Der Frust an der Basis

Von Horst Richter

21.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:50 Uhr

Der eine ist CSU-Parteichef, der andere Ministerpräsident in Bayern - Horst Seehofer und Markus Söder haben sich buchstäblich zusammengerauft, als es im Herbst um die neue Machtverteilung ging.

Wer dachte, nun sei endlich Ruhe eingekehrt, sah sich getäuscht. Die Auseinandersetzung Seehofers mit Angela Merkel um die Flüchtlingspolitik brachte weitere Unruhe in die Union und die Regierung in Berlin beinahe zum Auseinanderbrechen.

Jetzt, wenige Wochen vor der Landtagswahl im Freistaat, rächt sich die Art und Weise, wie die Verantwortlichen an der Spitze über Monate wie die Axt im Walde gewütet haben. Die Mitgliederzahlen der CSU sind rückläufig, die Basis wirkt verprellt. Söders Streben an die Spitze und Seehofers Festhalten an der Macht haben ebenso für Irritationen gesorgt wie der Kleinkrieg mit der Unionsschwester und die Schärfe in der Asyldebatte. Die Sprache und die Sitten im Umgang miteinander sind verroht, es zählt nur noch das "Ich" und nicht das "Wir". Wenn der Gegner gefühlt zunehmend in den eigenen Reihen sitzt, schadet das allen, der Partei wie den Wählern.

Die Chance für einen echten Neuanfang haben die ewigen Streithansel Seehofer und Söder im ersten Anlauf jedenfalls vertan. Ob sie ihrem Erbe als Nachfolger des oft zitierten CSU-Übervaters Franz Josef Strauß gerecht werden können, muss sich erst noch zeigen. Im Moment jedenfalls fühlt sich die treue Basis vielfach unverstanden und vor den Kopf gestoßen, das Wahlvolk wendet sich den Umfragen zufolge zunehmend ab. Die Unionsspitze sollte daher jetzt dringend den selbst angerichteten Scherbenhaufen zusammenkehren. Es würde helfen, einmal über ein wenig Demut in alle Richtungen nachzudenken und darüber, dass Ämter Verpflichtung sind, kein Mittel zur Selbstverwirklichung.

Wer am Ende bei all dem Gezänk profitieren könnte, lässt sich leicht ausrechnen. Dieser Gedanke macht Angst.