Der "Franken-Tatort" bekommt frische Konkurrenz

20.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:01 Uhr

Zwei fränkische Filmstudenten aus Salzburg drehen einen Frankenkrimi.

Eine wahre Mordgeschichte aus Erlangen liefert den Stoff für den neuen Kriminalstreifen mit dem Titel "Todsicher". Die Dreharbeiten beginnen dieser Tage. Für eine Szene im Wirtshaus Neder in Forchheim suchen die Filmemacher noch Komparsen.

"Eine gute Geschichte kann überall stattfinden. Wir machen den Frankenkrimi nicht nur aus Lokalpatriotismus", sagt Lorenz Wetscher und erzählt, wie der 28-jährige Filmstudent aus Nürnberg an der Salzburger Hochschule mit Mario Klaus (Foto: Schmeier) auf einen anderen filmverrückten Franken gestoßen ist. "Der Mario hat mir in Salzburg von diesem Kriminalfall aus Erlangen erzählt. Zwei Bestatter bringen aus Geldnot einen anderen Bestatter um. Danach stellen die Täter falsche Papiere aus und verbrennen die Leiche. Eine total verrückte Geschichte über einen fast perfekten Mord", erzählt Lorenz Wetscher, der bei dem Frankenkrimi die Regiearbeit übernehmen wird.

Die Hauptrollen werden in dem neuen Frankenkrimi mit dem Titel "Todsicher" und dem fränkischen Untertitel "Dodessicher" von bekannten Schauspielern wie Thorsten Krohn (hat in "Der Untergang" mitgespielt) oder Werner Kalb ("Schutzengel" von Til Schweiger) gespielt. Mit Gilbert von Sohlern (Polizeiruf 110) übernimmt ein adliger Franke die Titelrolle. Mit Andreas Leopold Schadt ist in einer Nebenrolle sogar ein waschechter Franken-Kommissar aus dem "echten" Tatort-Team dabei.

Der 24-jährige Mario Klaus aus Erlangen hat das Drehbuch geschrieben und kümmert sich neben der Produktion auch um die Kameraarbeit. "Mann muss sich nur umschauen und die Zeitung aufmerksam lesen. Dann spielen sich die Dramen direkt vor der Haustür ab", findet Mario Klaus, den die skurrile Mordgeschichte aus seiner mittelfränkischen Heimatstadt zu dem Drehbuch inspiriert hat. "Der Mord aus dem Jahr 2007 wäre wahrscheinlich niemals aufgeklärt worden, wenn einer der Täter keine Gewissensbisse bekommen hätte und mit einem Geständnis zur Polizei gegangen wäre", sagt Klaus.

Verstecken wollen die beiden Filmemacher den fränkischen Dialekt in ihrem Frankenkrimi nicht. Ganz im Gegenteil. Die fränkische Mundart soll in dem Film sogar eine Schlüsselrolle spielen. "Der Fall spielt in Franken. Also sollen die Schauspieler auch fränkisch sprechen", sagen Klaus und Wetscher unisono. Wichtig ist den beiden, dass der fränkische Dialekt in ihrer Krimikomödie nicht als "Witzsprache" missverstanden werden könne. "Wir wollen keinen fränkischen Schenkelklopfer-Film machen, in dem die Franken mal wieder wie Idioten wegkommen", betont Lorenz Wetscher und schwärmt von wirklichen Charakteren, die Franken für den Film in Hülle und Fülle zu bieten habe.

Mit diesem Ansatz wollen sich die jungen Heimatkrimi-Filmemacher bewusst vom klischeehaften Fernsehfilm abheben und damit alte Franken(krimi)-Zöpfe abschneiden. "Wir wollen kein Klamauk und keine heile Welt. Die menschlichen Beziehungen sind dramatisch genug", kündigt Lorenz Wetscher an. Auch bei der Auswahl der Drehorte wollen die Filmemacher nicht auf weichgespülte Heimatmotive setzen. "Wir werden von Franken keine Postkarten-Idylle zeigen", sagt Mario Klaus klipp und klar. "Wir wollen auch die dunkle und düstere Seite der Charaktere zeigen. Wir wollen die Geschichte ernst nehmen. "

Ohne Franken-Idylle kommen aber auch die beiden Filmemacher-Freunde nicht aus. Die Stammkneipe der beiden Bestatter haben Klaus und Wetscher kurzerhand in den beliebten Brauereigasthof Neder nach Forchheim verlegt, der für seine urfränkische Atmosphäre bekannt ist. "Wir haben bestimmt neun Kneipen gecastet. So etwas wie den Neder gibt es fast nimmer. "

npe