Der fremde Freund

Kommentar

28.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Am Ende steht vor allem große Ernüchterung. Die G 7-Staats- und Regierungschefs versuchten erst gar nicht, die mageren Ergebnisse noch schönzureden. Amerika gegen alle, US-Präsident Donald Trump gegen den Rest der Welt.

Keine Einigung beim Klimaschutz, keine konkreten Resultate in der Handelspolitik, Stillstand in der Flüchtlingspolitik, Konsens nur über den Dissens - der G 7-Gipfel markiert eine tiefe Zäsur.

Das Beinahe-Fiasko von Taormina verheißt nichts Gutes für das G 20-Treffen in Hamburg in wenigen Wochen. Trump macht Ernst, sprengt die Gipfelrunde der wichtigsten Wirtschaftsmächte und bringt sie an den Rand eines Eklats. Willkommen in der neuen tristen transatlantischen Wirklichkeit! Amerika, der fremde Freund, wirkt plötzlich noch fremder.

Auch Angela Merkel macht aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl und empfiehlt, sich von falschen Hoffnungen und Illusionen zu verabschieden und sich auf die neuen, veränderten Herausforderungen einzustellen. Europa muss sein Schicksal jetzt selbst in die Hand nehmen, vorbei ist die Zeit, in der man sich zurücklehnen und vor allem auf den großen Bruder USA verlassen konnte.

Wenn aus dieser Krise tatsächlich eine Chance werden soll, darf es nicht einmal mehr nur bei der Analyse und den üblichen Lippenbekenntnissen bleiben. Europa muss sich zusammenraufen und mehr Verantwortung übernehmen, den Fliehkräften entschlossen mit der eigenen Stärke begegnen. Deutschland und Frankreich sind jetzt gefordert, die Gemeinschaft zusammenzuhalten, sie zu stärken und zu reformieren. Ein "Weiter so" angesichts des Brexit und des Kurses des US-Präsidenten wäre brandgefährlich.