Greding
Der Fürst ist zurück in Greding

Originalskelett wird im Archäologie Museum gezeigt / Die fünf Bestatteten gehörten zu einer Familie

09.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:44 Uhr

 

Greding (HK) Drei Wochen vor der Einweihung des Archäologie Museums ist der Fürst nach Greding zurückgekehrt. Sein Skelett wird neben der nachgebauten großen Grabkammer zu sehen sein, in der fünf Figurinen einen lebensechten Eindruck von den vor über 1300 Jahren Bestatteten geben.

Behutsam ordnet Elisabeth Lehr-Stempel die zweischneidigen Schwerter (Spathen) und die einschneidigen Schwerter (Saxe) in der Vitrine an. Die Restauratorin hat die Exponate, die in den 90er Jahren zwischen Großhöbing und Untermässing im Zuge des Fernwasserleitungsbaus und des Baus der ICE-Trasse ausgegraben und danach in München restauriert worden sind, noch einmal konserviert. „Eisen lebt, es platzt immer etwas ab.“ Viel Fingerspitzengefühl ist auch notwendig, wenn die Expertin die Ausstattung des Fürsten um seinen skelettierten Oberkörper anordnet. Zum einen sollen die goldenen Drahtfragmente, die silbernen Pyramidenknöpfe und der Kamm aus Knochen ansprechend präsentiert werden, zum anderen sollen sie aber nicht im Sand verschwinden, der das Skelett umgibt. Eine Glasplatte wäre die Lösung, sind sich Lehr-Stempel sowie die Archäologen Birgit Friedel und Wolfgang Steeger, die das Konzept für die Ausstattung des Museums entworfen haben, sicher. Die Leiterin des Gredinger Kulturamts und künftige Museumschefin, Bettina Kempf, weiß Abhilfe. Sie fragt schnell in der Glaserei nach einer Platte in dieser Größe.

Während in den kleineren Vitrinen ein Detail ans andere gefügt wird, liegen die Figurinen schon fix und fertig im drei mal fünf Meter großen Nachbau der Grabkammer. Die Figuren wurden detailgetreu anhand der Funde gestaltet und eingekleidet. Beeindruckend sind vor allem die Gesichter, die den Betrachter in ihren Bann ziehen. „Da wird die Fantasie angeregt“, ist sich Birgit Friedel sicher, „viel mehr, als wenn nur Skelette da liegen würden.“ Wolfgang Schnaubelt, der die Köpfe anhand der Schädel mit Silikon nachmodelliert hat, bescheinigt sie eine überaus gute Arbeit. „Schaufensterpuppen würden nie diesen Eindruck erzeugen.“

Der Fürst als Höchstrangiger, leicht erkennbar an der Goldborte seines Gewands und dem Prunkschwert in seinen Armen, lag wie zu der Zeit in Bayern üblich im Süden. Er und sein Gefährte wurden auf einem Kopfkissen und einer Wolldecke bestattet, die anderen drei mussten sich mit einer einfachen Leinendecke begnügen. Allerdings gehörten auch sie zu einer höher stehenden Familie, der Fürstenfamilie der frühen Gredinger, wie Birgit Friedel überzeugt ist.

Die beiden in einem gemeinsamen Grab Bestatteten waren Brüder, wie neueste Untersuchungen der Schädelmerkmale ergeben haben. Warum aber der dritte der Brüder in dem anderen Grab begraben wurde, können sich die Archäologen nicht erklären. Die weiteren zwei in diesem Grab Bestatteten waren auch Brüder und alle fünf vermutlich Cousins. Gestorben sind alle an schweren Hiebverletzungen. „Das könnte eine Familiefehde gewesen sein“, überlegt Birgit Friedel. „Jedenfalls wurde bei diesem Kampf eine ganze Generation einer Familie ausgelöscht.“ Sicher ist nur eines: „Kurz vor der Eröffnung des Museums haben wir noch einmal wichtige Erkenntnisse gewonnen. Aber so viele Fragen geklärt werden, so viele tauchen auch neu auf.“

Ab April wird Bettina Kempf versuchen, die Fragen der Besucher zu beantworten. Sie wird für dieses Museum verantwortlich sein. Um stilecht durch das Museum führen zu können, wird sich die Historikerin auch ein bajuwarisches Gewand zulegen. Ausprobiert, wie bequem es ist, hat sie bereits bei der Freizeitmesse in Nürnberg, auf der sie die Werbetrommel für das Archäologie Museum gerührt hat.