München
"Der Freistaat muss mehr für die Naturparks tun"

Christoph Würflein, Geschäftsführer der bayerischen Naturparks, warnt vor Stagnation und Verfall der Infrastruktur

08.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:09 Uhr

 

München (DK) Gestern haben sich in München Vertreter der 18 bayerischen Naturparks zu ihrer Jahrestagung getroffen. Die Naturparks machen ein Drittel der bayerischen Landesfläche aus. Der Eichstätter Landrat Anton Knapp (CSU) wurde als Verbandsvorsitzender wiedergewählt.

Geschäftsführer bleibt Christoph Würflein, der auch den Naturpark Altmühltal leitet. Er fordert vom Freistaat mehr Personal in den Parkverwaltungen. Mit Würflein sprach unser Redakteur Til Huber.

 

Herr Würflein, wie geht es den bayerischen Naturparks?

Christoph Würflein: Auf der einen Seite sind sie hoch anerkannt. Aber gerade herrscht eher Stagnation. Unsere Geschäftsstellen sind schlecht ausgestattet. Dort arbeiten laut Staatsregierung insgesamt nur zehn Vollzeitkräfte und 19,1 Teilzeitkräfte. Es gibt Verwaltungen mit nicht mal einer vollen Stelle. Der Freistaat muss mehr für die Naturparks tun.

Sie fühlen sich vom Freistaat vernachlässigt?

Würflein: Ja. Kleinere Naturparks bekommen derzeit 10 000 Euro, größere bis zu 20 000 Euro. Man muss nicht lange rechnen, wie viele qualifizierte Leute sie dafür bekommen: nicht einmal eine Halbtagskraft. Wir sind der Meinung, dass die Verwaltung eines großen Naturparks vom Freistaat mit mindestens 100 000 Euro gefördert werden muss. Außerdem gibt es zu viel Bürokratie. Wir brauchen weniger Verwaltungsaufwand.

Wer stemmt den Betrieb?

Würflein: Die Landkreise und Gemeinden. Viele Landkreise befinden sich aber in strukturschwachen Regionen. Da sitzt der Euro nicht so locker. In vielen Verwaltungen ist deshalb nicht die Kapazität da, kreativ eigene Projekte zu entwickeln. Man kann nur noch verwalten statt gestalten.

Wo könnten Sie mehr machen?

Würflein: Eigentlich überall, wo wir Aufgaben haben. Wir sind für Natur und Umweltschutz zuständig. Aber auch für Erholungsvorsorge. Wir bereiten die Landschaft für den Tourismus und die Naherholung auf – mit Wanderwegen, Lehrpfaden, Informationen. Wir arbeiten auch in der Umweltbildung. Die Kinder wachsen heute mehr mit dem Smartphone auf, als dass sie echte Naturerfahrungen haben. Wir könnten mehr mit Schulen und Kindergärten zusammenarbeiten. Und gerade in strukturschwachen Regionen sollen die Naturparks auch Wertschöpfung erzeugen – mit regionalen Marken wie dem Rhönschaf oder dem Altmühltaler Lamm.

Im Naturpark Altmühltal haben Sie zuletzt erstmals einen Rückgang an Touristen festgestellt. Ist das eine Folge der Stagnation?

Würflein: Im vergangenen Jahr ist das eher auf das schlechte Wetter zurückzuführen. Aber langfristig ist es schon so: Wenn Infrastruktur und Angebote nicht mehr stimmen, dann spürt man das am Tourismus. Dann wird die Wertschöpfung geschädigt. Es kann auch nicht sein, dass das, was in den letzten Jahrzehnten aufgebaut worden ist, schleichend verfällt.