Ingolstadt
Der etwas andere Boxenstopp

Die neue Sonderausstellung im Museum mobile verbindet Rennautos und Konkrete Kunstwerke

22.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:46 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Normalerweise dreht sich im Audi-Museum fast alles um PS-starke Fahrzeuge. Doch die teilen sich in der neuen Sonderausstellung das Rampenlicht mit Werken Konkreter Kunst, in denen Künstler Stephan Quenkert seine Sicht auf den Motorrennsport verewigt hat – mit Aluminium.

Der Rundbau des Museums ist ziemlich weitläufig. Doch zwischendurch kamen dem Leiter Thomas Stebich bei der Planung doch die Zweifel. Würde das alles mit den Kisten überhaupt hier in den ersten Stock reinpassen? Würde dazwischen dann noch Platz sein, sich vernünftig zu bewegen? Oder wäre es mehr Labyrinth als Museum. Angesichts von mehreren hölzernen Transportcontainerboxen, wie sie beim Überseehandel genutzt werden, eine völlig verständliche Frage. Aber jetzt, „wo alles so schön hier steht“, sagt Stebich, „ist wirklich noch viel Raum, die Perspektive zu wechseln“. Und, so empfahl der Museumsleiter auch noch, man müsse unbedingt ein oder zwei Stockwerke hinaufgehen. Der Blick von oben biete noch einmal einen ganz anderen Einblick in den „Boxenstopp“.

So wird die neue Sonderausstellung der Museumsmacher von Audi genannt. Sie ist ab heute bis zum 28. Februar an der Ettinger Straße zu sehen. Der Boxenstopp dürfe somit auch etwas länger dauern, als es im Motorsport eigentlich üblich ist, scherzten die Verantwortlichen anlässlich der Eröffnung gestern. Der automobile Motorrennsport ist der Aufhänger für die „Sondersonderaustellung“, wie man auch sagen könnte. Denn die Wechselschau bietet im Herbst einen für Audi seltenen Ausflug in die Kunst, was aber ganz normal für ein Automuseum ist. 22 Werke stehen fünf Rennautos gegenüber, die allesamt für sich – und noch mehr im Zusammenspiel – ein Blickfang sind.

Verantwortlich dafür ist Künstler Stephan Quenkert, der sich von Rennsportbildern hat inspirieren lassen. Denn am Anfang war das Foto. Rund 500 Motive von Rennsportveranstaltungen wählte der freiberufliche Künstler, der aus Nordrhein-Westfalen stammt und in Landshut lebt, aus dem Pool aus, den ihm Auftraggeber Audi zur Verfügung stellte. „Dann haben mich welche geradezu angesprungen, dass ich gesagt habe, die bearbeite ich.“ Wie der 56-Jährige das anstellt, zeigt ein sechsminütiges Video, das ebenfalls im Museum zu sehen ist. „Der Künstler macht nicht irgendetwas, sondern geht sehr planvoll vor“, fasste Museumsleiter Stebich anerkennend zusammen.

Künstler Quenkert bringt den entsprechenden Hintergrund mit: als gelernter Maschinenschlosser und Diplom-Designer. Seine Werke sind aus Aluminium, „wie es die Automobilindustrie auch verwendet“. Genauso bei den Lacken. Er abstrahiert die Motive aus den Fotos fast bis zur Unkenntlichkeit, doch mit den Rennautos als Blickfang ist die Verknüpfung sofort wieder da. Besonders sichtbar bei dem Werk „Steve McQueen“, das dem legendären Schauspieler und Rennfahrer gewidmet ist. Der Le-Mans-R8 von 2001 im blau-orange-farbenen Gulf-Design erinnert an den Klassiker. Ein passendes Kunstwerk hat Quenkert geschaffen.

Während der Gulf-Renner eine Leihgabe ist, stammen die anderen vier Autos von Audi-Tradition: der Silberpfeil Auto Union Typ D (1939), der Le-Mans-Sieger R18 e-tron quattro (2012) mit originalen Rennspuren, ein R8-LMS-Fahrzeug und der A4-DTM-Wagen im Playboy-Design.

„Rennsport ist nicht nur akustisch sehr laut, sondern auch visuell“, beschreibt Quenkert die Ausgangslage. Ein Renner lasse sich nur in Details erkennen, wenn er vorbeihuscht. In ganzer Pracht lediglich an der Box. Die ist im Museum mit den Transportkisten in Originalgröße interpretiert. Von überall ergibt sich ein neuer Blickwinkel auf Kunst und Autos.