht mehr

Johann Konrad von Gemmingen starb mit 51 Jahren im November 1612 – Vortrag beim Historischen Verein

31.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:05 Uhr

Das Denkmal für Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen im Eichstätter Dom. Es handelt sich um ein Werk des Münchner Meisters Hans Krumpper. - Foto: je

Eichstätt (je) Johann Konrad von Gemmingen regierte 18 Jahre als geistlicher und weltlicher Fürst das Land um Eichstätt. Im November 1612 ist er mit erst 51 Jahren gestorben. Was er hinterlassen hat, sehen die Eichstätter täglich: den sogenannten Gemmingenbau der Willibaldsburg.

Zu seinem Erbe gehören aber auch das weltweit beachtete Buch „Hortus Eystettensis“ oder eine goldene Prachtmonstranz mit hunderten Diamanten und Rubinen, die in der Schatzkammer des Diözesanmuseums ausgestellt ist.

Zum Mai-Vortrag hatte der Historische Verein Irene Reithmeier aus München eingeladen. Sie schrieb ihre Dissertation über Johann Konrad von Gemmingen und brachte Leben und Werk des Kirchenfürsten einer großen Zuhörerschar nahe. HV-Vorsitzender Albert J. Günther freute sich, den Vortrag anlässlich „400 Jahre Pflanzenbuch“ anbieten zu können. Reithmeier studierte Bayerische Landesgeschichte, Mittelalterliche Geschichte und Bayerische Kirchengeschichte. Einer ihrer Professoren hatte ihr das Thema „Gemmingen“ nahegelegt; sie fand dazu in Eichstätt und an anderen Orten eine Fülle von Dokumenten.

Die Referentin erläuterte zunächst das Hochstift Eichstätt, „das an der Schnittstelle von Bayern, Schwaben und Franken eine hohe politische Stellung einnahm“. Die Familie Gemmingen stammte aus schwäbischem Uradel, aus ihr gingen Bischöfe in Mainz, Augsburg und Eichstätt hervor. Johann Konrad sei schon früh für den geistlichen Stand bestimmt worden. Er habe Theologie und Rechtswissenschaft studiert und fast ganz Europa bereist. Im Jahr 1591 sei er Domdekan in Augsburg geworden, ein Jahr später empfing er die Priesterweihe.

Wie Irene Reitmeier weiter ausführte, folgte die Zeit als Coadjutor, in der er das Bistum für den in Verruf geratenen Kaspar von Seckendorff leitete. Die Amtsgeschäfte als Bischof und Fürst hatte Johann Konrad von Gemmingen seit Mai 1594 inne. Er unternahm danach wochenlange „Huldigungsfahrten“ durch das Hochstift mit einem gewaltigen Tross von 108 Leuten, 90 Pferden und sieben Kutschen. „Der Fürstbischof verringerte den Schuldenstand und führte eine neue Hofordnung ein“, sagte die Referentin.

Er habe der Verschwendung den Kampf angesagt, ließ Speisereste einsammeln und wiederverwerten und verbot dem Personal, aus der Hofküche Essen mit nach Hause zu nehmen. Durch seinen Generalvikar Vitus Priefer habe Gemmingen das ganze Hochstift visitieren lassen.

Das Interesse des Fürsten habe der Kunst und der Kultur gegolten. Irene Reithmeier: „Gemmingen ließ die mittelalterliche Festung Willibaldsburg durch den Augsburger Elias Holl in ein Renaissanceschloss umbauen“.

Es wurden acht botanische Einzelgärten angelegt und Pflanzen aus Afrika, Asien und Amerika nach Eichstätt geholt; allein Tulpen seien in rund 500 Varianten vorhanden gewesen. Insbesondere habe Johann Konrad von Gemmingen das Buch „Hortus Eystettensis“ mit Pflanzenbildern, gestochen auf 367 Kupferplatten, drucken lassen. Das Buch sollte die Schönheit der Pflanzen zeigen, aber auch Lehrbuch sein. „Die Vollendung erlebte der Fürst nicht mehr“, sagte die Gemmingen-Expertin. Infolge seines schlimmen Gichtleidens starb er am 7. November 1612. Die erste Auflage erschien 1613.