Ingolstadt
"Der Fachkräftemangel wird weiter verstärkt"

Wirtschaftsjunioren gegen Rente mit 63 - Ingolstädter Verband beteiligt sich an deutschlandweiter Kampagne

13.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:49 Uhr

Säckeweise Protest gegen die Rente mit 63: Simon Trockel, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren (links), und sein Stellvertreter Thomas Oelker freuen sich über 2000 unterzeichnete Postkarten - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Sie haben sich für 2014 neu aufgestellt, den Vorstand um zehn Jahre verjüngt und wollen ihren Anliegen in Ingolstadt und der Region zukünftig mehr Gehör verleihen. Die Wirtschaftsjunioren haben sich dafür auch gleich ein brisantes Thema ausgesucht: Den jungen Unternehmern liegt die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren im Magen.

Diese soll im Mai im Bundestag verabschiedet werden. Sie befürchten dadurch den „Ausverkauf der Interessen der nächsten Generation“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

„Wir gönnen jedem seine wohlverdiente Rente“, sagt Simon Trockel, Vorsitzender und Sprecher der Wirtschaftsjunioren Ingolstadt, hierzu. „Aber wir müssen uns klar machen, dass die nächste Generation das ausbaden wird. Denn rein arbeitskrafttechnisch können wir uns das gar nicht leisten.“

Der 25-Jährige selbstständige Wirtschaftsinformatiker denkt dabei vor allem an den Fachkräftemangel in Deutschland. Dieser würde, nach Ansicht der Wirtschaftsjunioren, durch das Rentenpaket weiter verstärkt. „Weil Leute mit Know how in den Ruhestand gehen“, sagt Trockel. Statt dessen plädiert er dafür, der Rente mit 67 eine Chance zu geben: „Erst mal sehen und ausprobieren und nicht etwas korrigieren, das bislang noch keine Wirkung gezeigt hat. Schritte aus der Agenda 2010 jetzt rückgängig zu machen ist nicht der richtige Weg“, so sein Argument in Richtung großer Koalition. Denn das Rentengeschenk der Regierung würde auch noch die Kinder und Enkelkinder derjenigen belasten, die jetzt davon profitieren.

Um ihrer Forderung, die Rente mit 67 nicht abzuschaffen, Nachdruck zu verleihen, haben die Wirtschaftsjunioren Deutschland eine Postkartenaktion gestartet, die noch bis Mai läuft und in der sie die Bundesregierung zu mehr Generationengerechtigkeit auffordern. Die Postkarten wurden an alle 14 000 Wirtschaftsjunioren in Deutschland versandt. „Über 2000 Karten wurden bereits unterzeichnet. Diese werden von uns in Berlin überreicht“, erklärt Trockel. Parallel dazu könne man sich auf der Internetseite www.rentekannste-knicken.de eintragen und so an der Kampagne teilnehmen.

Das Thema Fachkräftemangel bewegt die Ingolstädter Wirtschaftsjunioren aber auch regional. So möchten sie ihren Focus künftig darauf ausrichten, Wirtschaftszweige abseits der Automobilindustrie in Ingolstadt und der Region anzusiedeln. Es soll zudem ein Netzwerk geschaffen werden, damit der Mittelstand bei der Personalsuche mit großen Arbeitgebern wie Audi konkurrieren könne. Trockel hierzu: „Wir wollen junge Unternehmer mit jungen Unternehmen vernetzen, um sie zum Erfolg zu führen.“

Auch die Anzahl der Veranstaltungen wurde für das laufende Jahr verdoppelt. Neben Projekten wie „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“, dessen Preisträger 2013 erst kürzlich im Alten Rathaus ausgezeichnet wurden, ist mit dem „Bürogolfturnier“ im Herbst die erste große Aktion geplant. Außerdem sind die jungen Unternehmer stets auf der Suche nach engagierten Nachwuchsunternehmern oder Menschen, die vorhaben, sich selbstständig zu machen. Zum Kennenlernen findet jeden ersten Montag im Monat ein Afterwork-Stammtisch statt.

Bei aller Ausrichtung auf wirtschaftliche Ziele, kommt bei den Wirtschaftsjunioren auch das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht zu kurz. Es zählt sogar zu den fünf strategischen Erfolgspositionen, denen sich der Verband verpflichtet fühlt. Auch Simon Trockel ist dieser Punkt wichtig, auch wenn er noch keine eigenen Angestellten hat: „Ich will glückliche Mitarbeiter“, betont er. Denn wer glücklich sei, der sei auch motiviert. Auch das mache den Erfolg eines Unternehmens aus.